Meine Hauszeit:Lernroutine in ungewissen Zeiten

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Sinja Habbe muss ihr kommendes Abitur nun alleine von daheim vorbereiten. (Foto: Privat)

Sinja Habbe vom Gymnasium in Garching bereitet sich aufs Abi vor

Von Carina Irimia, Garching

Eigentlich hätte Sinja Habbe, 17, am Freitag von acht bis 13 Uhr jeweils eine Doppelstunde Englisch, Geschichte und Mathe im Werner-Heisenberg-Gymnasium in Garching. Danach würde sie entweder ins Fitnessstudio gehen oder sich mit Freunden treffen. Stattdessen bleibt die Abiturientin wie alle anderen Schülerinnen und Schüler Zuhause, bearbeitet Aufgaben, die ihr die Lehrer schicken oder malt etwas, beschäftigt sich mehr mit sich selbst. Ihre Freunde trifft sie weiterhin - aber nur beim Videoanruf.

"Man hatte genaue Vorstellungen, wie alles bis zum Abitur abläuft und man wusste, was auf einen zukommt. Aber jetzt ist alles ungewiss", sagt Habbe. Sie versucht, sich trotzdem an den ungefähren Ablauf zu halten und sortiert die Unterlagen für ihre Prüfungsfächer. In Mathe, Deutsch und Englisch finden die Prüfungen schriftlich statt, Geschichte und Kunst werden mündlich abgefragt. Die 17-Jährige lässt in dieser Ausnahmesituation nichts schleifen: "Als Abiturient weiß man, man sollte etwas machen." Momentan bekommt Sinja Habbe zwar in allen Fächern den Schulstoff zugeschickt, verpflichtend durchgehen muss sie aber nur die Prüfungsfächer.

In der Regel hat sie bis Mitternacht Zeit, den Lehrern die bearbeiteten Aufgaben zurückzuschicken. Für den Stoff, den sie im Fach Deutsch bekommt, benötigt sie ungefähr die gleiche Zeit, die sie auch in der Schule damit verbringen würde. Mathe ist ein bisschen weniger, "aber da kommt es auch darauf an, wie viele Übungen man noch von sich aus macht", sagt Habbe.

Zuhause hat sie sich eine Routine geschaffen. "Sonst wird es schon schwer, sich hinzusetzen", sagt sie. Normalerweise arbeitet sie montags und mittwochs von vier bis sechs Uhr in einem Gemüseladen in der Nähe. Jetzt hat sie mehr Arbeitszeiten übernommen, um die Inhaber zu entlasten. Die Schulsachen versucht sie, vor der Arbeit fertig zu bekommen. Habbe will nach dem Abitur für ein paar Monate nach Australien und dort reisen und arbeiten. "Ich hoffe, dass das dann auch wieder möglich ist." Je mehr sie jetzt arbeitet, desto höher ist ihr Startkapital später. Nach aktuellem Stand soll nach den Osterferien der Unterricht weitergehen und die Prüfungen sollen mit Verschiebungen stattfinden. Darauf hofft Habbe: "Ich würde lieber normal in die Schule gehen, Freunde treffen und mich aufs Abitur vorbereiten."

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© SZ vom 27.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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