Medienkompetenz:Bibliotheksverband feiert in Oberhaching 50. Geburtstag

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Nicht nur Treffpunkt zum Lesen: Georg Fisch, Stefan Schelle, Ute Palmer, Ralf Brugbauer, Hannelore Vogt, Gerhard Hopp, Cornelia Vonhof und Klaus Ceynowa (von links) in der Oberhachinger Gemeindebücherei. (Foto: Claus Schunk)

Von Patrik Stäbler, Oberhaching

Während oben im Saal über die Bücherei von morgen diskutiert wird, machen sich unten im Kinderbereich der Gemeindebibliothek Krokodil, Frosch und Co. bereit fürs große Wettschwimmen.

Dort haben Stefanie Schmidt und ihre fünf- und zweijährigen Enkel auf einem der Tische das Brettspiel "Go Gecko Go" aufgebaut. "Immer, wenn die beiden mich besuchen, gehen wir zusammen in die Bücherei", sagt die 60-jährige Oberhachingerin. Doch auch für sich selbst leiht Stefanie Schmidt hier oft Bücher aus. Oder sie sucht sich ein ruhiges Plätzchen, um in Zeitungen und Zeitschriften zu schmökern - wobei sie immer wieder bekannte Gesichter trifft.

Für Stefanie Schmidt ist die Gemeindebücherei fraglos ein "Ort des Wissens" wie auch ein "Ort der Begegnung" - so nennt das oben im Saal Gerhard Hopp. Der CSU-Landtagsabgeordnete ist Vorsitzender des Bayerischen Bibliotheksverbands (BBV), der sich am Donnerstag in Oberhaching getroffen hat, um nicht nur seine Mitgliederversammlung abzuhalten, sondern auch 50. Geburtstag zu feiern. Aus diesem Anlass sind rund 50 Vertreter von Bibliotheken aus dem ganzen Freistaat gekommen - an einen Ort, "den wir nicht besser hätten wählen können", sagt Hopp.

Er lobt die Oberhachinger Bücherei als "absoluten Schatz in unserer Bibliothekslandschaft", die ein Stück weit auch Vorbild sein könne bei der Suche nach der Bibliothek von morgen.

Lesecafe und sogar echte Blumen

Das Haus mit seinen großzügigen Räumlichkeiten wurde im Jahr 2003 eröffnet. Im Eingangsbereich gibt es ein Lesecafé mit Sitzgruppen und Tischen, auf denen sogar echte Blumen stehen. Darüber hinaus finden sich auf allen Etagen zahlreiche Lese- und Arbeitsplätze, dazu Spieltische für Kinder, natürlich kostenloses Wlan, ein üppiges Angebot mit gut 47 000 Medien (davon 37 000 auf Papier) sowie eine heimelige Atmosphäre, die zum Verweilen einlädt. "Die Bücherei ist damals sehr innovativ geplant worden", sagt Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle (CSU).

Inzwischen sei sie "fast ein Lebensgefühl" und ein sozialer Treffpunkt, der jährlich mehr als 100 000 Besucher anziehe - bei rund 12 000 Einwohnern. Für die Gemeinde hat das freilich seinen Preis: Mit knapp einer halben Million Euro jährlich schlage die Bibliothek im Haushalt zu Buche, sagt Schelle. "Aber das muss es einem auch wert sein."

Die Wertschätzung für öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken aufrecht zu erhalten oder gar noch zu steigern - das ist eine der Hauptaufgaben des BBV. Schließlich kämen den Büchereien eine "wichtige gesellschaftliche Rolle" zu, sagt Vorsitzender Hopp - gerade jetzt, da sich die Gesellschaft radikal verändere. "In Zeiten von Fake News und Alternativen Fakten wird die kritische Auseinandersetzung mit Informationen zu einer wichtigen Fähigkeit, die jede Altersgruppe beherrschen muss."

Medienkompetenz im Zentrum

Büchereien komme hier eine Schlüsselrolle zu, "indem sie Informations- und Medienkompetenz in den Mittelpunkt ihrer Arbeit rücken", sagt Hopp. Zudem seien die Einrichtungen - auch durch ihre Veranstaltungen und ihre Kooperationen mit Schulen und Volkshochschulen - Orte der Begegnung. "Hier findet noch echter Austausch statt", betont Hopp.

"Das ist wichtig in Zeiten, in denen immer mehr Menschen sich vornehmlich in ihren eigenen Echokammern in den sozialen Netzwerken austauschen."

© SZ vom 25.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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