Maibaum in Oberschleißheim:Nackte Pracht

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Kein Farbklecks: In Oberschleißheim wird der Maibaum nicht angestrichen. Macht nichts - auch das hat Tradition. (Foto: Imago)

Die Freiwillige Feuerwehr stellt heuer ihren Maibaum ohne weißblauen Anstrich auf. Die Tradition erlaubt das.

Von Annika Eder, Oberschleißheim

Auf den typischen weiß-blauen Anstrich verzichtet die Freiwillige Feuerwehr Oberschleißheim dieses Jahr. Ihr Maibaum wird stattdessen in seiner ganzen "nackigen Pracht" erscheinen. Geschält und nur mit dem Grundschmuck, also Fahnen und Kränzen, ist er am ersten Maitag von 11 Uhr an am neuen Bürgerplatz zu bestaunen. Eine uralte bayerische Tradition stecke dahinter, erklärt Feuerwehrler Hubertus Korste, denn Maibäume seien in der Geschichte nicht immer weiß-blau gewesen. In diesem Punkt stimmt ihm Michael Ritter vom Bayerischen Landesverband für Heimatpflege zu.

Die landläufige Meinung zur typischen Bemalung sei ein Trugschluss, denn der Ortsmaibaum sei schon immer in unterschiedlichsten Farben, Formen und Verzierungen aufgestellt worden, und Weiß-Blau erfreue sich erst in den vergangenen Jahren immer größerer Beliebtheit. Die Oberschleißheimer jedenfalls brechen mit den Trendfarben. Durchaus begrüßenswert, findet der Heimatpfleger, der es schade fände, wenn die gestalterische Vielfalt einer uniformen Bemalung weichen würde.

Dass die Freiwillige Feuerwehr den Mythos, in Oberbayern müsse der Baum weiß-blau sein, widerlegt, ist freilich nicht ganz uneigennützig: Tatsächlich steckt hinter der Rückbesinnung auf die "alte", nackige Form nämlich schlicht und einfach Zeitmangel. "Aus der Not eine Tugend machen", gibt Korste lachend zu. Für eine Bemalung wäre der Baumstamm einfach noch nicht trocken genug gewesen, deswegen habe man sich nach langer Recherche über verschiedene Brauchtümer eben für diese Variante entschieden.

Beim Aufstellen des hölzernen Riesen selbst verzichtet der Verein jedoch auf Tradition und setzt stattdessen auf Sicherheit. An Stelle von Manpower übernimmt ein Kran die Arbeit, um die umliegenden Gebäude und vor allem die Besucher nicht zu gefährden. Es könne beim Aufstellen per Hand so vieles schiefgehen und dieses Risiko wollten sie auf keinen Fall eingehen, erklärt Korste die Vorsichtsmaßnahme. Der nötige Sicherheitsabstand sei am Bürgerplatz einfach nicht zu gewährleisten. Auch werde kein Loch in den Boden geschaufelt, sondern ein Halter verwendet, zwischen dem der Baum eingespannt werden kann. Das sei nicht nur sicherer, sondern auf dem neuen, gepflasterten Platz gar nicht anders möglich. Zwei Jahre musste wegen Umbauarbeiten auf ihn verzichtet werden, das Projekt "Neues Ortszentrum" ist pünktlich zur Maifeier fertig gestellt worden.

Die neuen Schilder sind aus langlebigem Metall

Aber nicht nur der Veranstaltungsort ist neu, es werde auch an neuen Zunftschildern gearbeitet, verrät Korste. Die alten Schilder aus Holz seien in einem irreparablen Zustand, deswegen habe man neue in Auftrag gegeben und dabei auch an die Haltbarkeit gedacht. Die neuen Schilder, die das Ortsleben von Oberschleißheim zeigen, sind aus langlebigem Metall. Wer will und ein wenig Geld dafür locker macht, kann eine Patenschaft für eines von 16 Schildern übernehmen und sich so in dem Metall verewigen - mit seinem Namen oder einem Symbol. Das können Vereine sein, aber auch das Rathaus oder Privatpersonen. Am kommenden Dienstag setzen die Oberschleißheimer zwar auf den kahlen Maibaum, im nächsten Jahr aber wird die Rotfichte wahrscheinlich doch noch einen weiß-blauen Anstrich bekommen.

Circa 4000 Gäste werden zu dem traditionellen Spektakel erwartet, bei dem Mitglieder des Trachtenvereins Birkenstoana, begleitet von der Musik der Schloßpfeifer, traditionelle Maitänze auf den Tanzboden zeigen wird. Bis es soweit ist, wird der Baum jedoch an einem geheimen Ort aufbewahrt und gut bewacht. Für Hubertus Korste ist die Wache dieses Jahr das A und O: "Damit ihn uns auch ja niemand mehr klauen kann!" Denn eine Wiederholung des Maibaumklaus im Jahr 2015, bei dem die Feldmochinger Burschen den Baum in einer Nacht- und Nebelaktion wegtrugen, will die Freiwillige Feuerwehr diesmal um jeden Preis vermeiden.

© SZ vom 28.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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