Landtagswahl:Ringen um den Norden

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Warten auf den Startschuss: Die Direktkandidaten für den Stimmkreis München-Land Nord und die Moderatoren kurz vor Beginn der Podiumsdiskussion in Unterschleißheim. (Foto: CLAUS SCHUNK)

Bei der Podiumsdiskussion der Direktkandidaten im nördlichen Stimmkreis München-Land in Unterschleißheim geht es auch um viele Nachteile, unter denen die Menschen in der Region zu leiden haben. Die Bewerber bieten unterschiedliche Lösungen an und beharken sich verbal

Von Sabine Wejsada, Unterschleißheim

Schlagabtausch knapp zwei Wochen vor der Landtagswahl am 14. Oktober: Die Direktkandidaten der aussichtsreichsten Parteien im Stimmkreis München-Land Nord haben sich am Montagabend im Bürgerhaus Unterschleißheim einen Wettstreit um die Gunst der Wähler geliefert. Ernst Weidenbusch (CSU) aus Haar, Annette Ganssmüller-Maluche (SPD) aus Ismaning, Claudia Köhler aus Unterhaching (Grüne), der Ismaninger Nikolaus Kraus (Freie Wähler), Rainer Gross aus Gauting (AfD), Thomas Jännert aus Kirchheim (FDP) und Robert Hamm (Die Linke) aus Garching stellten sich den Fragen von Lars Brunckhorst ( Süddeutsche Zeitung) und Günter Hiel ( Münchner Merkur).

Und auch das Publikum hatte die Gelegenheit, die Kandidaten in der von der Volkshochschule Nord organisierten Diskussion zur Rede zu stellen. Die mehr als 300 Zuhörer machten davon rege Gebrauch.

Die Liste der Themen, die an diesem Abend diskutiert wurden, war lang - und angesichts der Örtlichkeit natürlich auch lokal geprägt: zum Beispiel die umstrittene Stationierung der Hubschrauberstaffel der Bayerischen Polizei in Oberschleißheim. Erst am vergangenen Freitag hatten einige der Direktkandidaten im Stimmkreis München-Land Nord bei einer Demonstration den Schulterschluss geübt und protestiert.

Gerieten mehrfach aneinander: Ernst Weidenbusch warf Annette Ganssmüller-Maluche sogar die Verbreitung von Fake News vor. (Foto: CLAUS SCHUNK)

Die Hubschrauber sollen bleiben, wo sie sind

Auch wenn sich Weidenbusch und Ganssmüller-Maluche auf dem Podium beharkten, wer nun für den von der Regierung von Oberbayern genehmigten Beschluss verantwortlich sei, sind sie sich in der Sache einig: Die bayerischen Polizeihubschrauber sollen bleiben, wo sie sind, nämlich am Flughafen im Erdinger Moos, oder auch andere Standorte geprüft werden. Und deswegen wird geklagt. Die Hoffnung auf einen Sieg vor Gericht teilen die Kandidaten.

Mehr als 300 Interessierte fanden den Weg nach Unterschleißheim, um den sieben Kandidaten zuzuhören. (Foto: CLAUS SCHUNK)

Bei der seit Jahren geführten Diskussion um den Bau einer dritten Startbahn am Flughafen im Erdinger Moos, dem aktuellen Standort der Polizeihelikopter, blieben die Antworten auf dem Podium unterschiedlich: CSU-Mann Weidenbusch sieht nach eigenen Worten keinen "direkten Anlass" für eine weitere Piste, will einen Bau aber nicht ausschließen.

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FDP-Kandidat Jännert hält sie für nötig, Kraus von den Freien Wählern findet es "feige von der Politik", dass man die Startbahn nicht beerdigt. Köhler (Grüne) kritisierte "das unanständige Taktieren" der Staatsregierung, eben nicht klar zu sagen, dass die Bahn gebaut werden solle: "Nach der Wahl wird der Entscheid kommen." Ganssmüller-Maluche und Hamm von den Linken lehnen das Projekt rundweg ab.

Einigkeit herrschte auf dem Podium beim Thema MVV-Tarifreform, durch die sich vor allem die Pendler im Norden des Landkreises benachteiligt fühlen und weiter um Verbesserungen kämpfen. Man müsse jetzt die Chance zur Optimierung nutzen, forderte Ganssmüller-Maluche. Ein komplettes Scheitern der in drei Jahren ausgehandelten Reform will offenbar niemand riskieren. Aber für den Landkreis muss etwas rausspringen, glaubt man den Direktkandidaten.

Der Südring ist "überfällig", sagt Nikolaus Kraus

Und sei es das 365-Euro-Ticket von Markus Söder. Dass der Freistaat seinen Beitrag leisten müsse, fordern Grüne und SPD. Weidenbusch bezeichnete die Reform allerdings für gescheitert, da dadurch etwa die Pendler aus Unterschleißheim nur Nachteile haben würden.

Kraus berichtete, dass viele Lokalpolitiker und Bewohner in den Nordkommunen ohnehin den Eindruck hätten, sie müssten die Lasten des gesamten Landkreises München tragen, obwohl sie den Löwenanteil der Wirtschaftskraft bedienen. "Wenn es im Münchner Norden nicht mehr läuft, dann läuft es nirgends in Bayern", sagte Kraus. Stichwort: Stiefkind Landkreis-Norden.

Genau vor diesem Hintergrund ist das Thema Autobahn-Südring in diesem Wahlkampf wieder aufgeploppt. Auf dem Podium in Unterschleißheim herrschte Einigkeit, dass die Nord-Kommunen dringend eine verkehrsmäßige Entlastung brauchten. Für Weidenbusch, Kraus und Hamm braucht es den Südring - im besten Fall in einem Tunnel. Kraus sagte, er sei "überfällig". Ganssmüller-Maluche hat ihre Meinung geändert: Sie sei früher Befürworterin des Ringschlusses gewesen, aber "der Südring wird nicht kommen", sagte sie. Denn die Mobilität der Zukunft müsse eine anderen Weg gehen, forderte die SPD-Politikerin - Claudia Köhler stimmte zu.

© SZ vom 02.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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