Landschaftspark Hachinger Tal:Bekenntnis zu einem Kleinod

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Überwucherte Vergangenheit. Alte Eisenbahnschienen erinnern im Landschaftspark Hachinger Tal noch an den alten Militärflugplatz. (Foto: Claus Schunk)

Beim Kauf des Flugplatzgeländes 1998 hat sich die Gemeinde Unterhaching verpflichtet, 20 Jahre lang auf Bebauung zu verzichten. Inzwischen ist hier eine Oase für Mensch und Natur entstanden und Bürgermeister Wolfgang Panzer verspricht: Alles bleibt unangetastet

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Im Mai erwartet Unterhaching wieder einen weit gereisten Gast. Zumindest hofft man, dass der äußerst seltene Karmingimpel erneut seinen Weg aus dem Winterquartier in Indien und Pakistan in den Landschaftspark im Hachinger Tal findet. Dort ist er in recht illustrer Gesellschaft. Rar gewordene Schmetterlinge wie der Himmelblaue Bläuling fühlen sich hier ebenso wohl wie die unter Schutz stehende Wechselkröte, auch Störche, Feldlerchen und sogar ein Steinadler wurden bereits gesichtet.

Mitten im Siedlungsgebiet des Münchner Südostens ist in den vergangenen 20 Jahren auf einem ehemaligen Flugplatz eine 240 Hektar große Oase entstanden, in der sich tatsächlich Füchse und Hasen gute Nacht sagen und zugleich die Bewohner der umliegenden Gemeinden ihre Freizeit verbringen können. "Wir haben ein Kleinod geschaffen, das im weiteren Umkreis seinesgleichen sucht", sagte Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) diese Woche bei der Auftaktveranstaltung zum Jubiläumsjahr im Kubiz und versprach zugleich, weiterhin alles so zu belassen, wie es ist: "Mit mir als Bürgermeister wird es auch in der Zukunft keine baulichen Entwicklungen im Landschaftspark geben, egal wie hoch der Siedlungsdruck in unserer Region noch werden mag." Unterhaching müsse den nachfolgenden Generationen auch Freiräume überlassen, die dann also solche gestaltet werden könnten. Sein Kollege aus Neubiberg, Günter Heyland (Freie Wähler), stimmte ihm zu: "Als ich gerade durch den Landschaftspark nach Unterhaching geradelt bin und den Blick aufs Gebirge hatte, ist mir das Herz aufgegangen. Diese Fläche ist von unschätzbarem Wert, den es zu erhalten gilt", sagte er im Kubiz.

Entspannung am Hachinger Bach im Landschaftspark. (Foto: Angelika Bardehle)

Zahlreiche Veranstaltungen im Jubiläumsjahr

Das Bekenntnis der beiden Rathauschefs kommt nicht von ungefähr, auch nicht der Zeitpunkt, ausgerechnet nach 20 Jahren mit einem Reigen an Veranstaltungen über den gesamten Sommer und Herbst hinweg auf die Bedeutung und die Schönheit des Landschaftsparks aufmerksam zu machen. Denn in diesem Jahr läuft die Bindung aus, die Unterhaching beim Kauf des Areals von der Bundesregierung 1998 eingegangen ist. Damals hatte die Gemeinde einen akzeptablen Preis von umgerechnet acht Millionen Euro ausgehandelt, unter der Prämisse, dass auf dem Gebiet in den nächsten 20 Jahren keine Bebauung stattfindet. Wenn doch, wäre eine Nachzahlung fällig geworden. Laut Erwin Knapek, damaliger Bürgermeister von Unterhaching, sind in der Klausel 12,32 Millionen Mark festgeschrieben.

Lange gab es Proteste gegen den Fluglärm in Neubiberg. (Foto: Angelika Bardehle)

Aber auch ohne eine solche Nachzahlung hat Unterhaching bislang viel Geld, durchschnittlich 110 000 Euro pro Jahr, in den laufenden Unterhalt des Parks gesteckt. "Mit dem Kaufpreis und der Entwicklung des Gesamtkonzepts haben wir die zweistellige Millionenmarke schon sehr deutlich übersprungen", sagte Bürgermeister Wolfgang Panzer und bezeichnete den Landschaftspark als "eines der finanziell bedeutendsten Projekte der Gemeinde in den vergangenen beiden Jahrzehnten".

Viele Begehrlichkeiten, das Gelände anderweitig zu nutzen

Agenda-Sprecher Klaus Schulze-Neuhoff mit Altbürgermeister Erwin Knapek (r.). (Foto: Angelika Bardehle)

Dabei war es für Panzer, vor allem auch seinem Vorgänger im Amt, Erwin Knapek, nicht immer einfach gewesen, den vor allem auch von engagierten Bürgern der lokalen Agenda21 und aus Unterhachinger Vereinen geschaffenen Landschaftspark gegen allerlei Begehrlichkeiten zu verteidigen. Das waren zunächst die Flieger, die ihren privaten Flugplatz nicht so einfach aufgeben wollten und bis vor das Verwaltungsgericht zogen - allerdings erfolglos, das letzte Flugzeug landete hier 1997. Dann kam BMW und wollte eine Teststrecke bauen. Knapek kann sich auch noch an Pläne erinnern, hier einen Golfplatz zu errichten. Dem Fliegerklub München schwebte dann noch ein Gewerbegebiet mit Fluganbindung vor, die Spielvereinigung fand, man könnte dort prima Parkplätze für das Stadion errichten, und die Bundeswehruni war der Ansicht, das Areal eigne sich bestens für Tests zum autonomen Fahren.

Zu all dem ist es bekanntlich nicht gekommen, und sogar einem Ponyhof erteilte man eine klare Absage. Schafe ja, Pferde nein, lautete die Abmachung, mit der der ehemalige Militärflughafen der Natur zurückgegeben werden sollte und mit der auf Magerrasen für viele Arten ideale Lebensbedingungen geschaffen wurden. Heute noch findet man überwucherte Bahngleise, alte Bunker blieben unter aufgeschütteten Hügeln und vor allem die alte Landebahn erinnert an die einstige Nutzung. Das ist durchaus als Zeichen der Erinnerung gewollt, und vor allem die asphaltierte Piste hat sich als ideale Fläche für Radler und Skater etabliert. Das Konzept stammt vom Landschaftsarchitekten Hans Loidl: Im westlichen Teil des Parks tummeln sich bei schönem Wetter Spaziergänger und Freizeitsportler, von Kiteboardern über den Jogger bis zum Gleitschirmflieger. Man kann hier Beachvolleyball spielen, an Fitnessgeräten turnen, im Hachinger Bach die Füße kühlen und mit Freunden feiern. Der östliche Teil gehört ausschließlich der Natur. Hier hat Unterhaching ein Öko-Ausgleichskonto geschaffen, es gibt Tümpel, Gestrüpp und eine Streuobstwiese. Am Nordrand des Parks wurde eine "Hundemeile" eingerichtet.

Optimale Bedingungen für Gleitschirmflieger, die das Starten trainieren. (Foto: Claus Schunk)

Das umfangreiche Programm, in dessen Mittelpunkt der Umwelttag am 9. Juni steht, liegt im Rathaus aus und steht auf der Webseite der Gemeinde. Zudem gibt es noch bis zum 31. Mai eine Ausstellung im Rathaus-Foyer.

© SZ vom 28.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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