Kunst:Die weite Welt im Kleinformat

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Bunt und voller Details sind die Werke, die Roland Fürstenhöfer in Ottobrunn ausstellt. (Foto: Claus Schunk)

Roland Fürstenhöfer lässt sich auf Reisen für seine farbenfrohen Bilder inspirieren. In Ottobrunn ist derzeit eine Auswahl zu sehen

Von Anika Stiller, Ottobrunn

"Reisen ist tödlich für Vorurteile, Fanatismus und Engstirnigkeit", schrieb der US-amerikanische Schriftsteller Mark Twain einmal, und auch der Maler Roland Fürstenhöfer appelliert mit seinen Kunstwerken an das Interesse der Betrachter an fremden Kulturen. Bei seinen zahlreichen eigenen Reisen hinterließen vor allem die chinesische, orientalische und die Kultur der nordamerikanischen Ureinwohner bleibenden Eindruck und lieferten dem Künstler Inspiration für farbenfrohe Radierungen, Leinwände und Holzbilder.

In der Galerie des Kunstvereins Ottobrunn "Treffpunkt Kunst" sind aktuell mehr als 60 dieser Arbeiten zu sehen. Im Erdgeschoss findet man sich vornehmlich Leinwänden und Holzbildern gegenüber, das Untergeschoss wird von Radierungen - Resultate einer Tiefdrucktechnik - dominiert. Dabei sticht ins Auge, dass eine Großzahl von Fürstenhöfers Arbeiten nur handflächengroß sind. Man muss näher an das Bild herangehen, um die Details zu entdecken. Zum Beispiel "Wüste und Fruchtland": Hier stehen sich in zwei Bildhälften zwei Landschaften gegenüber; das grün-blaue Niltal einer rot-orangenen Wüstenlandschaft. Nähert man sich dem Bild, lassen sich Kamele, Palmen, Häuschen und kleine Schiffe erkennen, bei noch genauerem Betrachten sogar die Umrisse von Personen.

Die Miniatur-Größe ist eine Besonderheit Fürstenhöfers. In den Siebzigerjahren entdeckte der Künstler seine Freude darin, sich auf einer ganz kleinen Fläche auszudrücken. Diese kann mitunter auch nur die Größe eines Smartphones haben.

Fürstenhöfer wurde 1949 in Fürth geboren, studierte 1968 bis 1972 an der Kunstakademie Nürnberg. Seine Arbeiten wurden bereits auf der ganzen Welt ausgestellt, er erhielt Grafik-Preise in den USA und Australien. 1978 machte der Maler seine erste Fernreise nach Mittelasien. Es folgten Reisen durch China, Marokko, Ägypten, Syrien, Jordanien, Thailand oder die USA. Die Eindrücke, die er auf diesen Reisen gewann, nehmen auch Einfluss auf seine Kunst, wie sich an der Bilderauswahl in Ottobrunn erkennen lässt: Chinesische Häuser mit den charakteristisch geschwungenen Dächern, Drachen, Vögel, oder auch ein Bonsai-Baum sind omnipräsent in Werken wie "Ein Stübchen in Shanghai".

Palmen, Sand, Kamele und Zwiebeltürme finden sich in "Unterwegs im Morgenland" oder "Die Blumen des Muezzin". Werke wie "Trail of Tears - Cherokee Bird must fly away" verweisen schließlich auf uramerikanische Einflüsse, die Fürstenhöfer in den USA beeindruckt haben. Solch spezielle Titel sind übrigens keine Seltenheit: Wortspiele wie "Kürbistan Village" bis hin zu amüsanten Titeln wie "Da staunt der Wüstensandfisch" machen die Intention hinter den oft schematisch gehaltenen Bildern deutlich.

Was aktuell in einigen Ländern geschieht, die seine Werke inspiriert haben, schmerzt Fürstenhöfer. Der Künstler verweist auf die Stellenwert, den er Toleranz und Frieden gibt. Wenn er heute Bilder von Damaskus sehe, mache ihn das besonders traurig, sagt Fürstenhöfer. Als er vor vielen Jahren selbst in der syrischen Hauptstadt war, hatte er die Schönheit der Moschee noch besonders bewundert. Heute sei dies alles zerstört. Eindrücke des Krieges veranlassen ihn zum Appell, fremden Kulturen vorurteilsfrei zu begegnen. "Gerade jetzt, wo Menschen bei uns Zuflucht suchen, kann das Kennenlernen ihrer Kultur eine Bereicherung für uns sein", sagt Fürstenhöfer.

Die Ausstellung "Reisen zu fremden Kulturen" mit Bildern des Malers Roland Fürstenhöfer ist noch bis zum 3. Februar in der Galerie des Kunstvereins Ottobrunn "Treffpunkt Kunst", Rathausstraße 5, zu sehen. Sie ist geöffnet von Mittwoch bis Freitag von 15 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr.

© SZ vom 12.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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