Kultur:Großer Wurf

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Erstmals richtet die Feuerwehr ein irisch-bayerisches Festival in Höhenkirchen aus. Es ist ein Kulturfest mit starken Auftritten, Guinness und Folkmusik

Von Nadja Tausche, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Ohne das Baumstammwerfen wären die Highland Games nicht das, was sie sind. Ein Anhänger eines Clans macht vor, was das ist: Er hält den Stamm senkrecht in die Höhe, das etwa vier Meter lange Stück Holz ruht in seinen ineinander verschränkten Händen. Dann wirft er den Stamm in die Luft. Traditionellerweise muss sich der Stamm in der Luft jetzt um exakt 180 Grad drehen und möglichst in der Zwölf-Uhr-Stellung wieder auf dem Boden aufkommen. Doch so streng ist man diesmal nicht: "Wir haben zwar Elemente aus den echten Highland Games genommen, aber bei uns ist es leichter", erklärt Feuerwehrkommandantin und Hauptorganisatorin Nikola Schwaiger.

Die Highland Games finden im Rahmen des Irish-Bayerisch-Festivals statt, das die Freiwillige Feuerwehr Höhenkirchen zusammen mit dem Burschenverein Höhenkirchen und dem Arbeitskreis "Zusammen-Leben" organisiert hat. Auf dem Gelände der Freiwilligen Feuerwehr gibt es zusätzlich zum sportlichen Wettkampf Stände mit Waffeln und regionaler Marmelade, aber auch welche mit Whiskey und typisch irischem Essen: Rindfleisch in Guinness zum Beispiel, oder Toasts mit Lachs aus Irland. Am Abend tritt eine Irish-Speedfolk-Band auf. So sollen die Besucher möglichst viel über die irische Kultur lernen - passend zum Kulturjahr 2017, das die Gemeinde für dieses Jahr ausgerufen hat.

Die Fire-Knights sind extra aus Luxemburg angereist. Sie gehören zur Partnerfeuerwehr aus Useldingen. Für ihre korrekte Bekleidung gab es einen Meter Bier. (Foto: Claus Schunk)

Der spektakulärste Teil der Veranstaltung sind aber doch die Highland Games. An einer der sechs Stationen wirft eine Gruppe leere Alufässer in die Luft. Das Ziel: Das Fass über eine Holzlatte in drei Metern Höhe zu befördern. Die Mitglieder eines anderen Clans, diesmal ist eine der wenigen teilnehmenden Frauen dabei, laufen hintereinander durch einen Parcours und balancieren dabei einen Baumstamm auf den Schultern. Highland Games sind eigentlich eher als schottische Tradition bekannt, werden in Irland aber genauso ausgetragen. Der Legende nach wollte der schottische König Malcolm Canmore mit den Highland Games die fähigsten Männer finden, um sie zu seinen Soldaten und Kurieren zu machen. Kraft und Ausdauer mussten die Teilnehmer also schon immer unter Beweis stellen.

Das ist auch heute so: "In dem Moment wo du es machst, ist es schon anstrengend", sagt Thomas Härtel. Er gehört zum Clan der Leprechaun. Die Gruppe hat sich so benannt nach einer Art Kobold der irischen Mythologie. "Aber uns nennen hier alle nur die Daddys", meint Härtel: Weil sich die Männer durch die Krabbelgruppe ihrer Kinder kennen. Härtel und sein Clan tragen Kilt und passend zum Rock karierte Mützen. Wenn alle sechs Teilnehmer eines Clans in Kilt kommen, gibt es nämlich einen Meter Bier, erklärt Teamkollege Benedikt Seitz: Bierflasche aufgereiht an Bierflasche, einen Meter lang.

Die Kinder durften zu den Kinder-Highlandgames antreten. (Foto: Claus Schunk)

Fünf Clans sind zum irisch-bayerischen Festival angereist. Außer den Daddys nehmen der Burschenverein Höhenkirchen und die Freiwillige Feuerwehren Siegertsbrunn, Egmating sowie Useldingen an den Wettkämpfen teil. Die Useldinger sind die Partnerfeuerwehr der Höhenkirchner und extra für das Festival aus dem fernen Luxemburg angereist. Vor dem Auszählen der Punkte müssen sich alle Clans noch ein letztes Mal beweisen: beim Tauziehen, einem traditionellen Bestandteil der Highland Games. Anders als bei den Kelten wird in Höhenkirchen allerdings nicht an einem Seil gezogen, sondern an einem Feuerwehrschlauch. So dehnbar müssen die Regeln schon sein: "Wir wollten einfach die Feuerwehr noch mit reinbringen", meint Kommandantin Schwaiger.

© SZ vom 12.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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