Krisen-Mode:Sag's durch die Maske

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Wenn schon Mundschutz, dann bitte individuell und mit Botschaft. Eine Stilsammlung

Von Claudia Wessel, Grünwald

Beatrix Huber näht in ihrer Werkstatt in Grünwald Masken nach Wunsch ihrer Kunden. (Foto: Angelika Bardehle)

Wenn man schon ein neues Kleidungsstück akzeptieren soll, dann möchte man auch stilistisch ein Mitspracherecht haben. Das erlebt die Grünwalderin Beatrix Huber derzeit. Sie näht Gesichtsmasken aus Stoff. Eigentlich ist sie die Betreiberin von "Meckis Kinderwerkstatt", in die Kinder zum Basteln und Werkeln kommen. Als sich die Maskenpflicht abzeichnete, die seit dieser Woche auch für Kinder ab sechs Jahren gilt, kamen die Eltern der kleinen Bastler auf Beatrix Huber zu und fragten, ob sie nicht kleine Masken nähen könnte.

Sie konnte, und die Mütter wünschten sich dann natürlich auch eine. Und die Väter. Aber viele wollten eben nicht irgendeine, sondern eine ganz bestimmte. Deshalb brachten sie alte T-Shirts in die Werkstatt, aus denen Huber schnell etwas anfertigen konnte. "Typisch Grünwald", sagt sie grinsend und zeigt eine Kindermaske aus einem Ralph-Lauren-Shirt mit dem Polospieler-Logo. Jemand anders hat ihr ein T-Shirt mit der Aufschrift "Heimatgefühl" gebracht, dieser Schriftzug prangt jetzt auf einer Maske.

Eine FC-Bayern-Maske und eine, auf der "Not speak" steht - ausgeschnitten, wie vom Auftraggeber gewünscht, aus einem T-Shirt mit der Aufschrift "We need not speak with words" - und eine bayerische in Weiß-Blau, allerdings nicht im korrekten Rautenmuster, das sucht Huber noch. Die Vielfalt in ihrem Laden ist groß. Für die Kleinsten gibt es Masken mit Einhörnern, Glitzersteinchen, Schmetterlingen. Eine Maske kostet acht Euro, für Erwachsene ebenso wie für Kinder.

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(Foto: Angelika Bardehle)

Pauline trägt eine Maske mit bunten Tieren.

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(Foto: Angelika Bardehle)

Die Vielfalt in Hubers Laden ist groß.

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(Foto: Angelika Bardehle)

Das Modell der Mitararbeiterin Carina Schmotz wurde von ihrer Mutter genäht.

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(Foto: Angelika Bardehle)

Manche Masken sind kreativer als andere.

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(Foto: Angelika Bardehle)

Die Aschheimerin Sina Bodden nutzt ihre Atemmaske für kritische Botschaften.

Nach dem Besuch in der Nähwerkstatt geht es in die Schlosspassage. Hier stehen draußen ein paar Leute beisammen, natürlich mit Abstand, aber auch mit einem Bier in der Hand. Nur einer trägt eine Maske, und er schnaubt wie ein Pferd, der Stoff des selbst genähten Mundschutzes bläht sich auf. Dass es nicht angenehm ist, diesen zu tragen, lässt er durchblicken, schiebt ihn immer wieder hin und her. Die anderen schimpfen auf den "Schmarrn".

Eine Treppe höher in der Buchhandlung Rupprecht sind wieder brave Maskenträger zu finden. Verkäuferin Sissy Limpert trägt eine von ihrer Mama genähte. An ihrem Arbeitsplatz hat sie einige in unterschiedlichen Motiven dabei, insgesamt besitzt sie 16 Stück. Und wie steht es mit dem Atmen? "Man gewöhnt sich dran", sagt sie. Aber hin und wieder muss sie doch vor die Tür gehen und einmal ohne Maske richtig durchatmen. Auch das Modell von Mitarbeiterin Carina Schmotz wurde von ihrer Mutter genäht. Eine bunte Kindermaske trägt die zehnjährige Pauline aus Straßlach, die mit ihrer Mutter in der Kinderabteilung der Buchhandlung stöbert. Diese hat eine Freundin ihrer Mutter genäht.

Es gibt aber auch Menschen, die die Maske für eine kritische Botschaft nutzen. Die Aschheimerin Sina Bodden, die Demonstrationen gegen die Ausgangsbeschränkungen organisiert hat, die jeden Samstag auf dem Marienplatz in München stattfinden, hat auf ihren Klinik-Mundschutz mit roter Schrift "Mundtot" geschrieben. Sie macht sich Sorgen um die Gültigkeit des Grundgesetzes.

© SZ vom 02.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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