Kreuzhof in Oberschleißheim:Ein Wirtshaus ist im Weg

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Im Frühjahr verkündeten die Wirtsleute des Kreuzhofs noch, dass sie bleiben. Doch zum Jahresende läuft ihr Pachtvertrag aus. (Foto: Stephan Rumpf)

Die letzte Gnadenfrist für Monika und Volker Kurz ist abgelaufen: Ihr Kreuzhof an der Bundesstraße 13 bei Oberschleißheim wird abgerissen und soll einer Tankstelle weichen. Daran konnten auch 6000 Unterschriften von treuen Gästen nichts ändern.

Von Alexandra Vettori, Oberschleißheim

Jetzt ist es wohl endgültig: Der Kreuzhof an der Bundesstraße 13 in Oberschleißheim schließt zum Ende des Jahres. Seit zwei Jahren ist die Gaststätte vom Abriss bedroht, sie soll einer Tankstelle weichen. Immer wieder aber verlängerte der Eigentümer den Pachtvertrag mit den Wirtsleuten, zuletzt im vergangenen Frühjahr bis 31. Dezember dieses Jahres. Damals bestand noch Hoffnung, dass die Verlängerung in das Jahr 2016 hinein reichen würde, doch kürzlich bekam Wirt Volker Kurz die Mitteilung, dass der Vertrag jetzt wirklich ausläuft. So richtig, sagt Kurz, habe er das immer noch nicht realisiert: "Vielleicht sind wir aber auch schon abgestumpft."

Immerhin erleben die Pächter und ihr 20-köpfiges Personal, vom Koch bis zu den Reinigungskräften, das Wechselbad der Gefühle seit mehr als zwei Jahren. Denn der Eigentümer des 6400 Quadratmeter großen Gewerbegrundstücks an der Bundesstraße 13, das Quetschwerk München, möchte auf dem gesamten Areal Gewerbe ansiedeln, das alte Wirtshaus steht da im Weg. Einen genehmigten Bebauungsplan der Gemeinde Oberschleißheim gibt es bereits seit vergangenem Jahr, darin steht nichts mehr von einer Gaststätte. Stattdessen ist eine Tankstelle vorgesehen, der Mineralölkonzern Total zahlt auch bereits Pacht an das Quetschwerk.

Dass der Abriss verschoben hat, liegt am niedrigen Benzinpreis

Dass es in der Vergangenheit trotzdem immer wieder Aufschub für den Kreuzhof gab, wurde offiziell damit begründet, dass Total wegen des niedrigen Ölpreises den Ausbau seines Tankstellennetzes gedrosselt habe. Jetzt bestätigt Total-Sprecher Manuel Fuchs auf Nachfrage, dass die Tankstellen-Planungen fortgeführt würden. Einen konkreten Zeitplan für den Bau kann er zwar noch nicht nennen, er betont aber: "Die Tankstelle kommt auf jeden Fall." Auf Facebook habe die Mineralölfirma schon einige böse Kommentare von enttäuschten Kreuzhof-Gästen bekommen, allerdings treffe Total am Abriss keine Schuld, so Fuchs: "Es ist natürlich schon traurig, wenn alte Häuser verschwinden, aber unser Kerngeschäft sind nun einmal Tankstellen."

Für das Ehepaar Monika und Volker Kurz bedeuten die Pläne des Münchner Quetschwerks das Ende eines Traumes, den sie mit viel Engagement seit 1997 verfolgten. Da übernahmen sie nach jahrelangem Leerstand die heruntergekommene Gaststätte am Kreuzhof und machten aus ihr einen gemütlichen und entsprechend beliebten Landgasthof. Unzählige Hochzeiten, Familien- und Firmenfeste, Weihnachtsfeiern und Kirchweihfestessen fanden seither statt, einmal im Jahr waren Kinder mit Behinderungen aus dem Heilpädagogischen Centrum Augustinum zur Faschingsparty geladen.

Mit viel Eigenkapital und noch mehr Idealismus versuchten die Wirtsleute, das Gebäude instand zu halten, auch ohne eigentlich nötige Grundsanierung. Die liebevolle Innenausstattung von Wirtsstube und Nebenräumen, mit einer Zither, alten Fotos und Spielzeugen, machte den fehlenden Komfort für die Gäste offenbar wett. Als die Schließungspläne bekannt wurden, sammelten sie spontan 6000 Unterschriften für den Erhalt des Kreuzhofs. Auch jetzt gibt es wieder Klagen auf Facebook, und natürlich viel Zuspruch für das Ehepaar Kurz.

Die Wirtsleute suchen ein neues Objekt, das zu ihnen passt

Etwas Neues, sagt Volker Kurz, hätten weder er und seine Frau bis dato gefunden, noch ihr Personal. Jetzt müssten sie ihre Suche intensivieren, so Kurz, es müsse aber etwas sein, das zu ihnen passe, so etwas, wie der Kreuzhof war: "bayerisch, mit Biergarten und Charakter". Den laufenden Betrieb im Kreuzhof haben die Wirtsleute im vergangenen Jahr freilich ohnehin schon heruntergefahren. So gab es keine Hochzeiten und Kommunionen mehr, weil keine langfristigen Planungen mehr möglich waren.

Entstanden ist der frühere Gutshof noch in kurfürstlicher Zeit, dort waren aus Schloss Schleißheim ausgelagerte Pferdeställe angesiedelt und Gesinde untergebracht. Später wechselten dort Postkutschen die Pferde, das Hauptgebäude des Gutes wurde zur Gaststätte. Deren Tage sind gezählt, der Abrissantrag soll dem Vernehmen nach schon im Oberschleißheimer Rathaus eingegangen sein.

© SZ vom 26.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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