Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg:Die Zukunft ist digital

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MUE Preview Sparkassen im Landkreis München (Foto: SZ-Grafik)

Das Geldinstitut verkleinert im Juli sein Filialnetz und stellt sich auf die Mehrheit ihrer Kunden ein, die immer seltener das direkte Gespräch in einer Geschäftsstelle suchen. Fortan wird telefoniert oder gechattet

Von Markus Mayr

Die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg bereitet sich derzeit auf weit reichende Veränderungen vor. Mitte des Jahres wird sie ihr Filialnetz im gesamten Geschäftsgebiet auf einen Schlag verkleinern und sich so auf die Mehrheit ihrer Kunden einstellen, die verstärkt digitale Kanäle nutzen und immer seltener das direkte Gespräch mit Beratern in einer Geschäftsstelle suchen.

Dass das Geldinstitut diesen Schritt geht, hatte es im vergangenen Oktober angekündigt. Am Donnerstagabend nun stellte der Vorstand im Hauptsitz der Sparkasse am Sendlinger Tor in München den Fahrplan für den Umbau vor und zog Bilanz aus dem Geschäftsjahr 2015.

Auch Ältere werden sich umstellen müssen

Die Neuordnung des Filialnetzes soll so ablaufen: Am Montag, 4. Juli, werden in 22 ehemals mit Beratern besetzten Filialen nur noch Selbstbedienungs-Automaten stehen. Die Schalter werden geschlossen sein. Wer sich bis dahin noch nicht an die Automaten zum Überweisen, Geld abheben oder Kontoauszüge drucken gewöhnt hat, der soll laut Pressesprecherin Kerstin Brehm an diesem Tag der Umstellung noch die Gelegenheit haben, sich einweisen zu lassen.

Ein Berater wird noch für diesen letzten Tag vor Ort sein. Danach sind auch ältere Menschen an den digitalen Geräten weitestgehend auf sich allein gestellt. Laut Brehm gibt es für Kunden aber weiterhin die Möglichkeit, einen Termin mit einem Berater bei sich zu Hause zu vereinbaren.

Die Filialen, in denen Mitarbeiter verbleiben, werden ihre Öffnungszeiten verlängern. Vorstandsmitglied Peter Waßmann erklärte, dass die Kreissparkasse damit ihre "Vertriebsstruktur an den Kundenanforderungen der Zukunft" ausrichte. Drei von vier Girokonten würden inzwischen online verwaltet. "2015 gingen bereits 87 Prozent aller Zahlungsverkehrsaufträge elektronisch ein", sagte Waßmann. In den vergangenen vier Jahren seien die am Schalter getätigten Überweisungen um 80 Prozent gesunken. Im Gegenzug würden zunehmend Banking-Vorgänge von Handys oder Tablets ausgelöst.

"Die Sparkasse wird nie zur reinen Direktbank."

Neben der Verkleinerung des Filialnetzes - oder der "Stärkung" der 28 verbleibenden Geschäftsstellen, wie es die Vorstände ausdrücken - soll am 4. Juli auch eine "Online-Filiale" eröffnen. Kunden würden in ihr künftig "den gleichen Umfang an Beratung und Service wie in jeder stationären Filiale" erhalten, hieß es. Aber eben per Telefon, Video- oder Textchat. "Doch die Sparkasse wird niemals zur reinen Direktbank", betonte der Vorsitzende Josef Bittscheidt. Er werde immer am Multi-Kanal-Konzept festhalten: feste Filialen, Automaten und Online-Funktionen.

Bittscheidt und seine Kollegen sind "überzeugt von der Zukunftsfähigkeit" ihres Konzepts. Dementsprechend fiel dann auch die Bilanz für 2015 aus: positiv, Wachstum in allen wichtigen Geschäftsbereichen, mit Privatkunden wie auch Unternehmen. Der starke wirtschaftliche Raum München befeuerte diese Entwicklung. Obwohl die Politik der niedrigen oder gar negativen Zinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) ihnen "Sorge" bereite, wie Bittscheidt sagte.

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Banken zahlen zwar derzeit keine Zinsen auf das frische Geld, das sie einkaufen. Wenn sie ihr Geld aber bei der EZB anlegen wollen, müssen sie einen Negativzins von 0,4 Prozent zahlen. Ob dieses Risiko auch auf private Anleger zukommt? "Es wäre unseriös zu sagen: Das schließe ich für immer aus", sagte Bittscheidt. Doch zuerst treffe es institutionelle Großanleger und zuletzt Kleinanleger.

Im Vorjahr hat das Institut 49 Stellen abgebaut

Obwohl also der digitale Wandel und die EZB die Kreissparkasse vor betriebswirtschaftliche Herausforderungen stellen, können die Bänker nicht klagen. Doch auf die mitunter nicht so rosige Zukunft wollen sie sich vorbereiten: "Wir werden den ohnehin bereits engen Gürtel also noch enger schnallen", sagte Bittscheidt.

So kommt es dann auch, dass die Kreissparkasse im Vorjahr 49 Stellen abgebaut hat. Die meisten davon, indem sie frei gewordene Stellen nicht wieder besetzt hat. Bis 2020 will das Geldinstitut 225 Stellen reduziert haben. Derzeit arbeiten dort mehr als 1000 Leute in Vollzeit, jährlich werden 40 Bankkaufleute ausgebildet.

Das Volumen des Kundengeschäfts der Sparkasse betrug im Vorjahr 20 Milliarden Euro, knapp eine Milliarde mehr als 2015. Ihrem Kernkapital konnte die Kreissparkasse am Jahresende 43 Millionen Euro zuführen, sodass dieses nun 791 Millionen Euro beträgt. 21 Millionen Euro konnten zur betrieblichen Vorsorge zurückgelegt werden. Auf das Ergebnis der Erfolgsrechnung von demnach 64 Millionen Euro wirkte sich der niedrige Zinssatz der EZB für Sparer positiv aus. Der Zinsaufwand der Kreissparkasse ist gegenüber dem Vorjahr um 15 Millionen Euro gesunken.

Die neuen Öffnungszeiten sind bald einsehbar unter www. kskmse.de.

© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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