Konzert:Bairische Mund-Art

Lesezeit: 2 min

Beim Zeltfest in Unterschleißheim steht mit den Blechbixn und den Wellbappn geballte Dialektkompetenz auf der Bühne

Von Udo Watter, Unterschleißheim

Viele Jahre lang galt der Dialekt nicht nur als Ausweis einer gewissen intellektuellen Rückständigkeit, sondern war auch nicht unbedingt förderlich beim Anbandeln - gerade im urbanen Raum. Der schlechte Ruf zeitigte Folgen. Vor allem in München, in der einst Helmut Fischer als Monaco Franze mit einer großstädtisch kultivierten Form des Bairischen seine Frauen verführte, scheint die Mundart in der jungen Generation quasi ausgestorben. Inzwischen hat sich der Zeitgeist freilich wieder gedreht, Münchner ohne Mundartkenntnis werden gerne als "Isarpreißn" verspottet. Sollten sie sich dann auch noch des klischeehaft schnöseligen Verhaltens befleißigen, haben's bei so mancher hiesigen Frau - auf gut Bairisch gesagt - eh schon ausgschissn.

Für Karin Obermaier, Judith Kutscher, Christine Westermair und Hilde Briller alias Blechbixn jedenfalls ist die Null-Kompetenz in punkto Dialekt ein erotisches Ausschlusskriterium, wie sie in ihrem Song "Isarpreißn" behaupten: "I wui koan Isarpreißn, denn der macht mi narrisch." Die vier jungen Niederbayerinnen, die mit treibendem Brass-Sound, ihren frechen Texten und ihrem ungeniert charmanten Auftreten die männerdominierte Blasmusik-Szene seit einigen Jahren um einen frischen Akzent bereichern, sind einer der Haupt-Gigs beim Zeltfest in Unterschleißheim, das von diesem Montag, 30. Juli, an bis zum 4. August dauert.

Blechbixn (Bixn, bairisch für Büchse, bedeutet lebenslustiges, aufgewecktes Mädchen) gastieren am Freitag, 3. August, im Zirkuszelt am Sportpark und präsentieren dort Songs aus ihrem aktuellen Album "Aus. Äpfe.Amen" - ein Mix aus Bayern, Balkan und Beat.

Einen Tag vorher treten in Unterschleißheim die Wellbappn auf - ein Quartett, dessen Mitglieder nicht nur problemlos bairischen Dialekt sprechen, sondern auch mit scharfer Zunge zu singen vermögen. Hans Well - Ex-Biermösl - als Spiritus Rector und seine Kinder Sarah, Tabea und Jonas stehen für generationenübergreifendes, bissiges Musik-Kabarett. Ihr Auftritt, bei dem sicher eine Vielzahl von Instrumenten zum Einsatz kommen wird, beginnt um 20 Uhr.

Die dritte Abendveranstaltung ist am Mittwoch, 1. August: Der Gitarrist Gerret Lebuhn hat sich in seiner mehr als 30-jährigen Laufbahn einen Namen gemacht dank seiner stilistischen Bandbreite und Ausdrucksstärke. In Unterschleißheim tritt er mit seinem Duopartner Alexander Glöggler auf, der als einer der renommiertesten Schlagwerker Deutschlands gilt und mit Formaten wie Double Drums, Power Percussion und der Li Bao Percussion Group Konzerte in der ganzen Welt gibt.

Neben dem Abendprogramm für Erwachsene - wer alle drei Vorstellungen besuchen will, kann ein spezielles Angebot für 40, 50 Euro wahrnehmen - gibt es auch in diesem Jahr wieder spannendes Kindertheater ("Schneewittchen und die sieben Zwerge", "Wo die wilden Kerle wohnen", "Wie im Märchen", "Der Goldschatz in der Mühle"), ein Rhythmusspektakel für Kinder mit Double Drums und natürlich die Zirkusschule mit Circus Bambino.

Zum Finale grande am Samstag 4. August, führen die Kinder in einer großen Gala vor, was sie in der Zirkusschule gelernt haben, die mutmaßlich magische Show beginnt um 18 Uhr.

Karten gibt es im Ticket Shop Unterschleißheim (Tel. 089/310 09 200), ticketshop@ush.bayern.de, über www.muenchenticket.de oder an der Abendkasse. Weitere Informationen sind unter www.forum-unterschleissheim.de zu finden.

© SZ vom 30.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: