Kommunalwahl in Unterschleißheim:Der Herausforderer darf nicht kämpfen

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Christoph Böck (SPD) will Bürgermeister bleiben. Stefan Krimmer (CSU) will Bürgermeister werden (von links). (Foto: Allesandra Schellnegger, Claus Schunk)

SPD-Amtsinhaber Christoph Böck geht in Unterschleißheim mit klaren Vorteilen in die Stichwahl gegen Stefan Krimmer von der CSU

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Wenn der Herausforderer vor dem entscheidenden Finale hinten liegt, dann bleibt ihm nur, kräftig ranzuklotzen, offensiv auf sich aufmerksam zu machen, mit allen Mitteln für sich zu werben. Man wird nie erfahren, ob Stefan Krimmer, Kandidat der Unterschleißheimer CSU für die Bürgermeister-Stichwahl, in Zeiten ohne Corona-Einschränkungen andere Chancen auf einen Sieg am Sonntag gehabt hätte; sicher dürfte jedoch sein, dass von Krimmer in den beiden Wochen zwischen Wahl und Stichwahl deutlich anders zu hören gewesen wäre.

Markus Söder und Wolfgang Bosbach hatte er schon im regulären Wahlkampf live an seiner Seite in Unterschleißheim, da lässt sich gut ausmalen, mit wem der CSU-Ortsvorsitzende vor dem alles entscheidenden Wahlgang aufgetrumpft hätte. Man sei lediglich noch auf den Facebook-Seiten von CSU und JU aktiv, schildert Krimmer die Situation jetzt in Zuge der Abstandsgebote durch Corona, selbst neue Plakatierungen und die Verteilung von Prospekten habe man vorsorgebedingt eingestellt. Und in die örtlichen Netzwerke postet die CSU auch keine Wahlwerbung mehr, "da haben jetzt die krisenrelevanten Meldungen Vorrang", sagt Krimmer.

Eine Wahl ohne Wahlkampf steht nicht nur in der größten Kommune im Landkreis am Sonntag an; für Unterschleißheimer, die sich mit Ortspolitik befassen, muss das nichts Schlechtes sein. Über die vergangenen sechs Jahre haben Bürgermeister Christoph Böck (SPD) und sein Stellvertreter und Herausforderer Krimmer wirklich ausreichend Arbeitsnachweise und Eindrücke ihrer jeweiligen Persönlichkeit vorgelegt. Und bis zur Kommunalwahl am 15. März wurde noch hingebungsvoll vor der Wahl gekämpft.

47,9 Prozent holte Böck im ersten Wahlgang, 35,1 Prozent erreichte sein Herausforderer Krimmer. Er sei "ganz zuversichtlich" für die Stichwahl, sagt Amtsinhaber Böck, den in der Phase zwischen den Stimmabgaben auch Grüne und ÖDP ihren Wählern empfohlen haben. Am meisten fürchtet er eine zu geringe Wahlbeteiligung: "Es kommt bei einer Stichwahl auf jede Stimme an." Auch für Böck ist freilich Wahlkampf oder Mobilisierung der Anhänger gerade nachrangig; "im Vordergrund steht absolut die Krisensituation", sagt der oberste Krisenmanager im Rathaus.

Zwei Sitze hat die CSU bei den Stadtratswahlen verloren, einen nur die ansonsten überall so geprügelte SPD, die immerhin 9 Sitze behielt. Für die CSU wäre es mit Mehrheiten für einen Bürgermeister Krimmer da vielleicht gar nicht so leicht; auch für die bisher gelegentlich zelebrierte Rolle einer Sperrminorität unter einem Bürgermeister Böck bräuchte die Fraktion im bunt gesprenkelten Stadtrat künftig deutlich mehr Partner.

Die inhaltlich sehr konkrete Wahlempfehlung, auf die sich Böck und die Grünen mit verbindlichen gemeinsamen Zielen verständigt haben, deutet hingegen schon auf eine engere Liaison hin; dass im Falle eines Böckschen Wahlerfolgs der zweite Bürgermeister aus Reihen der Grünen kommen dürfte, ist naheliegend. Die SPD plus die per Wahlempfehlung als "FoC's - Friends of Christoph" ausgewiesenen Grünen und die ÖDP mit ihrem einen Sitz hätten zusammen mit dem Bürgermeister eine 16- zu-15-Mehrheit im Stadtrat wie bisher auch schon. Die zuletzt regelmäßig sachbezogen wechselnden Mehrheiten im Stadtrat würde das nicht zwangsweise verändern - für strategische Entscheidungen reicht es aber allemal.

21 828 Unterschleißheimer sind am Sonntag zur Briefwahl aufgerufen. Gewählt haben aber am 15. März nur 12 385 Personen. Unter den vier Kandidaten haben 5895 für Böck gestimmt, Grünen-Kandidat Tino Schlagintweit, der zur Wahl Böcks aufgerufen hat, hatte 1155 Stimmen auf sich vereinigt. Für Stefan Krimmer votierten 4321 Wähler.

© SZ vom 28.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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