Kommunalwahl in Pullach:"Morddrohung in Wildwestmanier"

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Wegen der beschmierten Plakate ermittelt inzwischen die Polizei. (Foto: Privat)

Entsetzen über mit schwarzen Kreuzen beschmierte Wahlplakate Cornelia Zechmeisters

Von Michael Morosow, Claudia Koestler, Pullach/Icking

Die für das Bürgermeisteramt in der Gemeinde Icking im Nachbarlandkreis Bad Tölz-Wolfratshausen kandidierende Cornelia Zechmeister aus Pullach geht seit Tagen durch ein Wechselbad der Gefühle. Sie ist immer noch erschüttert von der Tat eines Unbekannten, der in der Nacht zum vergangenen Freitag Wahlplakate mit ihrem Konterfei am Ickinger Maibaum kopfüber aufgehängt und mit einem schwarzen Kreuz beschmiert und weitere Plakate in Pullach und Baierbrunn platziert hat. Gleichzeitig ist sie nach eigenen Worten sehr glücklich über die fraktionsübergreifende Solidaritätswelle, die ihr in Icking, aber auch in ihrem Wohnort Pullach seither entgegenschlägt. Neben der Parteifreien Wählergemeinschaft (PWG), für die Zechmeister kandidiert, hat auch die Unabhängige Bürgerliste (UBI) bereits ihre Wahlplakate abgehängt, um sich solidarisch zu erklären.

PWG, UBI und CSU reagierten zudem mit offenen Briefen. So etwa schreibt der CSU-Ortsverbandsvorsitzende Christoph Preuss, die Art, wie die Plakate beschmiert und aufgehängt worden seien, komme "einer Morddrohung in Wildwestmanier" gleich. Auch die Kriminalpolizei wertet diese Aktion nicht als Streich, sondern als politische Straftat, noch am Montag hat das Kommissariat für Staatsschutz die Ermittlungen übernommen und weitere Spuren gesichert.

25 Plakate mit ihrem Konterfei seien in Icking aufgestellt worden, erklärt Cornelia Zechmeister, die Leiterin des Bauamtes in Icking ist und als parteifreie Kandidatin für das Bürgermeisteramt antritt. Ein Plakat sei am Maibaum in Baierbrunn entdeckt worden, neun seien bis nach Pullach verfrachtet worden, wo sie Zweite Bürgermeisterin ist und für die Wählergemeinschaft Wir in Pullach (WIP) wieder für den Gemeinderat kandidiert.

Strafrechtlich relevant sind aber offenbar die Schmierereien an den drei Plakaten, die beim Ickinger Maibaum aufgefunden wurden. Der oder die Täter malten über die Konterfeis der Kandidatin schwarze Kreuze und hängten sie teilweise in luftiger Höhe kopfüber an den Maibaum. Wenn sie wüsste, was die Leute gegen sie haben, wäre ihr wohler, dann könnte sie sich rechtfertigen, sagt Cornelia Zechmeister. "Aber nicht auf so feige Art und Weise." Über den Zuspruch, den sie sowohl in ihrer Heimatgemeinde Pullach als auch in Icking erfahren habe, sei sie sehr glücklich. "Halte durch", habe man ihr geraten.

Am Montag haben sich Vertreter aller Ickinger Parteien und Wählergruppierungen zu einer Krisensitzung getroffen. Der Konsens dabei: Alle verurteilen die Attacke auf Zechmeisters Wahlplakate aufs Schärfste. Für die weitere Vorgehensweise haben die Parteien und Gruppierungen indes unterschiedliche Wege gefunden.

Während die CSU, die PWG und die UBI nach dem Vorfall alle ihre eigenen Plakate zur Bürgermeister- und Gemeinderatswahl wieder abgehängt haben und die Grünen, die selbst das Verschwinden von 20 Plakaten beklagen, keine neuen mehr aufhängen wollen, reagieren andere Parteien und Gruppierungen genau umgekehrt auf die politische Attacke. So etwa die SPD und die Ickinger Initiative, die sich dazu entschlossen haben, sich jetzt erst recht nicht aus dem Plakatwahlkampf zurückzuziehen, sondern die Stirn zu bieten. "Wir wollen uns nicht einschüchtern lassen", erklärt Alfred Vogel von der Ickinger Initiative.

© SZ vom 27.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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