Nach gut zwei Stunden hatte sich dann zumindest der Großteil der Anwesenden ein Urteil gebildet: Nur noch etwa jeder Zwanzigste von denen, die am Ende der Podiumsdiskussion der Hohenbrunner Bürgermeisterkandidaten per Smartphone votierte, war noch unschlüssig, wem er bei der Wahl am 15. März seine Stimme geben wird. Dagegen hatten sich mehr als 70 Prozent endgültig entschieden - zu Beginn der Veranstaltung waren das nur etwa 45 Prozent gewesen. Insofern war das direkte Aufeinandertreffen von Amtsinhaber Stefan Straßmair (CSU) mit den Herausforderinnen Pauline Miller (ÜWG-Freie Wähler/Bürgerforum) und Anke Lunemann (Grüne) im mit rund 200 Menschen prall gefüllten Ratssaal des Wolf-Ferrari-Hauses in Ottobrunn durchaus erhellend.
Die ganz heftigen Auseinandersetzungen zwischen den politischen Gegnern blieben bei dieser Veranstaltung des Gewerbeverbands jedoch aus, nur vereinzelt sah sich Straßmair Angriffen ausgesetzt. Vor allem, wenn die Sprache auf seine Amtsführung kam, schonte ihn insbesondere Anke Lunemann nicht. Sie warf ihm Planlosigkeit vor ("Wenn du kein Ziel hast, ist jeder Wind der richtige") und äußerte bezüglich der anstehenden Entwicklung des Wohngebietes westlich der Bahn Bedenken, "dass Investoren wieder entscheiden, was gemacht wird". Ein Seitenhieb, der auf die Debatte um den Supermarkt an der Putzbrunner Straße abzielte. Die Entscheidung, dort neben dem Sportgelände einen Kreisverkehr anstelle einer Fußgängerampel zu errichten und gemäß den Vorgaben des Investors keine Tiefgarage zu bauen, womit viel Fläche versiegelt wird, sei "nicht normal gelaufen", sagte Lunemann. Das wies Straßmair zurück, sagte den Baubeginn noch für 2020 voraus und erhielt die nächste Breitseite von Miller: "Dass hier alles gut ist, entspricht nicht der Wahrheit. Es ist ganz klar etwas schief gelaufen." Die Kandidatin des Bürgerforums sprach von einer "Spaltung im Dorf" und warb dafür, "Emotionen mit Fakten zu versöhnen". Bei dem Projekt hätten die Bürger stärker einbezogen werden müssen.
Der Rathauschef versuchte dagegen, mit Empathie zu punkten, er betonte, er sei "für die Menschen da", äußerte seinen Stolz darüber, dass er "seit 13 Jahren Bürgermeister sein darf" und stellte klar, dass er als Leiter einer Behörde mit 40 Millionen Euro Jahresumsatz schauen müsse, "dass der Laden läuft". Lunemann plädierte dafür, beim Umweltschutz innovativ zu sein und schlug vor, den CO₂-Verbrauch der Gemeinde durch eine stets aktuelle Anzeige am Rathaus zu verdeutlichen. Straßmair nannte das "eine tolle Idee", die er umsetzen wolle: "Ich bin einer, der handelt." Und so versprach er gleich noch, dass unter seiner Führung die Liegenschaften der Gemeinde schon 2025 klimaneutral sein sollen. "Daran lasse ich mich messen."
Es wurden munter alle Themen angegangen, die Hohenbrunn und Riemerling beschäftigen, etwa im Bereich Verkehr die mögliche Verlängerung der U5, laut Straßmair "das Lieblingsthema von uns allen" oder die Tatsache, dass sich Hohenbrunn wie auch Ottobrunn nicht an der MVG-Rad-Kampagne von Stadt und Landkreis beteiligt habe, was die Grüne Lunemann "zeitnah" korrigieren möchte.
Auch der Hohenbrunner Bahnhof bewegt die Bürger, schließlich ist der in keinem guten Zustand und nicht barrierefrei, was Lunemann und Miller Straßmair vorhielten. Der entgegnete, man habe sich zweimal um einen entsprechenden Ausbau beworben, das sei jeweils abgelehnt worden und man müsse das nun "mit dem Gemeinderat selbst "koordinieren".
Dass er dann noch das Sagen in der Gemeinde hat, bezweifelt Pauline Miller. Zu den jährlichen Betriebskosten von einer Million Euro für das neu bauende Hallenbad sagte sie in Richtung Straßmair: "Daran wird ihre Nachfolgerin ganz schön zu knabbern haben."