Kommentar:Die ÖDP wirbt für Zersiedelung

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Wer die Bodenversiegelung begrenzen will, muss am Stadtrand baulich verdichten und nicht auf dem Land Baugebiete ausweisen, wie es Vertreter der Partei befürworten

Von Bernhard Lohr

Pfiffige Politiker schaffen es immer wieder, scheinbar gegensätzliche Dinge unter einen Hut zu bekommen. Die einen reden dann von "Laptop und Lederhose" und die anderen schwärmen davon, dass "Ökologie und Ökonomie" zu beider Wohl zusammengebracht werden könne. Das klingt alles gut und es kann auch zur Marke für ein Erfolgsmodell werden, wie man am Hightech-Land Bayern sehen kann. Und es stimmt ja auch, dass in Zukunft vor allem jene Unternehmen florieren werden, die die ökologischen Probleme als Chancen sehen und mit ihren innovativen Produkten Antworten darauf geben.

Aber manchmal müssen sich Politiker einfach entscheiden. Es ist nicht nachzuvollziehen, dass ausgerechnet Vertreter der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP), die sich für den Erhalt von Naturflächen einsetzen, in Ottobrunn gegen Verdichtung zu Felde ziehen. Das mag für Ottobrunn im besonderen Fall noch gelten, wenn dort Investoren in der sogenannten Vogelsiedlung eine Maximalbebauung anstreben. Aber die ÖDP möchte ja den Kampf gegen Verdichtung im Landkreis auch andernorts führen und rät dazu, lieber in Sauerlach neue Baugebiete auszuweisen, als nahe an München enger zusammenzurücken.

So funktioniert das aber nicht. Ohne Bekenntnis zu einem bewussteren Umgang mit dem knappen und teuren Baugrund gerade im engeren Ballungsraum wird es nicht gelingen, angesichts des Zuzugs in die Region den Reiz des Münchner Umlands zu erhalten. Wohnraum muss entstehen, wo eine Anbindung an den öffentlichen Verkehr gegeben ist. Es muss höher gebaut werden und es sind kluge Architekten und Projektanten gefragt, die neue Wohnformen entwerfen und neue Ideen für das Zusammenleben. Nur so bleiben Naturräume erhalten und ist eine Zersiedelung des Umlands zu verhindern, das mit seiner Natur und seinen Firmen in vielen Orten tatsächlich dem nahekommt, was die CSU einst mit dem Slogan von "Laptop und Lederhose" pries.

© SZ vom 16.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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