Kirchheim:Jenseits der Currywurst

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Rupert Käser wird den Merowinger Hof in Kirchheim mit seinen beiden Töchtern betreiben. (Foto: Claus Schunk)

Der neue Wirt Rupert Käser will eine moderne Küche im Merowinger Hof am Kirchheimer Fußballplatz etablieren

Von Christina Hertel, Kirchheim

Zwei ältere, grauhaarige Frauen kratzen mit ihrem Messer die Schale von den Kartoffeln. Rupert Käser steht auf, geht zu ihnen und sagt: "Ich sehe schon, Sie wollen die Kartoffeln lieber ohne Schale. Wir ändern das in Zukunft." Die beiden beschwichtigen. "Nein, nein", sagt die eine. "Die Schale geht ja ganz leicht runter", sagt die andere.

Rupert Käser hat den Merowinger Hof übernommen, die Gaststätte am Fußballplatz in Kirchheim. Für den 8. September ist die offizielle Eröffnung mit Reden und Blaskapelle geplant. Bis dahin testet Käser mit den Gästen, die zufällig kommen, was geht und was nicht geht in Kirchheim. Und Kartoffeln mit Schale, da ist sich Käser nun sicher, gehen eben nicht.

Käser hat weiße Haare, trägt eine weiße Kochjacke, ist 63 Jahre alt. Er hat in Italien, Thailand und in Südfrankreich gekocht, in München ein eigenes Lokal betrieben. Jetzt will er es noch einmal in Kirchheim versuchen. Vor allem, sagt er, für seine beiden Töchter, Zarah Jerou und Alexandra Strödel, die in dem Lokal des Vaters mitarbeiten wollen.

Drei Monate lang wurde das Restaurant umgebaut. Die Gemeinde erneuerte den Brandschutz, Käser kümmerte sich um das Innenleben des Restaurants. Das heißt: neuer Boden, neuer Tresen - beides aus Eichenholz. Außerdem hat Käser die abgehängte Decke entfernt, sodass man jetzt die dunklen Holzbalken sehen kann. Der Saal wirkt dadurch größer, heller, moderner. Die Möbel hat Käser behalten, an den Wänden hängen noch immer die hölzernen Schützenteller und Schwarz-Weiß-Bilder von der Brauerei. Käser weiß, dass er vieles so lassen muss, wie es schon immer war, um die Stammgäste nicht zu vergraulen.

Weg vom Image der Sprtgaststätte

Nach und nach will er sie aber an sein neues Konzept heranführen. "Wir wollen weg vom Image der reinen Sportgaststätte. Natürlich gehören Currywurst und Pommes dazu, wenn ein Fußballspiel ist. Aber ich würde auch gerne was anderes anbieten." Damit meint er: eine außergewöhnlichere, modernere Küche, vom Geschmack her eine Mischung aus Bayerisch und Italienisch. Auf der Karte steht zum Beispiel Mozzarella mit Ochsenherztomaten, Rucola und Pfirsich-Chutney. Und Tortilla mit Hackfleisch-Gemüse-Füllung und Salsa. Und Rotbarsch mit Dampfkartoffeln und gemischtem Salat. Alles für weniger als neun Euro.

Sonntags will Käser die Holztische weiß eindecken und "eine gehobenere Küche" anbieten, wie er es nennt. Was es genau geben soll, entscheidet Käser spontan. Mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit stehen aber Schweinsbraten, Böfflamott und Kaiserschmarrn auf der Karte. Irgendwann, so hofft er es zumindest, sollen die Leute aus dem Umland zu ihm nach Kirchheim zum Essen kommen, sollen Geschäftsleute und Hochzeitsgesellschaften bei ihm speisen. "Mir ist klar: Dafür braucht man einen langen Atem", sagt er.

Den zwei Frauen mit den Kartoffeln schmeckt das Essen zumindest. Auch wenn eine von ihnen sagt: "Früher gab es so ein tolles Salatbuffet. Das soll es jetzt ja nicht mehr geben, habe ich gehört." Pause. "Na ja es will halt jeder sein eigenes Ding machen."

© SZ vom 09.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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