Kinderbetreuung:Erziehermangel trifft Eltern mit voller Härte

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Ein gezielte Sprachförderung, die bereits in der Kita beginnen soll, fordert die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Die Gemeinde Ottobrunn kann mehr als 100 Kindergartenplätze nicht vergeben, weil ihr schlicht das Fachpersonal fehlt. Die Wartelisten auch für die Krippen sind lang - und Abhilfe ist kaum in Sicht.

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Der anhaltende Fachkräftemangel im Landkreis München trifft Ottobrunn mit voller Härte. Derzeit stehen insgesamt 75 Kinder auf einer der Wartelisten für einen Platz in einer Kinderkrippe oder einem Kindergarten, wie Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) am Donnerstagabend auf der Bürgerversammlung im Wolf-Ferrari-Haus berichtete. Dabei machte der Rathauschef deutlich, dass zwar die notwendigen Räumlichkeiten für den Bedarf vorhanden seien, aber die Gemeinde und die Träger der Betreuungseinrichtungen trotz aller Bemühungen schlichtweg nicht das notwendige Personal finden, um allen Eltern einen Platz für ihre Kinder anbieten zu können.

"Dass so viele Kinder auf den Wartelisten stehen, tut uns natürlich besonders weh", sagte Loderer. Die Situation sei vor allem deshalb besonders unbefriedigend, weil die Kommune den Ausbau der Betreuungsmöglichkeiten immer weiter vorantreibt. Ende 2024 etwa werden im dritten und finalen Bauabschnitt der Josef-Seliger-Siedlung, die seit Jahren neu gebaut wird, 50 neue Betreuungsmöglichkeiten im dortigen Kindergarten zur Verfügung stehen. Diese werden derart flexibel ausgestaltet, dass bis zu 24 Plätze je nach Nachfrage auch Kindern im Alter von bis zu drei Jahren angeboten werden können. In der katholischen Kindertagesstätte St. Albertus Magnus entstehen zudem ebenfalls bis Ende 2024 zwölf neue Plätze für Kinder im Krippenalter.

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Dennoch zeigt ein Blick auf die aktuellen Belegungszahlen, dass es schwierig werden dürfte, allen Kindern bis dahin tatsächlich einen Platz anbieten zu können. Denn derzeit können in den Ottobrunner Kinderkrippen insgesamt 20 Plätze wegen des Personalmangels nicht belegt werden. In den Kindergärten der Gemeinde mit ihren etwa 23 000 Einwohnern sind es sogar 115 Plätze, die nicht vergeben werden können.

Probleme gibt es laut Bürgermeister Loderer es auch bei der nachschulischen Betreuung, auch dort sei der Bedarf höher als das Angebot. Und diese Situation werde sich noch einmal verschärfen, da von 2026 an ein Rechtsanspruch auf einen Platz in diesem Bereich besteht. Diesem Problem will die Gemeinde vor allem mit neuen Räumlichkeiten in einem Gebäude an der Gartenstraße neben der Grundschule I an der Friedenstraße begegnen. Seit diesem Schuljahr werden dort neue Räumlichkeiten für mehr als 30 Kinder in der nachschulischen Betreuung angeboten. Außerdem wird die Schule I bis zum Jahr 2027 um- und teilweise neu gebaut und so zur Ganztagsschule. Momentan findet laut Loderer eine Art Priorisierung statt: So würden vor allem Kinder auf den Wartelisten bevorzugt, die kurz vor der Einschulung stehen. Diesen solle ein reibungsloser Übergang vom Kindergarten in die Grundschule ermöglicht werden.

Durch neue Wohnungen und Ukraine-Flüchtlinge ist die Bevölkerung sprunghaft gestiegen

Das Problem ist auch zwei Sondereffekten geschuldet, die Ottobrunn einen sprunghaften Anstieg beim Bevölkerungswachstum beschert haben. 2022 kamen nahezu 2700 Neubürger in die Gemeinde, wogegen nur etwa 2000 Menschen aus Ottobrunn wegzogen. Dies sei einerseits dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine geschuldet, so Loderer, denn auch in Ottobrunn sind zahlreiche Geflüchtete untergekommen; gleichzeitig ist der Astyxcampus im Ottobrunner Technologie-Park in Betrieb gegangen. Dort sind neben Firmen 140 Wohnungen bezogen worden. "Das war schon ein großer Bevölkerungszuwachs", sagte Loderer. Man habe Schwierigkeiten, alle mit dem Zuwachs verbundenen Folgen zu bewältigen.

Da kommt es der Gemeinde gerade recht, dass sie in diesem Jahr der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung trotzen und mit deutlich mehr Einnahmen bei der wichtigsten Einnahmequelle rechen kann: Statt den bisher veranschlagten 15 Millionen Euro wird die Gewerbesteuer voraussichtlich 19 Millionen Euro in die Kasse spülen. Aus diesem Topf werden auch der Neubau eines Kunstrasenplatzes sowie die Sanierung des bestehenden Platzes am Haidgraben finanziert, auf die beide Ottobrunner Fußballklubs angewiesen sind, die das Bevölkerungswachstum ebenfalls zu spüren bekommen und immer mehr Trainingszeiten benötigen.

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