Kampfsport:Mit langem Atem zum siebten Dan

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Jürgen Englerth mit seiner ebenfalls Taekwondo betreibenden Ehefrau Kelhi Englerth nach der Ehrung. (Foto: Jie Shao/oh)

Der Taufkirchner Jürgen Englerth ist einer der besten Deutschen im traditionellen Taekwondo. Nebenbei läuft er auch noch Ultra-Marathon.

Von Angela Boschert, Taufkirchen

Jürgen Englerth aus Taufkirchen ist von der Traditionellen Taekwondo-Vereinigung mit dem siebten Dan ausgezeichnet worden. In Deutschland tragen neben ihm nur zwei andere Taekwondo-Lehrer diese hohe Schwarzgurt-Graduierung im Bereich des traditionellen Taekwondo. Dabei ließ die faszinierende Sport-Lebensgeschichte des Taufkirchners anfangs alles andere als diese Meisterschaft erwarten: Als 13-Jähriger war Englerth nach eigenen Angaben ein "sehr unsportliches, schwächliches Kind", das sich in jedes Training quälte.

Heute läuft der 55-Jährige auch Ultra-Marathons, also Rennen mit mehr als 42,195 Kilometern Länge. Jüngst wurde sogar der "Jürgen Englerth Ultra-/Marathon" in Hamburg nach ihm benannt. Und von ihm gewonnen. Den Grundstein für diesen Erfolg legte Englerth aber vor Jahrzehnten mit Taekwondo.

Als 13-Jähriger hatter er Albträume nach jedem Training

Sein erster Taekwondo-Lehrer, Konrad Lindner, hatte gerade beim heutigen SV-DJK Taufkirchen das Taekwondo-Training übernommen, als der 13-jährige Jürgen zu ihm kam. Für ihn war es der erste Sport, den ihm seine Eltern finanzieren konnten. "An ein Aufhören war also nicht zu denken", sagt Englerth. Trotz Albträumen nach jedem Training blieb er dabei und startete durch, als er vom gelben zum grünen Gürtel überspringen durfte.

Er ging zu den Großmeistern Song Chae-Yong und Kwon Jae-Hwa, die seit 1968 den in Europa jungen Sport im Raum München bekannt machten. Namen, die jeder Taekwondoin kennt. Song bot Kurse an der Volkshochschule an. Seit vielen Jahren ist Englerth sein Nachfolger an den Volkshochschulen Pullach und München, außerdem Cheftrainer in Taufkirchen und betreut 15 weitere Taekwon-do-Schulen in Deutschland, Schottland, Spanien und sogar in den USA.

Englerth hätte mit einer eigenen Taekwondo Schule viel Geld machen können, doch genau das liegt dem IT-Angestellten bei der Allianz-Versicherung fern. Taekwondo als Körperschulung soll für jede und jeden machbar sein; ohne finanzielle Klippen und im Rahmen der eigenen körperlichen Konstitution. Seine etwa 1600 Schüler sind zwischen vier und 73 Jahre alt. Englerth unterrichtet sie instruktiv, motivierend und charismatisch.

Werner Fichtner, Träger des siebten Dan und der Präsident der Traditionellen Taekwondo-Vereinigung (TTV), sagte bei der Ehrung in Eggenfelden: "Jürgen Englerth repräsentiert in großartiger Weise die fünf Säulen des Taekwondo, nämlich Höflichkeit, Integrität, Durchhaltevermögen, Selbstdisziplin und Unbezwingbarkeit."

Für Oktay Cakir aus Hamburg, außer Fichtner der bislang einzige Träger des siebten Dan in Deutschland, gehört Englerth zu den letzten der Großmeistergilde, die noch von den alten koreanischen Meistern und nach deren Methoden ausgebildet wurden." Englerth sei gemäß den alten Regeln ein erfolgreicher Lehrer. Großmeister Heinrich Magosch, einer der wenigen aktiven deutschen Träger des neunten Dan, lobt Englerth als "einen der Ersten" im Taekwondo: "Er lebt die Werte des Taekwondo. Er spricht nicht nur, sondern er handelt als Vorbild."

Englerth selbst bleibt bescheiden: "Ich sehe den siebten Dan als Dank für 43 Jahre Leben mit Taekwondo und bin stolz, diese Graduierung von der TTV erhalten zu haben."

© SZ vom 06.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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