Ismaning:Wohnraum dringend gesucht

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Der Landkreis München ächzt unter dem Siedlungsdruck - es wird vor allem bezahlbarer Wohnraum benötigt. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Andrang auf Bauland in Ismaning ist groß. Bürgermeister Greulich fordert Unterstützung für die Kommunen

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Dass es durchaus einige Menschen gibt, die sich gern in Ismaning ein Häuschen bauen würden, ließ sich spätestens erahnen, als die Gemeinde ihr neues Baugebiet im nördlichen Ortsteil Fischerhäuser im Gemeinderat diskutierte und der Zuschauerraum dabei an seine Grenzen geriet. Die Kommune hat für die Fläche ein Einheimischenprogramm aufgelegt, 43 Einzel-, Reihen- und Doppelhäuser sollen dort errichtet werden. Die Bewerbungsphase ist nun verstrichen, die Kommune legt eine Bilanz vor, die einige Aussagekraft hat, auch über Ismaning hinaus.

214 Bewerbungen sind fristgemäß bei der Verwaltung eingegangen, beinahe fünfmal mehr als es Grundstücke zu vergeben gibt. "Der Bedarf war klar, aber mit so einer riesigen Nachfrage habe ich nicht gerechnet", kommentiert Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) das Ergebnis. Die einzelnen Bewerbungen wurden von der Verwaltung geprüft und je nach der Erfüllung der Kriterien des Einheimischenmodells in eine Reihenfolge gebracht; Pluspunkte gibt es zum Beispiel für die Dauer der Ortszugehörigkeit eines Bewerbers, für junge Familien unter 40 Jahren, für die Zahl der Kinder im Haushalt oder wenn ein Bewerber Angehörige pflegt. Die Rangfolge hat der Gemeinderat überprüft. Die 43 Parteien, die zum Zuge kommen, stehen fest und wurden inzwischen benachrichtigt. Derzeit, sagt Greulich, würden die Verträge vorbereitet. Im September soll es eine Informationsveranstaltung geben.

Dass der Andrang auf die angebotenen Grundstücke so groß war, obgleich diese nicht im Ortskern, sondern am nördlichen Ende liegen, zeugt einerseits von der erfreulichen Attraktivität der Landkreisgemeinde als Wohnort. Hinzu kommt, dass die Bodenpreise in Fischerhäuser eben noch erschwinglicher sind als jene in Zentral-Ismaning - die Grundstückspreise lagen je nach Größe zwischen knapp 100 000 und knapp 330 000 Euro.

Die Gemeinde will in Mietwohnungsbau investieren

Gleichzeitig sieht Greulich darin aber auch einen Beleg dafür, wie groß die Anspannung im und um den Landkreis inzwischen ist, wenn es darum geht, bezahlbaren Wohnraum - ob als Eigentum oder in Miete - zu ergattern. "München ist eine Boomregion mit einem enormen Leidensdruck", sagt Greulich. "Wir versuchen als Gemeinde, mit gemeindlichem Wohnungsbau etwas Druck rauszunehmen - aber alleine schaffen wir das nicht."

Parallel zum Einheimischenprogramm in Fischerhäuser hat die Gemeinde ein weiteres neues Wohnbaugebiet ausgeschrieben. Südlich des Seidl-Kreuz-Wegs standen 21 Bauparzellen zum Verkauf, zu einem Mindestpreis von 1500 Euro pro Quadratmeter. Auch hier gab es weit mehr Bewerber als Bauplätze. 95 Interessenten, darunter acht Bauträger, hätten bei Mehrfachbelegung insgesamt mehr als tausend Gebote abgegeben, berichtet Greulich. Über die letztendliche Höhe der Gebote bewahrt die Gemeinde Stillschweigen. Angesichts der vorgegebenen Untergrenze und des Wettbewerbs lässt sich die preisliche Dimension jedoch erahnen.

Dass die Grundstücke an die Höchstbietenden vergeben wurden, hatte zuvor Diskussion im Gemeinderat ausgelöst. Die Einnahmen, die durch die Parzellenverkäufe zusammenkommen, will die Gemeinde nun, so die Zusage, zu einem Großteil auf Mietwohnungsbau verwenden: Neben den Eigentumshäusern sollen zwei Wohnblöcke mit Zwei-, Drei- und Vierzimmerwohnungen am Seidl-Kreuz-Weg entstehen. Das Engagement der Gemeinden und Städte allein aber reiche nicht, ist Greulich überzeugt. Er sieht auch den Freistaat in der Pflicht, bezahlbaren Wohnraum für alle zu schaffen. "Da muss dringend etwas passieren, sonst wird es schwer, eine gesunde Durchmischung zu erhalten", mahnt der Kommunalpolitiker.

© SZ vom 21.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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