Interview:"Geografisch sind wir hier ja in Ottobrunn"

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Der IT-Unternehmer Michael Markstaller muss wegen der neuen Postleitzahl nicht nur seine Privatadresse ändern, sondern auch die seiner Firma. (Foto: privat)

Michael Markstaller und seine Nachbarn am Birkengarten wehren sich dagegen, dass sie künftig die Taufkirchner Postleitzahl haben sollen

Von Tobias Krone, Taufkirchen/Ottobrunn

Wegen vier Ziffern gibt es Ärger zwischen der Gemeinde Taufkirchen und den Bewohnern des Gemeindeteils jenseits der Autobahn A 8. Ein Teil des an Ottobrunn anschließenden Gewerbe- und Wohngebiets befindet sich auf Taufkirchner Flur, hat aber bislang die Ottobrunner Postleitzahl 85521. Dies will die Gemeinde Taufkirchen jetzt ändern und hat veranlasst, die Taufkirchner Postleitzahl 82024 von 2016 an auch auf das Gewerbegebiet auszuweiten: zum Ärger der Anlieger der Straße "Am Birkengarten", die nun ihre Adresse ändern müssen. Der IT-Unternehmer Michael Markstaller, 39, der dort lebt und arbeitet, hat circa 100 Unterschriften gegen die neue Postleitzahl gesammelt.

SZ: Was bedeutet es für Sie, die Postleitzahl zu wechseln?

Michael Markstaller: Für mich und meinen Gewerbebetrieb bedeutet das einen Aufwand von ungefähr fünf Arbeitstagen, ich schätze, das ergibt bei mir einen Aufwand von etwa 3000 Euro netto. Auch in den Navigationssystemen in den Autos findet man unsere Straße nur unter der alten Postleitzahl. Meine Nachbarn und ich haben das bei unseren Navis ausprobiert: Unter der neuen Postleitzahl sind wir nicht zu finden, da die Gemeinde offensichtlich nicht rechtzeitig die Kartenanbieter informiert hat. Das bedeutet einen gewissen Vorlauf, weil so eine Navigations-DVD im Auto durchschnittlich drei Jahre benutzt wird.

Wie sind Sie denn bisher damit umgegangen, dass sie Taufkirchner Bürger sind, aber eine Ottobrunner Postleitzahl haben?

Geografisch sind wir hier ja in Ottobrunn, Taufkirchen ist sieben Kilometer entfernt. Insofern geht man natürlich in Ottobrunn zum Bäcker und zur Post, die Kinder gehen in Ottobrunn zur Schule, in den Kindergarten und in die Stadtbücherei. Also ist das Gefühl schon latent vorhanden, dass man Ottobrunner ist und nicht Taufkirchner.

Der Taufkirchner Bürgermeister Ullrich Sander argumentiert für die Änderung, dass Ihr Viertel mit der neuen Postleitzahl besser für die Rettungsdienste zu finden sei.

Das genaue Gegenteil ist der Fall. Nur unter der alten Postleitzahl 85521 werden wir gefunden. Ich habe persönlich bei der Polizei und bei der Feuerwehr angerufen, was die Gemeinde offensichtlich noch nicht geschafft hat. Die wissen von der Änderung noch gar nichts.

Wie hat die Gemeinde Taufkirchen Sie in Ihrer Straße denn über die Änderung informiert?

Informiert wurden wir meines Wissens erstmals Anfang des Jahres, aber nur über einen Prozess, der im Gange sei. Zuletzt kam Ende September ein Postwurfschreiben, dass uns die Änderung ankündigte - es war nicht direkt adressiert und hat definitiv nicht alle Anwohner erreicht. Involviert wurden wir Bürger überhaupt nicht. Wir haben das Gefühl, ignoriert zu werden. Erst kürzlich haben wir festgestellt, dass wir das Gemeindeblatt von Taufkirchen seit Monaten oder Jahren gar nicht bekommen. Taufkirchen sollte erst einmal dafür sorgen, dass wir zu Taufkirchen gehören. Lustigerweise bekommen wir das Gemeindeblatt von Ottobrunn.

Wie könnte Bürgermeister Sander Sie denn noch umstimmen?

Ich habe schon mit sehr vielen Anwohnern gesprochen und mittlerweile fast 100 Unterschriften gesammelt - da gibt es niemanden umzustimmen. Wir wollen einfach unsere Postleitzahl behalten.

© SZ vom 20.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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