Im Heiligen Land:Durch die Wüste

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Ein Unterföhringer Ehepaar ist von Tel Aviv nach Eilat gewandert und erzählt nun in Bildvorträgen von dieser Reise

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Der Israel National Trail ("Shvil Israel") zählt zu den zehn schönsten Fernwanderwegen der Welt, wie das US-Fernsehnetzwerk National Geographic findet. Auf einer Länge von mehr als tausend Kilometern bietet er fruchtbare Landschaften, trockene Wüsten-Etappen und hohe Berge, die erklommen werden wollen. Paula Zimerman-Targownik, 53, und Daniel Targownik, 51, haben im vergangenen Jahr die Hälfte des Trails absolviert. An diesem Mittwoch, 16. Januar, erzählt das Ehepaar aus Unterföhring in der örtlichen Gemeindebibliothek im Bürgerhaus von seiner sechswöchigen Reise mit all ihren Erlebnissen und Erkenntnissen.

Die beiden Filmschaffenden sind nach eigenen Angaben Wander-Novizen. Und als solche haben sie sich aufgemacht, die Hälfte des Weges gemeinsam zu gehen. Was nicht immer leicht war, wie sie übereinstimmend sagen. Die Erfahrung, gut 550 Kilometer zu Fuß geschafft zu haben, sei großartig gewesen. Dass die Unterföhringer die Landessprache sprechen, weil sie zwölf Jahre lang selbst in Israel gelebt und gearbeitet haben, hat das Unterfangen freilich erleichtert.

Damals sei das Wandern auf dem Trail kein Thema gewesen, sagt Daniel Targownik. 2017 aber standen gleich zwei Festtage an: Er hat seinen 50. Geburtstag gefeiert und vor 30 Jahren haben sich die beiden kennengelernt. "Zu den zwei Jubiläen wollten wir etwas Besonderes machen", erinnert sich Paula Zimerman-Targownik. Wandern also, sich bewegen, an die körperlichen Grenzen kommen, ohne Zivilisationslast unterwegs sein, mal abgesehen von einem Smartphone mit israelischer Sim-Karte und dem obligatorischen Fotoapparat. Die gute Kamera ist den Targowniks aber gleich am Anfang kaputt gegangen, eine neue, "nicht ganz so professionelle" hat das Paar an Ort und Stelle besorgt. Aber sie habe eben nicht so tolle Bilder gemacht, wie es sich die studierten Filmprofis erhofft haben. Den entstandenen Fotos merkt man dies allerdings nicht an. Wie spektakulär es entlang des Wanderwegs aussieht, zeigen die zahlreichen Bilder, die das Paar bei seinem Vortrag am Mittwoch in der Bibliothek präsentieren wird. Doch die Targowniks haben nicht nur Landschaften eingefangen. Sondern auch sich selber. Schwitzend, müde, angestrengt, Wasser trinkend im Schatten, lachend und glücklich bei sogenannten "Trail Angels". Das sind Menschen, die ihre Häuser öffnen für die Wanderer und sie kostenlos übernachten lassen. "Oft haben sie auch für uns gekocht, wir haben uns gefühlt, als gehörten wir zur Familie", sagt Paula Zimerman-Targownik.

Gestartet sind die Unterföhringer in Tel Aviv. Die ersten Etappen dienten quasi zum Eingewöhnen. Vier Tage ohne Gepäck raus aus der Stadt, hinauf auf den Wanderweg und abends zurück, entweder mit dem Bus oder per Anhalter, was "in unserem Alter ja nicht mehr üblich ist", wie die beiden sagen. Danach wurden die Entfernungen zwischen Tel Aviv und Trail zu groß, Paula Zimerman-Targownik und Daniel Targownik schnallten sich ihre Rucksäcke auf und marschierten los in Richtung Süden - um nach mehr als 500 Kilometern in Eilat anzukommen. "Dieser Blick von oben, dieses Gefühl, wenn sich das Rote Meer auftut, ist kaum zu beschreiben."

Paula Zimerman-Targownik, 53, und Daniel Targownik, 51. (Foto: Daniel Targownik)

Paula Zimerman-Targownik hat es versucht und über all die Wochen Tagebuch geführt, woraus sie in ihrem Vortrag, den sie bereits im jüdischen Gemeindezentrum am St.-Jakobsplatz in München sowie in Berlin und Frankfurt gehalten haben, auch vorlesen wird. Überhaupt wollen die beiden Wanderer den Abend in der Gemeindebibliothek ganz persönlich gestalten. Sie erzählen von ihren Gefühlen, bringen ihr Zelt mit, das sie in Camps oder bei einem Ashram aufgeschlagen haben, und den schweren Rucksack, den die Besucher dann auch heben können. Und Speisen, wie Paula Zimerman-Targownik und Daniel Targownik entlang des Trails zubereitet und gegessen haben, gibt es ebenfalls.

Wollen die zwei auch noch den nördlichen Teil des Wanderwegs gehen? Kann gut sein. Nicht sofort, aber irgendwann. Jetzt wissen sie ja, dass sie es können und es ihnen gut getan hat.

Reisereportage von Paula Zimerman-Targownik und Daniel Targownik. Abendkasse. Bürgerhaus Unterföhring, Bibliothek, Münchner Straße 65; Mittwoch, 20 Uhr.

© SZ vom 15.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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