Hohenbrunn:Renovieren oder abreißen

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Die Hohenbrunner Gemeinderäte diskutieren leidenschaftlich über die Zukunft des Feuerwehrhauses - und über viel Geld.

Reparieren oder Sanieren? Notwendig? Oder Luxus? Das sind die großen Fragen beim alten Feuerwehrhaus in Hohenbrunn. Den neuen Anbau weihte die Gemeinde am Sonntag ein. Aber bereits seit Jahren ist klar: Auch in das alte Gebäude muss die Kommune investieren. Wie viel genau sie sich leisten kann und möchte? Immer noch offen. Der Bauausschuss konnte sich bei seiner Sitzung am Donnerstag nur auf eine Minimallösung einigen. Über weitere Maßnahmen will er in den kommenden Sitzungen beraten.

Insgesamt standen Investitionen von etwa vier Millionen Euro zur Debatte. Darin enthalten: notwendige Reparaturen und wünschenswerte Maßnahmen - wie eine Erweiterung des Balkons oder neue Möbel für den Aufenthaltsraum. Beschlossen wurde etwa die Hälfte, Ausgaben im Wert von fast zwei Millionen Euro. Zum Beispiel ein Aufzug für etwa 300 000 Euro, die Sanierung der Leitungen für 71 000 Euro und noch einmal fast 70 000 Euro für neue Sanitäranlagen.

Schon vor zwei Jahren wurde eine Sanierung beschlossen

Die Maßnahmen einfach durchzuwinken - für die Gremiumsmitglieder offenbar unmöglich. Zu hoch die Summen, zu unklar, was tatsächlich jetzt getan werden muss, was noch zehn, 15 Jahre warten kann und was zwar schön zu haben wäre, aber letztendlich überflüssig ist.

Eigentlich hatte der Gemeinderat vor etwa zwei Jahren schon einmal eine Sanierung beschlossen. Nur das Nötigste sollte für etwa zwei Millionen Euro hergerichtet werden. Doch wahrscheinlich wird das eingeplante Geld nicht reichen. Die Argumentation der Gemeindeverwaltung: Fast 40 Jahre ist das Haus alt. Wenn es noch einmal so lange halten soll, muss Hohenbrunn mehr Geld in die Hand nehmen. Oder die Kommune muss es eines Tages tatsächlich abreißen und neu bauen. Dass nun fast die doppelte Summe im Gespräch ist, darüber wunderten sich aber einige Gemeinderatsmitglieder.

"Warum wurde so lange nichts gemacht? Warum wartet man so lange, bis einem fast gar nichts anderes übrig bleibt als ein Neubau?", fragte Martina Kreder-Strugalla von den Grünen. Peter Berger von der Überparteilichen Wählergemeinschaft/ Freie Wähler (ÜWG-FW) stieß in eine ähnliche Richtung: "Jeder Hausbesitzer weiß, dass es immer etwas zu reparieren gibt, dass man da immer dran bleiben muss." Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) entgegnete, dass die Gemeinde den Feuerwehrbetrieb aufrecht erhalten musste. Und dass man sich einig darüber gewesen sei, die Sanierung erst anzugehen, wenn der Anbau fertig gestellt ist.

Wie notwendig ist ein neues Damenbad?

Doch Peter Berger bleibt dabei. Das ganze Vorhaben ist ihm zu teuer: "Wir schießen über das Ziel hinaus. Nur weil bestimmte Bereiche kaputt sind, muss man nicht das ganze Haus erneuern." Mehr als die Kosten stört Andreas Schlick vom Bürgerforum das Vorgehen der Verwaltung. "So ein wichtiges Thema hätte es verdient, in einer eigenen Sitzung behandelt zu werden." Es gehe um viel Geld. Und als Gemeinderat habe er eine Verantwortung, wofür es ausgegeben werde. Wie notwendig ist ein neues Damenbad tatsächlich? Oder ein neuer Boden in der Fahrzeughalle? Für einen Außenstehenden schwierig zu beantworten. Schlick sagte, wie wichtig die Arbeit der Feuerwehr für den Ort ist. Doch er hätte gerne über einzelne Punkte ausführlicher diskutiert.

Bei einigen Maßnahmen wird das tatsächlich in den kommenden Sitzungen geschehen. Unter die offenen Punkte fallen Projekte von etwa zwei Millionen Euro: Eine neue Bodenbeschichtung in der Fahrzeughalle für 60 000 Euro, neues Pflaster für die Zufahrt für 90 000 Euro oder eine Erweiterung des Lehrsaals für 13 000 Euro. Außerdem eine Erweiterung der Wohnung des Gerätewarts (20 000 Euro), ein Opel Blitz Museum (50 000 Euro), Arbeiten an der Wärmeverteilung (52 000 Euro). Dringend erforderlich oder eine schöne Zugabe? In den kommenden Wochen muss der Hohenbrunner Gemeinderat diese Frage beantworten.

Erfreulich ist bei der ganzen Sache eigentlich nur eines. Das Haus abzureißen und neu zu bauen, wäre immer noch teuerer. Es würde fast sieben Millionen Euro kosten. Die entscheidende Frage stellte Peter Berger am Ende der Diskussion: "Können wir uns das alles überhaupt leisten?" Es sei ein Schwimmbad zu zahlen, eine neue Mittelschule und eine neue Turnhalle. "Haben wir das im Kreuz, Herr Bürgermeister?" Seine Antwort: "Ja, das haben wir."

© SZ vom 06.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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