Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Standort-Debatte flammt wieder auf

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Die Aussicht auf eine Tieferlegung der S-Bahn, wie sie Landrat Christoph Göbel für den Fall eines Umdenkens angedeutet hat, klingt für einige Gemeinderäte verlockend. (Foto: Claus Schunk)

Während die Höhenkirchner SPD eine Campus-Lösung für die neue Realschule am Gymnasium zurückweist, finden die anderen Parteien die Forderung des Zweckverbands zumindest bedenkenswert

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Gut ein Jahr nach der Entscheidung des Gemeinderats, die Realschule in Höhenkirchen-Siegertsbrunn am Ortsrand zu bauen, ist wieder eine heftige Diskussion über den Standort entbrannt. Während es die neue Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD) und die SPD-Fraktion ablehnen, das Paket wieder aufzuschnüren, zeigen sich die anderen Fraktionen offen, einen Bau auf einem Schulcampus neben dem Gymnasium zumindest zu prüfen. Nach jetzt vorliegenden Zahlen des Zweckverbands weiterführende Schulen im Südosten des Landkreises könnte man sich so 23 Millionen Euro sparen. Auch eine Tieferlegung der Bahn steht plötzlich zur Diskussion.

Die Turbulenzen hat am Montag die offizielle Bitte des Zweckverbands ausgelöst, sich in Höhenkirchen die Sache noch einmal zu überlegen. Der Druck auf die Gemeinderäte ist hoch. Die Finanzkraft der Kommune ist gering. Auch gibt es Befürchtungen, dass die Solidarität der anderen Zweckverbandsmitglieder wie Ottobrunn, Hohenbrunn und Brunnthal überstrapaziert werden könnte, wenn man mögliche Synergieeffekte auf einem Campus ignoriert. Die Mehrkosten, so die Sorge, könnten den Höhenkirchnern aufgeladen werden. Im Ort selbst brechen alte Gräben auf, die 2019 die knapp ausgefallene Standortentscheidung gerissen hat. CSU, Grüne und Unabhängige Bürger stimmten nicht geschlossen ab. Die Sorge vor einem Verkehrskollaps am Bahnhof trieb die Kritiker des Schulcampus an.

Dass der Zweckverband sich jetzt an die Gemeinde wendet ist ungewöhnlich, weil der Vorstoß die Planungshoheit als ureigenes Recht des Rathauses berührt. Entsprechend deutlich ablehnend reagierte Konwitschny in der Zweckverbandsversammlung. Die SPD-Fraktionschefin Anita Reiprich zeigt sich nun ebenfalls höchst irritiert über "das Vorgehen des Zweckverbands". Der Gemeinderat habe Entscheidungen getroffen. Sie lehne "klipp und klar" eine neue Standortdiskussion ab. Die Schule komme an die Brunnthaler Straße: "Für mich bleibt es dabei." Das gelte für die SPD insgesamt.

Bei CSU-Fraktionschef Roland Spingler klingt das schon anders. Er war vor einem Jahr für den Campus, sieht jetzt die Kosten und nimmt bei den Verkehrsproblemen im Zentrum mit Interesse auf, dass Landrat Christoph Göbel (CSU) in seiner Funktion als Zweckverbandsvorsitzender die Frage aufwarf, ob Höhenkirchen einem Campus bei einer Tieferlegung der Bahntrasse zustimmen würde. Spingler sagt, das seien Dinge, über die man diskutieren müsse. Priorität hat für ihn aber, dass die Realschule in die Gemeinde komme und auch der Bau "nicht verzögert" werde.

Die UB haben bereits einen Antrag gestellt, Göbel in den Gemeinderat einzuladen, wenn über die Realschule wieder gesprochen wird. Dort geht man fest davon aus, dass das in der nächsten Sitzung passiert. UB-Fraktionschef Manfred Eberhard hielte es für eine "Missachtung" des Zweckverbands, dessen Ansinnen zu ignorieren. Es sei nie verkehrt, sagt er, noch einmal über etwas nachzudenken. Aus Eberhards Sicht spricht allerdings manches auch für die Brunnthaler Straße, was der Zweckverband nicht beachtet hat, wie die Nachbarschaft zur Erich-Kästner-Schule. Auch dort könnte man Sportstätten und Mensa gemeinsam nutzen. Von einem Auftritt des Landrats im Gemeinderat erhofft sich Eberhard nicht zuletzt mehr Klarheit darüber, wie ernst gemeint seine Andeutungen zu einer Tieferlegung der Bahn sind. Für finanzierbar hält das im Moment am Ort keiner. Auch ist man sich bei SPD, CSU, UB und Grünen einig, dass Jahrzehnte vergehen würden, bis die Bahn im Tunnel fährt.

Trotzdem könnte eine weitere Abstimmung über den Standort eine neue Mehrheit bringen. Mit Spannung blicken alle auf die Grünen, die mit drei zusätzlichen Mitgliedern im neuen Gemeinderat das Zünglein an der Waage sein könnten. Fraktionschef Karsten Voges sagt klar, dass er den Campus am Bahnhof für die bessere Lösung hält. Es gehe um viel Steuergeld, betont er. Auch zieht Voges in Zweifel, dass eine Schule am Ortsrand Verkehr reduziert, weil viele mit dem Auto anfahren würden. Einig ist sich die Grünen-Fraktion Voges zufolge in der Sache aber nicht. Am Mittwochabend war ein Treffen der Bürgermeisterin mit den Fraktionschefs anberaumt, bei dem es vor allem um den Campus gehen dürfte.

© SZ vom 28.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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