Haus für Behinderte:Raum für ein eigenständiges Leben

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Symbolischer erster Spatenstich: Bürgermeisterin Ursula Mayer (Mitte) mit Initiatorin Andrea Hanisch (rechts daneben) weiteren Projektbeteiligten und künftigen Bewohnern. (Foto: Claus Schunk)

In Höhenkirchen-Siegertsbrunn entsteht ein Haus für junge Menschen mit Behinderung. Finanziert wird es von den Eltern.

Von Antonia Hofmann, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Der Anfang ist gemacht: In Höhenkirchen-Siegertsbrunn hat der Bau des Wohnheims für junge Menschen mit Behinderung begonnen. Ende Februar hat Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) gemeinsam mit einigen zukünftigen Bewohnern den ersten Spatenstich an der Wächterhofstraße in Höhenkirchen gesetzt - und das bereits drei Jahre nach der Gründung des Vereins Zukunft trotz Handicap.

"Man soll auch einfach mal die Tür hinter sich zu machen können."

Gemeinderätin Andrea Hanisch (CSU) hatte den Verein 2013 ins Leben gerufen, gemeinsam mit Hans-Jürgen Gerhardt aus Oberschleißheim hat sie das Projekt geplant und nun mithilfe zahlreicher ehrenamtlicher Helfer in die Tat umgesetzt. In dem Wohnheim werden insgesamt 26 junge Menschen mit Behinderung im Alter von 18 bis 35 Jahren einen Platz finden. Dabei stünden Wohnlichkeit und vor allem die Eigenständigkeit der Bewohner im Vordergrund, sagt Hanisch.

In den vier einzelnen Wohngruppen sollen die jungen Menschen wie in einer Familie leben. Es sei immer jemand da, falls man Gesellschaft suche, so Hanisch. Aber gerade die Individualität und die Bedürfnisse des Einzelnen zählen. "Man soll auch einfach mal die Tür hinter sich zu machen können." Das Vorbild für die Unterkunft ist ein ähnliches Heim in Oberschleißheim. Betreiber wird das Heilpädagogische Centrum Augustinum aus München.

Zwei Plätze zahlt eine Stiftung

Bei der Unterkunft handelt es sich um ein elternfinanziertes Wohnheim, das heißt, die Eltern kaufen den Platz im Haus zu Beginn für rund 100 000 Euro, ihre Ideen wurden bei der Planung mit einbezogen. Die weitere Miete zahlt dann der Bezirk an den Betreiber. Drei Plätze im Heim wurden von der Manfred-Hallbauer-Stiftung gekauft und stehen Menschen zur Verfügung, deren Eltern nicht für die beträchtliche Einlage aufkommen können.

Den Bedarf für ein solches Wohnheim sieht Hanisch schon länger in der Gemeinde, das Projekt gibt ihr Recht: Die Plätze in der Unterkunft waren nach wenigen Monaten ausverkauft. Einen starken Impuls gab aber Hanischs Neffe, der selbst das Down-Syndrom hat. "Deine Kinder haben's gut, die ziehen einfach aus, wenn sie es wollen", hatte er zu seiner Tante gesagt. Das traf einen Nerv bei der Gemeinderätin. Im August 2017 wird auch ihr Neffe in das neue Wohnheim einziehen.

Auch ein Pärchen will einziehen

Das Projekt habe das Ziel, dass die jungen Leute, "ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben in geschütztem Rahmen führen können", Betreuer kämen nur zu bestimmten Zeiten und würden selbst nicht in der Unterkunft wohnen. So war ein Gedanke der Initiatoren auch, eheähnliche Gemeinschaften möglich zu machen. "Bis jetzt haben wir ein Pärchen", erzählt Hanisch.

Die Gemeinderätin macht vor allem das bürgerschaftliche Engagement der Helfer stolz. Bei einem Projekt, das nicht der Staat finanziere, müssten alle "an einem Strang ziehen", sagt Hanisch. Die Grundsteinlegung findet Ende April statt, nur ein Name fehlt dem neuen Wohnheim dann noch. Über den werden die beteiligten Familien abstimmen, sagt Hanisch.

© SZ vom 10.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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