Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Höhenkirchen spart nicht bei den Vereinen

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Trotz der hohen Investitionen in die Erich-Kästner-Schule bewilligt die Gemeinde Zuschüsse - auch für das Naturbad

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Angesichts der wohl unausweichlichen Investitionen in die Erich-Kästner-Schule hat in Höhenkirchen-Siegertsbrunn das Ringen um die knappen Mittel der Gemeinde begonnen. Kämmerin Christine Schmidt empfahl jüngst im Hauptausschuss des Gemeinderats, sämtliche freiwilligen Leistungen auf den Prüfstand zu stellen. Und sie sprach sich konkret dafür aus, Zuschussanträge des Naturbad-Vereins, der Stockschützen im ETC Siegertsbrunn, der Caritas und des Leonhardi-Ensembles abzulehnen. Die Gemeinderäte entschieden anders. Umstritten war allerdings eine Unterstützung für den Naturbad-Verein.

Seit öffentlich bekannt ist, unter welchen Umständen an der Grund- und Mittelschule unterrichtet wird, hat sich in der Gemeinde vieles verändert. Die Verantwortlichen zeigen sich betroffen. Über Parteigrenzen hinweg beteuern Gemeinderäte, die Situation müsse schnell verbessert werden. Vor allem die Raumnot gilt als prekär. Acht Klassenzimmer fehlen. Doch die Schulkrise hat auch Auswirkungen auf viele andere Bereiche. Die Kämmerin überarbeitet gerade ihren Haushaltsentwurf für 2020, um Sofortmaßnahmen für die Schule einzupreisen. Und die Frage geht um, was sich die Gemeinde eigentlich noch leisten kann. Eine vernünftige Schulausstattung gehört zu den Pflichtaufgaben, die Sanierung der Asphaltbahnen bei den Stockschützen und ein Naturbad nicht.

Dass die Kämmerin die unpopuläre Forderung erhob, auf freiwillige Ausgaben zu verzichten, brachte ihr auch Respekt ein. Otto Bußjäger (UB) lobte die Courage, dass sie den "bad guy" gebe, und sagte, dies sei ihre Aufgabe. Bußjäger ist sonst gerne mal im Gemeinderat derjenige, der den Finger in die Wunde legt. Diesmal aber gab er sich konziliant und sagte, wenn die Gemeinde "bei solchen Dingen zu sparen anfängt, müssen wir den Laden zusperren". Die Gemeinde lebe vom freiwilligen Engagement in Vereinen. Dies dürfe man nicht abwürgen. Mindy Konwitschny (SPD) sagte, die Gemeinde müsse im Großen sparen und nicht bei kleinen Beträgen. Kämmerin Schmidt hielt ihr entgegen: "Kleinvieh macht auch Mist."

Trotzdem beschloss der Gemeinderat einstimmig, den Stockschützen 16 500 Euro zukommen zu lassen, das Leonhardi-Ensemble erhält 4000 Euro, um seine Aktivitäten im musikalisch-kulturellen Bereich auch 2020 wieder entfalten zu können. Und die Caritas kann mit 4400 Euro rechnen, damit die Essensausgabe für Bedürftige am Höhenkirchen-Siegertsbrunner Tisch gewährleistet ist. 88 Klienten sind auf diesen angewiesen, darunter 48 Kinder. Den Antrag des Naturbad-Vereins, dass die Gemeinde 10 600 Euro übernimmt, die für Gutachten auf dem Areal "Am Hirschwinkel" ausgegeben wurden, lehnten Roland Spingler, Irmgard Pauli (beide CSU) und Walter Kratschmann (AFW) ab. Spingler äußerte Zweifel daran, dass dieses finanziell ehrgeizige Projekt zu realisieren sei. Bußjäger brachte ins Spiel, die Entscheidung zu vertagen, stimmte dann aber für den Zuschuss. Luitgart Dittmann-Chylla (Grüne) sagte, die Vereinsmitglieder seien "extrem motiviert". Konwitschny hielt es für gerechtfertigt, Kosten für eine Untersuchung eines Gemeinde-Areals zu übernehmen.

© SZ vom 03.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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