Trompetenfestival:Die Königin der Blechblasinstrumente

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Strahlende Klänge, hochgestimmtes Publikum: Musiker Tobias Krieger war einer der Protagonisten in der Mehrzweckhalle. (Foto: Claus Schunk)

Beim Abschlusskonzert des fünftägigen Trompetenfestivals in Höhenkirchen-Siegertsbrunn begeistern der 16-jährige Tobias Krieger und sein Lehrer Reinhold Friedrich als Solisten.

Von Helena Ott, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Gebannt blicken 650 Zuschauer auf die große Bühne der lichtdurchfluteten Mehrzweckhalle Höhenkirchen. Ein strahlendes Lächeln im Gesicht, betritt Tobias Krieger mit seiner B-Trompete die Bühne. In seinem Rücken das mächtige, eigens zu diesem Anlass kuratierte 64 Mann starke Festivalorchester der Blaskapelle Höhenkirchen-Siegertsbrunn.

Der 16-Jährige setzt an - für sein Solo hat er sich das Trompetenkonzert des armenischen Komponisten Alexander Arutjunjan ausgewählt. Gekonnt lässt er die Spannung im Einleitungsteil aufflammen und manövriert sich leichtfüßig durch die schwierigen und schnellen Passagen des Stücks. Seine Wahl für das Abschlusskonzert hat er ganz bewusst getroffen: "Es ist eines der schönsten Stücke für Trompeter. Und trotz der Schwierigkeiten kann man es noch mit einem Lächeln spielen."

Das Publikum ist sehr gemischt

Diese Begeisterung überträgt sich auch auf das sehr gemischte Publikum; jugendliche und erwachsene Zuschauer klatschen, pfeifen und stampfen auf den Hallenboden. Das Abschlusskonzert ist einer der Höhepunkte des ersten Trompetenfestivals Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Ein Gemeinschaftsprojekt vieler Mitglieder des Musikvereins und der Familien Sepp und Krieger. Schon im Sommer 2015 haben das Planungskomitee aus dem Vorstand der Blaskapelle, Tobias' Vater, Christian Krieger, und sechs engagierten jugendlichen Orchestermitgliedern mit den Vorbereitungen begonnen. In Gemeinschaftsarbeit wurde eine Homepage aufgebaut, drei Konzerte organisiert und der Ablauf für den internationalen Meisterkurs erstellt.

Viel Applaus gab es zum Abschlusskonzert des Trompetenfestivals in der Höhenkirchener Mehrzweckhalle. (Foto: Claus Schunk)

Bei diesem mehrtägigen Elitenförderprogramm konnten 15 Nachwuchstalente ihre Fähigkeiten an der Trompete, die als Königin der Blechblasinstrumente gilt, verfeinern. Als Lehrmeister schaffte es die Familie Krieger, den preisgekrönten Trompetenvirtuosen Reinhold Friedrich zu gewinnen. Dass Friedrich in einer kleinen Gemeinde wie Höhenkirchen einen Meisterkurs abhält, ist die absolute Ausnahme. "Es ist die musikalische Freundschaft zu Tobias und seiner Familie, die mich nach Höhenkirchen gebracht hat", sagt der Echo-Klassik Preisträger, der Tobias 2013 bei einem seiner Meisterkurse kennengelernt hatte. Zehn Stunden täglich probte der Professor für Trompete in den letzten fünf Tagen mit seinen Schülern und lies sie dabei immer wieder an seiner Lebensgeschichte teilhaben.

Ein Kursteilnehmer ist eigens aus Malta angereist

Isaac Lucas ist eigens für den Kurs aus Malta angereist. "Es war toll, von einem der besten Trompetenprofessoren der Welt zu lernen. Für mich hat es sich zu zweihundert Prozent gelohnt hierher zukommen", resümiert der 18-Jährige. Die Trompetenschüler sitzen beim Abschlusskonzert in der ersten Reihe, warten gespannt auf das Solo vom Meister persönlich. Für die Höhenkirchner hat er George Gershwins berühmte "Rhapsody in Blue" ausgewählt, die überzeugend Jazz und konzertante Symphonik zu vereinen sucht. Mit seinem humoristischen Stil und seinem virtuosen Können hat er das Publikum sofort auf seiner Seite und ringt dem ein oder anderen beim Spiel mit dem Dämpfer ein lautes Lachen ab. Immer wieder dreht er sich zum Orchester um und nickt den Musikern ermunternd zu. Für sie und Dirigent Bernhard Willer ist das perfekte Zusammenspiel mit dem Solisten eine enorme Koordinationsleistung.

Die koordinatorische Herausforderung gipfelt im vierten Stück: Friedrich und der 16-jährige Tobias Krieger intonieren gemeinsam Joseph Horovitz' "Concertino classico", eines der wenigen Stücke, die sich für zwei Trompeten eignen. Das Orchester begleitet in Brassbandformation. In der gemeinsamen Darbietung von Friedrich und Krieger kommt die musikalische Freundschaft der beiden zum Tragen. Friedrich ist Tobias' großes Vorbild und neben seinen Professoren an der Hochschule München sein musikalischer Ziehvater.

"Tobias ist auf dem Weg nach ganz oben"

Friedrich sieht in Tobias ein Nachwuchstalent, wie es deutschlandweit seiner Aussage nach nur eine Handvoll gibt: "Ich bin mir sicher, Tobias ist auf dem Weg nach ganz oben". Dieser Respekt des Meisters scheint ihm beim Spielen großen Rückenwind zu geben. Im Publikum sitzt auch der 14-jährige Peter, der bei dem jungen Virtuosen einmal in der Woche Trompetenstunden nimmt und ihn nun gebannt auf der Bühne verfolgt. "Mir es wichtig, diese Begeisterung für Musik und so viel wie möglich von dem was ich selbst lernen durfte weiterzugeben", sagt Tobias eingedenk seiner Beobachtung, dass nur noch sehr wenige Jugendliche seines Alters ein Instrument lernen.

Zum Abschluss hat das Festivalorchester bei der modernen Suite "Saga Candida" von Bert Appermont noch einmal Gelegenheit zu zeigen, wie vielschichtig und weit sein Repertoire ist. Es begeistert mit einer mitreißenden Darbietung, welche die sehr konträren Stimmungen der im Stück thematisierten Hexenverfolgung - von der Anklage, zum Tod über die Transformation, wie die einzelnen Passagen überschrieben sind - überzeugend abbildet.

Großer Beifall, das Publikum ist begeistert. Generell zeigt sich wieder einmal, welche Bedeutung die Blaskapelle für das Musikleben in der Gemeinde hat. Als Zugabe erklingt Vivaldis berühmtes Konzert für zwei Trompeten. Standing Ovations.

© SZ vom 23.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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