Haar:Zu wenige Knöllchen, zu viele Knöllchen

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Kontrollen könnten helfen, meint Leser Michael Sandherr. (Foto: Frank Hoermann/imago images/Sven Simon)

In Eglfing ärgern sich die Anwohner über abgestellte Wohnmobile, in Gronsdorf fühlen sich Autobesitzer von Kontrolleuren schikaniert. Das Haarer Rathaus will sich des Themas Parken nun grundsätzlich annehmen

Von Bernhard Lohr, Haar

Notorische Dauerparker, abgestellte Wohnmobile und pingelige Parkwächter: In Haar hat sich offenbar ein ordentliches Maß an Unzufriedenheit über die Situation am Straßenrand aufgebaut. Peter Schießl und Peter Paul Gantzer (beide SPD) sprachen das Thema letztens im Gemeinderat an. Und Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) nahm das gleich zum Anlass zu erklären, dass man sich im Rathaus des ruhenden Verkehrs mal ganz grundsätzlich annehmen werde. Er habe schon öfter von solchem Ärger gehört und sehe Handlungsbedarf, sagte er. Er räumte aber auch ein, dass eine schnelle, einfache Lösung wohl nicht zu haben sein wird.

Die Problemlage stellt sich ja auch von Fall zu Fall unterschiedlich dar. Während Schießl beklagte, dass in Eglfing mehr und mehr Anhänger, Wohnwagen und vor allem auch Wohnmobile für längere Zeit am Straßenrand abgestellt würden und so Parkplätze blockierten, äußerte Gantzer Unverständnis über das Vorgehen des Personals, das in Gronsdorf die Knöllchen an die Windschutzscheiben heftet.

Die Beobachtungen von Schießl sind nicht neu. Auch in anderen Gemeinden im Landkreis, etwa in Unterhaching, gibt es immer wieder Klagen über die Ferienmobile, die monatelang abgestellt werden, wenn die Besitzer eben nicht gerade auf Tour sind. Die Polizei sieht nach Aussage von Schießl keine Möglichkeiten, das zu unterbinden. Seiner Meinung nach sollte geprüft werden, ob zeitlich beschränkte Haltezonen eingerichtet werden können, um das Phänomen wenigstens etwas in den Griff zu bekommen. Die geradezu gegenteilige Erfahrung macht Gantzer in Gronsdorf, wo er wohnt. Dort wird nach seinem Geschmack zu viel kontrolliert. Die Menschen hätten manchmal den Eindruck, sie würden von der "Kommunalen Parküberwachung überfallen", sagte Gantzer. Wer nur zehn Zentimeter falsch stehe, bekomme einen Strafzettel verpasst.

Auch wenn beide Fälle direkt nichts miteinander zu tun haben, fallen sie nach Auffassung von Bürgermeister Bukowski in dieselbe Kategorie von Bürgeranliegen, denen er besondere Aufmerksamkeit schenken möchte. Es werde in Zusammenhang mit dem Mobilitätskonzept der Gemeinde definitiv noch einmal eine Bürgerbeteiligung geben, kündigte Bukowski an. Und dabei werde auch die Parkraumüberwachung eine Rolle spielen. Diese hat die Gemeinde Haar seit 1994 bereits organisatorisch an die Stadt Wolfratshausen delegiert. Dort schickt man, freilich im Auftrag des Haarer Rathauses und nach dessen Maßgaben, das Personal los.

Wenn nun neu darüber diskutiert wird, wo in welchem Rhythmus kontrolliert wird und Strafzettel verteilt werden, wird es mit Sicherheit auch um den wachsenden Parkdruck im Ortszentrum gehen. Geschäftsleute in der Leibstraße befürchten etwa Einbußen, wenn dort bei der nach aktuellem Stand geplanten Einführung eines verkehrsberuhigten Geschäftsbereichs Parkplätze wegfallen. Aber auch jetzt schon gibt es Rufe nach mehr Parkplätzen etwa im Umfeld des Rathauses. Die Anfrage an das Rathaus, Parkbeschränkungen an der Salmdorfer Straße aufzuheben, die wegen des einst dort befindlichen Seniorenheims eingerichtet wurden, wies Bauamtsleiter Josef Schartel jüngst allerdings zurück. Die nur zu gewissen Zeiten nutzbaren Parkplätze dort würden wieder benötigt, wenn das frühere Maria-Stadler-Haus umgebaut sei. Ein Hin und Her bei der Parkregelung sei nicht zu empfehlen. In dem früheren Heim sollen Teile der Verwaltung unterkommen sowie Senioren- und Mitarbeiterwohnungen entstehen.

© SZ vom 26.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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