Haar:Rote Karte für Geranien

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Wenn die Geranien blühen, wird das Haarer Rathaus zum Schmuckkästchen. Michael Föhlinger machte 2014 das Bild, das bei einem von der SPD initiierten Wettbewerb "Städtebauliche Vielfalt in Haar" den ersten Platz belegte. Jetzt müssen auf Initiative der SPD die Geranien weg. (Foto: Michael Föhlinger)

Blumenschmuck am Haarer Rathaus wird insektenfreundlich

Von Bernhard Lohr, Haar

Ein schönes Bild gibt das Haarer Rathaus ab. Vor allem im Sommer, wenn die Geranien blühen und mit den Weinranken auf der weißen Fassade ein rot-grün leuchtendes Gesamtbild ergibt. Mancher könnte dieses sogar politisch deuten und als Hinweis auf die rot-grüne Dominanz im Gemeinderat sehen. Doch nun wird ausgerechnet auf Antrag der SPD das Rot der Geranien am Haarer Rathaus verschwinden. Die SPD hatte vor dem Hintergrund des erfolgreichen Volksbegehrens für den Schutz der Bienen beklagt, dass die Balkongeranien für Insekten keine Nahrungsquelle böten und deshalb eine andere Bepflanzung gewählt werden solle.

Während die Grünen das Ansinnen der Roten nur allzugut verstanden und gemeinsam mit Antonius van Lier (Freie Wählergemeinschaft) einer insektenfreundlichen Bepflanzung zustimmten, wehrte sich die CSU unter Verweis auf die Tradition gegen einen anderen Blumenschmuck. Gerlinde Stießberger (CSU) rief in Erinnerung, dass die Geranien am Bauernhaus ein geradezu ikonisches Bild darstellten. Das könne man nicht einfach ignorieren, sagt sie. Die Geranien hätten an den Fenstern der Bauernhäuser bewusst den Zweck erfüllt, Insekten fernzuhalten und eben nicht anzuziehen.

Der Leiter des Haarer Umweltreferats, Andreas Nemetz, freilich erinnerte daran, dass genau das der Grund sei, warum jetzt über eine andere Bepflanzung nachgedacht werde. Das Volksbegehren habe ja gezeigt, dass die Menschen es für nicht angebracht hielten, Insekten abzuwehren. Man sei bestrebt, in Haar grundsätzlich noch stärker auf insektenfreundliche Bepflanzung zu setzen, nicht nur am Rathaus. Laut Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) gehen die Pläne des Umweltreferats zur Bepflanzung in der Gemeinde über den Antrag ihrer Partei hinaus.

Auch wenn sich Haar seit langem dafür rühmt, eine naturnahe Bepflanzung anzustreben, gab es zuletzt einen Dämpfer. Die Gemeinde durchläuft gerade einen Zertifizierungsprozess, um das Label "Stadtgrün naturnah" zu erwerben, und da hat eine Kommission beim Besuch in Haar bemängelt, dass nach wie vor pflegeintensive Blumenrabatten und Zierstauden angelegt und gepflanzt würden. Auch sei Torf als "Pflanzenhilfsstoff" verzichtbar. Das möchte die Gemeinde nun umsetzen. Auch wenn der Blumenschmuck am Haarer Rathaus, wie es heißt, künftig "weniger Strahlkraft" aufweist als das gewohnte "Leucht-rot der Geranien". Das Grün des Weines soll immerhin bleiben.

© SZ vom 10.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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