Haar:Radikale Ideen für die Leibstraße

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Der Vorstoß der CSU für eine Einbahnstraße scheitert, doch die Diskussion geht weiter

Von Bernhard Lohr, Haar

Die CSU ist im Haarer Gemeinderat am Dienstag mit ihrem Antrag gescheitert, die Leibstraße von der B 304 in Richtung Norden bis zum Kreisverkehr probeweise als Einbahnstraße auszuschildern. SPD, Grüne und Freie Wählergemeinschaft (FWG) stimmten geschlossen dagegen, nachdem die Rathausverwaltung vor gravierenden Problemen beim Busverkehr und auf den anderen, dann voraussichtlich stärker belasteten Straßen im Zentrum gewarnt hatte. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) sagte, man dürfe die Haarer Bürger nicht zu "Versuchskaninchen" machen. Doch bei allen Vorbehalte gegen den CSU-Vorstoß zeigte sich: Die Bereitschaft, radikale Schritte zur Bewältigung der Verkehrsprobleme zu ergreifen, wächst.

Einschneidend wäre auch die Einbahnregelung gewesen, die CSU-Fraktionschef Dietrich Keymer damit begründete, dass die Zeit des "Theoretisierens" vorbei sein müsse, was die zentrale Einkaufsstraße in Haar angehe. Die Lage sei seit vielen Jahren bekannt, doch es tue sich nichts. Die Leibstraße sei zur "Durchgangsstraße" geworden, Staus seien an der Tagesordnung. Der Autoverkehr müsse zurückgedrängt werden. Ein Verkehrsplaner solle den Feldversuch vorbereiten. Aber dann sollte man das ausprobieren, sagte Keymer. Man müsse "schlicht und einfach mal mit einer Maßnahme beginnen".

Doch in den Fachabteilungen im Rathaus ist die Skepsis groß. Der gesamte Verkehr aus dem Norden, der in die innere Leibstraße einfährt und sich dort vor allem an der Kreuzung zur B 304 staut, würde nach der Unterführung rechts in Richtung Bahnhof geleitet und am Rathaus vorbei bis zur B 304. Im Rathaus warnt man vor Auswirkungen auf den Busverkehr, insbesondere zu den Schulen im Jagdfeld. Fahrpläne müssten angepasst werden. Bei Sperrungen der Bahnhofstraße, etwa bei der Künstlermeile, müssten Busse wieder durch die Leibstraße fahren. Autofahrer könnten in Anliegerstraßen ausweichen, mit Gefahren für Kindergärten und etwa die Konradschule. Die Staus könnten sich an die Kreuzung der Bahnhofstraße mit der B 304 verlagern. Bürgermeisterin Müller riet dazu, die Prüfung des Einbahnstraßen-Vorschlags den Planern aufzutragen, die derzeit an einem integrierten Mobilitätskonzept arbeiteten. Dort gehöre das Thema hin, sagte sie.

Ähnlich argumentierte SPD-Fraktionschef Alexander Zill, der warnte, was die CSU vorschlage, gleiche einem Sprung vom Drei-Meter-Brett in ein Becken ohne Wasser. Auf Keymers Aussage, der Verkehr müsste von Norden schon frühzeitig von der Leibstraße weggeleitet werden, sagte er, ob dieser damit schon am Autobahnkreuz Nord beginnen wolle. Thomas Fäth (SPD) verwies auf schlechte Erfahrungen in Kirchheim mit einem Einbahnstraßen-Versuch, weil andere Straßen dafür zusätzlich belastet worden seien.

Dennoch: In der Sache pflichteten SPD, aber auch die Grünen und Antonius van Lier (FWG) der CSU bei. Es bestehe Handlungsbedarf und - so der Tenor - man müsse auch Härten in Kauf nehmen. Mike Seckinger (Grüne) sagte, ihm sei der CSU-Vorschlag nicht radikal genug. Er warb für ein Shared-Space-Konzept, mit dem auf der Leibstraße alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt unterwegs wären. Van Lier könnte sich gar eine "Fußgängerzone" vorstellen. Aber nicht von heute auf morgen. Bürgermeisterin Müller sagte, im Herbst, wenn es beim Mobilitätskonzept um konkrete Maßnahmen gehen werde, werde man Beschlüsse fassen. Dank des eingeleiteten Prozesses sei die Chance, etwas zu verändern, groß wie nie, sagte Fäth. Der Vorschlag der CSU, an der Westseite der Leibstraße Schrägparkplätze zu schaffen, wurde nicht weiter beraten. Dieser Tage, sagte Müller, würden solche probeweise vor der Post bereits ausgewiesen. Ein Probelauf für die gesamte Straße hätte zwölf Parkplätze gekostet.

© SZ vom 28.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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