Haar/Ottobrunn:Nachbarschaftshilfe unter Volkshochschulen

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Die Kursteilnehmer in Haar profitieren von der Erfahrung der VHS Südost bei Deutschkursen und Integration

Von Bernhard Lohr, Haar/Ottobrunn

Die Volkshochschule in Haar und die Volkshochschule Südost mit Sitz in Ottobrunn haben in den vergangenen Jahren ihre Zusammenarbeit intensiviert und so Angebote gezielt ausgebaut. Das gemeinsame Programm im Bereich der Beruflichen Bildung füllt längst ein eigenes Heft. Und im Bereich der Integrationskurse, der Qualifizierung von Migranten und überhaupt von Menschen mit Deutsch-Nachholbedarf wächst das Spektrum der Kurse. Christof Schulz, Leiter der VHS-Südost, sprach sich in einem Pressegespräch für eine weitere "Professionalisierung der VHS-Arbeit" aus und sagte, im Verbund sei mehr zu erreichen.

Dabei handelt sich um zwei selbstbewusste Einrichtungen. 9000 erwachsene Kursteilnehmer zählt Haar im Semester. Die Jüngsten inklusive erreicht die VHS Südost, die auch in Neubiberg, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Hohenbrunn und Putzbrunn aktiv ist, gar 15 000 Menschen. In Haar und in Ottobrunn geht man trotz Gemeinsamkeiten eigene Wege. Die VHS Südost firmiert seit 2012 als gemeinnützige GmbH, wohingegen die Haarer ihre Erwachsenenbildung in einem gemeinnützigen Verein organisiert haben, in dem traditionell die Gemeinde mitredet. So stieg man 2004 in Haar auf Anregung aus dem Rathaus sukzessive in die Nachmittagsbetreuung an den Schulen ein. Die Haarer VHS sei Partner der Kommune und lokal stark verwurzelt, sagte VHS-Geschäftsführer Alfred Pfeuffer. Daran wolle man nichts ändern. Dennoch: Die Integration und die Schulung von Menschen mit Migrationshintergrund glaubt man doch gemeinsam mit den Ottobrunnern besser bewältigen zu können. Es geht um Deutschunterricht auf unterschiedlichem Niveau, Integrationskurse und die dazugehörigen Abschlüsse. Anträge auf Förderung sind zu stellen und die Kurse möglichst dort anzubieten, wo auch die Menschen mit Schulungs- und Förderbedarf sind. Die VHS Südost hat Erfahrung in der Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration (Bamf). Davon profitiert nun Haar, das das Kursangebot ausweitet und in der Einrichtung an der Hans-Pinsel-Straße mit etwa 200 Flüchtlingen auch einen Kursraum nutzt. 2016 saßen die ersten 22 Schüler im gemeinsam mit den Ottobrunnern aufgezogenen Integrationskurs in Haar. Der sei sofort "rappelvoll" gewesen, sagt Timea Göghova, Leiterin des Fachbereichs Deutsch als Fremdsprache. Mittlerweile liefen vier Kurse parallel, einer davon mit Schwerpunkt auf Alphabetisierung in der Hans-Pinsel-Straße. Den Erfolg der Kurse, die mit bis zu 20 Einheiten in der Woche recht intensiv sind, macht Göghova an der hohen Abschlussquote fest. Alle Teilnehmer des ersten Kurses hätten das B1-Niveau erreicht. Alle hätten bestanden und gelernt, sich flüssig in Deutsch auszudrücken. Der Austausch mit der Kollegin an der VHS Südost sei eng, sagt Göghova. Über Ottobrunn läuft die Abrechnung und Organisatorisches. Parallel dazu läuft die Kooperation bei der beruflichen Bildung: "Für Sie, für Ihre Mitarbeiter, für Ihren Betrieb", stellen die Volkshochschulen ihrem gemeinsamen Programmheft voran.

Die Kursteilnehmer soll locken, dass sie zu Abschlüssen kommen: etwa mit dem Zertifikatsystem Xpert, das Fachbereichsleiter Andreas Mayer von der VHS Südost als das Kernelement der Kooperation mit Haar auf diesem Gebiet bezeichnet. Betriebliche Steuerpraxis, Personalwirtschaft, Controlling - all das wird angeboten, auf einem, wie Mayer sagt, mit 100 Unterrichtseinheiten zu je 90 Minuten hohem Niveau. Kommendes Jahr will Schulz in Absprache mit der Arbeitsagentur Kurse anbieten, die jungen Menschen den Übergang von Schule zu Beruf erleichtern.

Bei allen Gemeinsamkeiten mit benachbarten Einrichtungen zeigt sich die Haarer VHS im 60. Jahr ihres Bestehens selbst innovativ. Lulezime Prekazi hat als Fachbereichsleiterin "Persönlichkeitsentwicklung im Beruf, EDV und Gesundheitsvorträge" einen Kurs entwickelt, bei dem Teilnehmer über Computerkenntnisse und Bilanzrechnung hinaus fit fürs Berufsleben gemacht werden. Es gibt kommendes Jahr ein Programm für Jugendliche und eins für Erwachsene. Dabei forschen diese in drei aufeinander aufbauenden Modulen ihrem Potenzial nach, um den richtigen Job zu finden. Sie feilen an ihrem Auftreten und an Präsentationstechniken, um etwa ihr Projektmanagement zu optimieren.

Viele Jugendliche machten ihren Schulabschluss, sagt Prekazi, und seien dann ratlos. "Jugendliche wissen oft nicht, was verlangt wird." Prekazi verspricht ein passgenaues Programm mit erfahrenen Dozenten: unter anderem einem "Lebenscoach" und einem Psychologen. "Wir möchten mit jedem individuell arbeiten", sagt die Fachbereichsleiterin.

Informationsabend zum Kursangebot ist am Freitag, 17. November, 19 Uhr, im Poststadel, Münchner Straße 3 in Haar. E-Mail-Kontakt: prekazi@vhs-haar.de.

© SZ vom 11.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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