Haar bei München:Ausgequetscht

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Die Anwohner klagen über die Kiestransporte zum und vom Quetschwerk Mühlhauser in Salmdorf. (Foto: Angelika Bardehle)

Die Gemeinde Haar wehrt sich dagegen, dass in Salmdorf Kies verarbeitet wird, der extra dort hingefahren werden muss

Von Bernhard Lohr, Haar

Das Haarer Rathaus ist gewillt, dem Kiesunternehmen Mühlhauser in Salmdorf Grenzen aufzuzeigen. Der Bauausschuss des Gemeinderats rief in seiner jüngsten Sitzung das Landratsamt dazu auf, einen Antrag auf Erweiterung von Betriebs- und Lagerflächen am bestehenden Quetschwerk abzulehnen. Begründet hat man das damit, dass das Unternehmen beabsichtige, mit Hilfe der neuen Flächen den Betrieb mit Kies weiterzuführen, der von andernorts angefahren wird. Eine solche Verarbeitung von Kies sehe der Bebauungsplan nicht vor, heißt es. Unterdessen steht Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) mit dem Unternehmen in Verhandlungen mit dem Ziel, eine "Endlichkeit" des Betriebs vertraglich zu sichern.

Bei dem Antrag der Firma Glück aus Gräfelfing, der das Quetschwerk Mühlhauser gehört, ging es um einen sensiblen Punkt, um den seit Jahren gestritten wird. Die Gemeinde und die vom Lärm und Schmutz der an- und abfahrenden Lkw betroffenen Anlieger argumentieren, dass auf den Kiesabbauflächen spätestens dann Schluss sein muss, wenn kein Kies mehr aus dem Boden zu holen ist. Die Firma Glück pocht aber auf eine zeitlich unbegrenzte Betriebsgenehmigung und hält es nur für selbstverständlich, an den Anlagen auch antransportiertes Material verarbeiten zu können. Darauf will man sich im Rathaus aber keinesfalls einlassen, wie aus der Stellungnahme auf den jüngsten Antrag hervorgeht. Aus den Antragsunterlagen ergebe sich "eindeutig", heißt es, "dass die beantragten Erweiterungs- und Lagerflächen fast ausschließlich den zugekauften Rohstoffen, also nicht vor Ort gewonnenen Rohstoffen dienen soll". Der Bebauungsplan sehe aber eine zeitlich begrenzte Ausbeute von Kies vor. Eine spätere Rekultivierung und landwirtschaftliche Bodennutzung sei "vitalnotwendig". Eine "Entwicklung gewerbegebiets- oder industriegebietsähnlicher Bebauung" sei nicht vorgesehen. "Die gemeindliche Feldflur soll weiterhin von Bauern gepflegt werden." Dies diene auch der Erhaltung der Kulturlandschaft sowie der Erholung.

Wiederholt hatten die Grünen dieses Jahr im Gemeinderat nachgefragt, warum das Kiesunternehmen auf einer ausgebeuteten Fläche Fristen hat verstreichen lassen, die für eine Rekultivierung gesetzt worden seien. Die Antwort kam indirekt durch den jetzt behandelten Antrag, in dem das zur Rekultivierung vorgesehene Areal als Betriebs- und Lagerfläche einbezogen ist. Bürgermeister Bukowski sagte auf Anfrage, es gelte jetzt über den konkreten Antrag hinaus in Gesprächen mit dem Unternehmen einen Interessensausgleich zu erreichen. Er stehe mit der Geschäftsführung in Kontakt. Die Fraktionen im Gemeinderat sollten mitarbeiten, um von Seiten der Gemeinde "einen Rahmen zu stecken" und klarzumachen, was man fordere und was zu gewähren sei. Wenn "jeder gewinnt", sagte Bukowski, sei eine Vereinbarung möglich.

© SZ vom 21.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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