Haar/Grasbrunn:Reif für die Rodungsinsel

Lesezeit: 2 min

Haar spricht sich für den Erhalt der Struktur in Keferloh aus

Von Bernhard Lohr, Haar/Grasbrunn

Wer nur daran vorbeifährt, kommt nicht auf die Idee, dass es sich bei Keferloh um einen besonderen Ort handelt. Er nimmt von der Straße aus mit Sicherheit die Tankstelle wahr und wohl auch, dass dort eine große Tennishalle steht. Dabei ist den Eingeweihten natürlich sehr wohl bekannt, dass die Gebäude in dem kleinen Weiler auf historisch bedeutsamen Grund stehen. Der Keferloher Montag erinnert Jahr für Jahr daran, er kann bis auf die bedeutsame Schlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955 zurückgeführt werden, bei der Otto I. die einfallenden Ungarn besiegte. Die erbeuteten Pferde sollen dort bei Keferloh einst verkauft worden sein.

Damals war Keferloh womöglich noch im Wortsinne das, als was es manche heute noch bezeichnen: eine Rodungsinsel mitten im Wald. Aktuelle Pläne im Grasbrunner Rathaus könnten nun den Charakter dieser Insellage gefährden. Das sieht man zumindest im Haarer Rathaus so, wo man sich nicht mit aller Gewalt gegen die Überlegungen in der Nachbargemeinde stemmen will. Doch Grund für kritische Anmerkungen sahen die Gemeinderäte in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses schon, als ihnen die Grasbrunner Pläne für eine Änderung des Flächennutzungsplans zur Beurteilung vorlagen. Die Gewerbefläche in Keferloh soll erweitert werden, um für eine dort ansässige Firma zusätzliche Büroflächen zu schaffen. Auf einer Grundfläche von bis zu 6000 Quadratmetern sollen etwa 1400 Quadratmeter Büroraum entstehen, dazu auch die erforderlichen Parkplätze. Das Ganze soll noch um 800 Quadratmeter Büroraum erweitert werden können.

In Grasbrunn stießen diese Pläne schon vor einem Jahr mehrheitlich auf Zustimmung. In Haar, das räumlich doch sehr nah dran ist an Keferloh, wurde man dazu nun um eine Stellungnahme gebeten. Und gegen drei Stimmen von Horst Wiedemann (SPD), Werner Kozlik und Petra Tiedemann (Grüne) gab die Mehrheit auch ihren Segen dazu. Allerdings votierte der Bauausschuss einstimmig dafür, dass die Verwaltung im Rathaus sich dafür einsetzt, dass die Rodungsinsel Keferloh als schützenswertes Element in den Regionalplan aufgenommen wird. Die Gemeinde Haar spreche sich ausdrücklich für den Erhalt der vorhandenen prägenden Struktur aus, heißt es in der Beschlussvorlage. Zudem dürfe der Grünzug "Höhenkirchener-Forst/Truderinger Wald" nicht durch größere Bauten unterbrochen werden.

Aus Sicht des Planers ist das auch nicht zu erwarten. Er verweist auf einen ausführlichen Umweltbericht. Durch die Gewerbepläne seien geringe bis mittlere Auswirkungen zu erwarten. Der Grünzug sei "nicht über die Maßen beeinträchtigt". Unter anderem soll der Zuwachs an Gewerbeflächen durch zusätzliche Büsche und Bäume, also eine kräftige Ortsrandeingrünung, eingefasst und kaschiert werden. Diese wird nördlich des Gebiets und westlich um die bestehende Hofanlage bis zur Kirche St. Aegidius geführt, die älteste, noch vom romanischen Baustil geprägte Kirche im Landkreis. Von der östlich an Keferloh vorbeiführenden Straße aus könnten die Gebäude also zu sehen sein.

Ein Unternehmen, das sich erst 2014 in Keferloh niedergelassen hat, ist die Bayerische Gewerbebau AG. Die zur Doblinger Unternehmensgruppe gehörende Firma verlegte damals ihren Sitz von München in die Gemeinde Grasbrunn. Sie ist mit 25 Standorten in ganz Deutschland Marktführer im Bereich Tiefkühl-Logistikzentren. Für die Erfüllung dieser Aufgabe sei nicht die hektische Stadt, sondern ein ruhiger Ort das Beste, ließ das Unternehmen damals verlauten.

© SZ vom 22.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: