Haar:Gendern nicht willkommen

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Mit Stern? Mit Unterstrich? Mit großem "Binnen-I"? Ob gegendert werden soll und wenn ja wie, ist umstritten. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Bürgermeister Andreas Bukowski hat per Anordnung entschieden, dass im Rathaus zukünftig ohne Sternchen, Doppelpunkte oder Unterstriche kommuniziert werden soll. Von der SPD kommt Widerspruch. Und die Gleichstellungsbeauftragte wirft hin.

Von Laura Geigenberger, Haar

Die Haarer Verwaltung wird künftig auf Gendersprache verzichten. Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) stellte im Ferienausschuss des Gemeinderats am Mittwoch eine entsprechende Anordnung vor. Demnach soll bei der gesamten Kommunikation nach außen sowie auf der kommunalen Website wieder die "deutsche Rechtschreibung" gelten - ohne Gendersternchen, Doppelpunkte, Quer- oder Unterstriche. "Intern kann aber natürlich jeder weiter kommunizieren, wie er will", sagt Bukowski.

Seinen Beschluss begründet er mit dem Rat der Deutschen Rechtschreibung. Dieser hatte in seiner letzten Konferenz Mitte Juni darauf verzichtet, neue Empfehlungen oder einheitliche Richtlinien für eine geschlechterneutrale Schreibweise vorzugeben. So habe sich in Ermangelung einer klaren Regelung in der Gemeinde ein "ziemlicher Wirrwarr" entwickelt, mit "Wortwildwüchsen" wie "Mitglieder*innen" oder "Bürger*innenmeister*innen". Er wolle deshalb wieder eine Struktur vorgeben, so Bukowski.

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Eigentlich habe er das Thema ganz aus dem Gemeinderat heraushalten wollen und sich schließlich entschieden, die neue Dienstanweisung vor einem ferienbedingt stark dezimierten Gremium anzukündigen, statt auf Urlaubsrückkehrer zu warten. "Es ist richtig und wichtig, dass Genderschreibweisen politisch diskutiert werden", sagt der Bürgermeister. "Aber die Sprache in der Verwaltung muss verständlich sein. Und wie eine Behörde - und das sind wir nun einmal - nach außen kommuniziert, das ist Sache der Behörde allein und kein Thema für den Gemeinderat."

Peter Schiessl, SPD-Fraktionsvorsitzender im Haarer Gemeinderat, ist da anderer Meinung. "Ich finde das nicht in Ordnung, weil eine Kommune als eine Institution der Öffentlichkeit eine Vorreiterrolle spielen muss. Eine Kommune geht nach vorne, setzt Zeichen und ist nach außen klar sichtbar. Auch im Bereich der Gleichstellung", sagt er. Das Gendern in Haar sei ohnehin nie "extrem" betrieben worden und die Tatsache, dass es nach nur kurzer Zeit und ein "paar Sternchen auf der Homepage" schon wieder aufgegeben werden solle, eine vertane Chance: "Die Landeshauptstadt München macht es durchgängig und sauber; es gibt andere Kommunen, die machen das auch", sagt Schiessl. "Man muss sich eingestehen, dass es sich bei der Diskussion um einen gesellschaftlichen Diskurs handelt. Und ein Teil dieser Gesellschaft ist auch unsere Kommune und ihre Verwaltung."

In der Sitzung bestätigte Bukowski zudem, dass die Haarer Gleichstellungsbeauftragte Lisa Bartz vergangene Woche von ihrem Posten zurückgetreten war. Die Aufgabe werde demnächst neu ausgeschrieben. Zu ihren Beweggründen äußerte sich der Bürgermeister nicht. Bartz selbst war am Mittwoch nicht zu erreichen.

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