Haar:Ein Elektroauto wird kommen

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2016 ging der Fahrservice an den Start: Anja Rüffer und Johanna Huttner (rechts vorne) mit Bürgermeisterin Gabriele Müller und Walter Dürr von den Gemeindewerken. (Foto: Gemeinde Haar)

Die Gemeinde bietet weiterhin ihren Fahrservice für Senioren und Behinderte an

Von Bernhard Lohr, Haar

Er ist für viele Senioren und Gehbehinderte nicht mehr wegzudenken. Und jetzt sind auch letzte Zweifel beseitigt: Der Haarer Fahrservice wird fortgesetzt. Der Gemeinderat hat am Dienstagabend mit den Stimmen von SPD, Grünen und FWG beschlossen, erneut ein Elektrofahrzeug einzusetzen, mit dem werktags Fahrdienste innerhalb des Gemeindegebietes angeboten werden. Personen, die auf einen schweren Rollstuhl angewiesen sind, können aber weiterhin nicht befördert werden. Die Befürchtung der CSU, das Angebot der Gemeinde könnte umsatzsteuerpflichtig sein und daran scheitern, erwies sich als unbegründet.

Das weiße Elektrofahrzeug mit dem grünen Gemeindelogo an der Seite und der Aufschrift "Fahrservice", das nebenbei auch Werbung für E-Mobilität machen soll, wird gut angenommen. Dennoch hatte die CSU mit Kritik an dem Projekt unter Senioren, die darauf angewiesen sind, Befürchtungen ausgelöst, es könnte gefährdet sein. Die CSU hatte sich von Anfang an dafür eingesetzt, Taxi-Beförderungsscheine zu verteilen, statt einen eigenen Fahrservice der Gemeinde aufzubauen. Darauf pochte Keymer jetzt wieder, als es darum ging, das Pilotprojekt weiterzuführen. Insbesondere stellte er den Einsatz eines Elektroautos in Frage, in dem größere Rollstühle nicht im Kofferraum untergebracht werden können. Das Angebot sollte für alle Rollstuhlfahrer geöffnet werden, forderte er. Der Service kranke daran, dass man ihn anders als ein Taxi nur werktags von 8 bis 18 Uhr in Anspruch nehmen könne. Auch seien Fahrten nach München ausgeschlossen, die mit dem Taxi möglich wären.

So wie der Fahrservice bisher konzipiert war, kam er jedenfalls gut an: 6000 Fahrten wurden in der Pilotphase vom 27. April 2016 bis zum 5. November 2018 abgewickelt. Senioren und Gehbehinderte nutzen den Service intensiv, bei dem Fahrer mit Personenbeförderungsschein im Auftrag der Gemeinde unterwegs sind. 3082 Mal ging es zum Arzt, 1106 Mal zum Einkaufen, 1100 Mal zu Freizeitaktivitäten. 355 Fahrten führten zum Pflegeheim und 227 zu Behörden.

Kunden schildern in Briefen an das Rathaus, wie zuverlässig und hilfsbereit die Fahrer seien. Sie tragen schon mal einen Rollator ein paar Stufen hoch, holen Patienten von Arztpraxen ab und helfen, Einkaufstaschen zur Wohnung zu bringen. Einen Reiz des Fahrservices macht offenbar aus, dass der Dienst unkompliziert über das Bürgerbüro gebucht werden kann. Es können Termine Wochen im voraus gebucht werden oder der Fahrservice wird direkt von einer Arztpraxis aus gerufen. Zwei Euro kostet die Fahrt.

Die Verwaltung im Rathaus beschäftigte vor der Entscheidung über die Fortsetzung des Projekts vor allem die Frage, ob es, wie von der CSU gefordert, für Menschen geöffnet werden kann, die in einem schweren Rollstuhl sitzen, der über eine Rampe in das Fahrzeug gebracht werden muss. Doch das sei schwierig, erläuterte Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD). So gibt es zwar mittlerweile Elektrofahrzeuge, die umrüstbar sind. Doch Sicherheitsbedenken blieben, sagte sie, insbesondere, wenn Behinderte im Rollstuhl sitzend transportiert werden. Zertifizierte Sicherungssysteme existierten gar nicht. Auch müsste das Personal für solch aufwendige Transporte geschult werden. Das könne man nicht ohne weiteres so verlangen. Müller verwies auf ihre Fürsorgepflicht den Fahrern gegenüber.

Der Gemeinderat sprach sich gegen die Stimmen der CSU für eine Fortsetzung des Fahrservices wie bisher mit einem Elektromobil aus. Die Gemeinde subventioniert das Projekt im Jahr 2019 mit 46 650 Euro aus ihrem Haushalt.

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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