Haar bei München:Rollstuhl vorwärts

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Auf der Südseite des Bahnhofs gibt es einen Aufzug, die Treppen an der Nordseite empfinden manche als zu steil. (Foto: Claus Schunk)

Der Haarer Behindertenbeirat formuliert Verbesserungsvorschläge

Von Bernhard Lohr, Haar

Der seit einem Jahr existierende Behindertenbeirat der Gemeinde Haar hat einen Wunschkatalog an das Rathaus adressiert und eine ganze Reihe an Verbesserungen angemahnt. So sollen Menschen mit Behinderung mehr Möglichkeiten erhalten, sich am Ort sportlich zu betätigen und Vereine ermuntert werden, mehr Angebote zu kreieren. Das neunköpfige Gremium erwartet Maßnahmen, um Barrieren im öffentlichen Raum abzubauen. Der stellvertretende Vorsitzende Peter Schießl (SPD) sagte im Gemeinderat, das Gremium habe in zwei intensiven Stunden Beratung eine lange Liste erarbeitet, die perspektivisch als Agenda fürs Rathaus anzusehen sei.

Ein Punkt allerdings ragt heraus. So hat der Behindertenbeirat als ersten konkreten Antrag artikuliert, die Einrichtung eines Fahrdienstes zu prüfen, den auch Rollstuhlfahrer in Anspruch nehmen könnten. Es handelt sich dabei um ein besonderes Anliegen der Beiratsvorsitzenden Bettina Endriß-Herz (CSU), die in der Vergangenheit mehrmals moniert hatte, dass der bestehende, von der Gemeinde angebotene Haarer Fahrdienst gerade für diese Personengruppe keine Lösung sei. Der Fahrdienst ist mit einem Elektrowagen unterwegs, der nur kleine Rollstühle mitnehmen kann und die Fahrer sind auch nur angehalten, bis zu einem gewissen Maß Unterstützung zu leisten.

Abgesehen von diesem Begehr, über das der Gemeinderat beraten wird, präsentierte Schießl eine Liste mit weiteren Punkten, die dem Beirat wichtig sind. So schlägt dieser vor, das Schwimmbad der Jagdfeldgrundschule Eltern mit Kindern zu bestimmten Zeiten für einige Stunden exklusiv zu überlassen, damit diesen dort ungestörtes Schwimmen ermöglicht wird. Das könnte in Zusammenarbeit mit der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) umgesetzt werden. Außerdem wird das Rathaus ermuntert, an den TSV Haar, die Musikschule, die Volkshochschule sowie das Familienzentrum heranzutreten, um diese Einrichtungen zu Motivieren, mehr Angebote für Menschen mit Behinderung in ihr Programm aufzunehmen.

Gerade die Haarer, die auf den Rollstuhl angewiesen oder in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, setzen Hoffnung auf das mittlerweile vom Gemeinderat abgesegnete integrierte Mobilitätskonzept. Die dort thematisierte Absenkung von Bordsteinkanten solle als "Maßnahme von höchster Priorität" angepackt werden, wünscht sich der Beirat. Die Gemeinde solle zudem alle Besitzer von Hecken dazu aufrufen, diese so zu pflegen, dass Gehwege frei bleiben. Einen Mangel hat der Behindertenbeirat an der neuen Bahnsteigunterführung ausgemacht. So empfindet man die Treppen, die am Portal der Nordseite in Richtung Eglfing hoch zu den Fahrradabstellplätzen führen, als viel zu steil. Man würde auch gerne wissen, ob es dort schon Unfälle gegeben habe.

Eine eigene Homepage, über die zumindest schon mal nachgedacht wurde, hat der Behindertenbeirat nicht. Den Kontakt kann jeder, der etwas vorbringen möchte, über die Gemeinde herstellen und über die E-Mail-Adresse behindertenbeirat@gemeinde-haar.de Vorschläge einbringen. Die Gemeinde wird aufgefordert, die Informationen über barrierefreie und behindertengerechte Einrichtungen in Haar zu bündeln und zu präsentieren. So könne man erfahren, welche Arztpraxen, physiotherapeutische Praxen, Sportvereine und Restaurants auch mit Rollstuhl besucht werden könnten.

Ein Erfolg war offenbar das inklusive Fußballcamp, das im vergangenen Jahr mit Trainern des AS Rom in Haar ausgerichtet wurde. Der Behindertenbeirat würde sich eine Wiederholung wünschen und zudem, dass es regelmäßig inklusive Trainingseinheiten in Haarer Sportvereinen gibt.

© SZ vom 17.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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