Grenzen der Verdichtung in Haar:Vorne Häuschen, hinten Gärten

Lesezeit: 2 min

Die sogenannten Apostelhäuser an der Wasserburger Straße. (Foto: Angelika Bardehle)

Die Gemeinde schreibt Regeln fest, um den Charakter einer Siedlung in Unterhaar zu erhalten.

Von Bernhard Lohr, Haar

Der Siedlungsdruck ist hoch, und die Verlockungen, die von bisher locker bebauten Grundstücken ausgehen, sind groß. Die Gemeinde Haar will dem etwas entgegensetzen. So hat sie bereits in Gronsdorf-Kolonie in einem einfachen Bebauungsplanverfahren ein Maß der baulichen Verdichtung festgelegt.

Gleiches passiert derzeit in Unterhaar, in einem Bereich zwischen der Wasserburger Straße und der Rechnerstraße. So soll der Gartenstadt-Charakter dort erhalten bleiben, wo es noch möglich erscheint. Der Bauausschuss des Gemeinderats billigte mehrheitlich den dafür ausgearbeiteten Bebauungsplan. Er soll nun ein zweites Mal ausgelegt werden. Die CSU stimmte gegen die aus ihrer Sicht unnötigen Regelungen.

Gemeinden scheuen sich oft, solche Bebauungspläne über ein bereits bestehendes Wohngebiet "drüberzulegen", wie es in den Verwaltungen immer heißt. Schließlich könnte sich der eine oder andere in seinem Baurecht zu Unrecht eingeschränkt fühlen. Proteste sind da nicht selten. Zumal lässt sich oft gar kein kleinster gemeinsamer Nenner mehr finden, weil im Lauf der Jahrzehnte schon der eine oder andere einen größeren Neubau aufs Grundstück draufgesetzt hat.

Für das betreffende Gebiet hatte noch der bis 2014 amtierende Bürgermeister Helmut Dworzak (SPD) angeregt, die weitgehend erhaltene Struktur zu schützen, die sich durch relativ kleine Häuser an der Hauptstraße und vor allem ein Band von dahinterliegenden Gärten auszeichnet. Dies soll nun festgeschrieben werden. Vor allem soll in zweiter Reihe nicht gebaut werden dürfen.

Der bedrohte Charakter von Haar

Bisher scheint das Verfahren in Unterhaar aber weitgehend ruhig zu laufen. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) hatte die Betroffenen früh zu einer Versammlung eingeladen. Dort seien dann schon die unterschiedlichen Sichtweisen deutlich geworden, sagte Müller jetzt rückblickend. Das Verfahren verteidigte sie, weil aus ihrer Sicht "schutzwürdige" Siedlungsstrukturen erhalten blieben. Deutlicher wurde noch SPD-Fraktionssprecher Alexander Zill, der von einem notwendigen "Regulativ" sprach, um in dem Bereich den "Charakter von Haar zu bewahren". Die Verwaltung habe alles getan, um Verständnis für diesen Schritt zu wecken.

Stefan Dümig (CSU) fand es dagegen "etwas willkürlich", gerade dort südlich der Wasserburger Straße Bauherren strengere Regeln aufzuerlegen. Nebenan und vor allem jenseits der Wasserburger Straße, in der Musikersiedlung, sei man großzügiger. Eigentümer würden benachteiligt. Die Vorgabe, ab einer gewissen Grundstücksgröße Bäume zu pflanzen, führten zu "totaler Verschattung". Die Grundstücke verlören an Wert.

Messen mit zweierlei Maß?

Andreas Rieder (CSU) kritisierte ebenfalls, dass mit zweiterlei Maß gemessen werde. Gegenüber werde hoher Schallschutzbebauung an der Wasserburger Straße das Wort geredet, jenseits der Straße müsse alles bleiben, wie es sei, sagte er und warf die Frage auf, ob die Bewohner dort nicht auch besseren Schutz vor Lärm verdient hätten.

Die wesentliche Vorgabe des Bebauungsplans, um den Gartenstadt-Charakter in Unterhaar zu erhalten, ist die Grundflächenzahl von 0,25, die besagt, dass ein Viertel des Grundstücks bebaut werden darf. Je angefangener 200 Quadratmeter Grund ist mindestens ein standortgerechter Laubbaum zu pflanzen, in den Vorgärten soll ebenfalls mindestens ein Baum stehen.

Kreisheimatpfleger Alfred Tausendpfund begrüßt in seiner Stellungnahme zum Bebauungsplan, dass die "Homogenität der Bebauung" gewahrt werde sowie die ökologische Struktur des Gebiets. Auch fand er gut, dass an vorgegebenen Stellen Verdichtung durchaus erlaubt werde.

© SZ vom 23.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: