Grasbrunn:Kaffee ist Nebensache

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Stricken, Karten spielen oder im Internet surfen - das Kulturcafé Neukeferloh hat sich als Ort der Begegnung in Grasbrunn etabliert. In jüngster Zeit wird es vermehrt auch zu einem offenen Raum für verschiedene Kulturen.

Von Christoph Hollender, Grasbrunn

Das Kaffeetrinken an sich ist im Kulturcafé Neukeferloh eher zweitrangig, obwohl der Latte Macchiato aus dem schwarzen Kaffeeautomaten gar nicht schlecht schmeckt. Viel bedeutender ist, dass sich beim Kaffee- oder Kakaotrinken, den gibt es nämlich auch, die Menschen aus der Gemeinde begegnen und sich unterhalten können. Und noch viel mehr: In diesem besonderen Café wird gestrickt, Schafkopf gespielt, Kunst ausgestellt und im Internet gesurft.

Vor knapp zwei Jahren hat die Gemeinde Grasbrunn das Kulturcafé gegründet, weil sich viele Bürger einen Ort wünschten, an dem sie sich treffen können. Weil im Bürgerhaus in Neukeferloh ein passender Raum frei war, baute die Gemeinde diesen um. Das Kulturcafé war geboren. Heute wird es von 16 Frauen ehrenamtlich betrieben. Für die beiden Sprecherinnen Karin Bales-Pfrang und Gerda Poyer-Pfiffer steht schon mal fest: Das Kulturcafé ist ein Erfolg - mit und ohne Kaffee.

Lesungen, Vernissagen und Konzerte finden im Kulturcafé statt

Viele Besucher kämen, weil es ein Ort sei, an dem man sich austauschen oder etwas erleben könne. Es passiert viel in dem eher unscheinbaren Raum neben der Gemeindebücherei, der einmal ein Schulungsraum der Volkshochschule war. Auf der einen Seite des Zimmers steht ein großes Regal mit bunten Kinderbüchern, denn auch für die Kleinen sei hier Platz, sagt Bales-Pfrang. Zum Beispiel wenn die Eltern in der Bücherei stöberten oder einfach eine kurze Auszeit nähmen und sich einen Kaffee gönnen möchten, dann könne der Nachwuchs sorgenfrei in der Spieleecke spielen.

Auf der anderen Seite des Raumes gibt es eine kleine Küchenzeile, auf welcher der besagte Kaffeeautomat Platz findet. Und dann gibt es noch eine gemütliche Ecke mit einer schwarzen Ledercouch. Es sei für jeden etwas dabei, sagt Bales-Pfrang.

Dass das Café etwas mit Kultur zu tun hat, merkt man nicht nur daran, dass es zahlreiche kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen, Vernissagen oder Konzerte gibt. Auf eine ganz besondere Art schmückt sich das Café seit Kurzem mit dem Zusatz Kultur. Es will ein offener Raum für andere Kulturen sein und dadurch sein besonders Flair definieren. In den vergangenen Monaten kämen auch immer mehr Flüchtlinge, die in Grasbrunn leben - die meisten sind nahe der Kfz-Zulassungsstelle in Containern untergebracht - in das Café im Bürgerhaus. "Wir wollen eben ein Ort der Begegnung sein", sagt Poyer-Pfiffer.

Gerade junge Asylbewerber sind dankbar für das kostenfreie Internet

Zu den regulären Öffnungszeiten, diese sind Dienstag und Donnerstag jeweils von 8 bis 12.30 Uhr und von 16 bis 18.30 Uhr sowie am Freitag von 16 bis 18.30 Uhr, könne jeder einfach im Kulturcafé vorbeikommen, erklären die Sprecherinnen. Hin und wieder veranstaltet die Projektgruppe des Cafés besondere Aktionen, wie kürzlich eine Vernissage mit selbstgemalten Bildern von Flüchtlingskindern.

Aber auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten werde der Raum genutzt, betonen Bales-Pfrang und Poyer-Pfiffer. Für Sprachkurse, einen Spieletreff oder für Gruppenveranstaltungen aller Art. Sogar kostenfreies Internet gebe es hier, sagen die Damen. Natürlich nur zeitlich begrenzt und mit Zugangsschlüssel. Das würden vor allem junge Asylbewerber dankbar nutzen.

Im Januar gibt es das Kulturcafé zwei Jahre lang. Und das will gefeiert werden, kündigt Karin Bales-Pfrang an. Am 21. Januar soll es eine öffentliche Veranstaltung mit Live-Musik geben. Ganz besonders freut sich das Team der Projektgruppe Kulturcafé auf den Grasbrunner Bürgermeister Klaus Korneder (SPD). Zum einjährigen Bestehen nämlich habe er Bananentorte mitgebracht, und darauf spekulieren die Damen wohl auch dieses Mal.

Der größte Besucherandrang war bei der Panini-Bilder-Tauschbörse

Das Kulturcafé ist aus Sicht Korneders ein "voller Erfolg". Die Gemeinde unterhält die Einrichtung; organisiert wird das Café größtenteils aber ehrenamtlich. Insgesamt fanden bereits Hunderte von Veranstaltungen dort statt. Eine der größten sei die Panini-Bilder-Tauschbörse zur Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2014 gewesen, erzählt Bales-Pfrang und lacht. So viele Kinder wie damals seien noch nie da gewesen.

Für die Zukunft wünschen sich Karin Bales-Pfrang und Gerda Poyer-Pfiffer mehr Männer. Denn bisher seien diese nur zur Schafkopfrunde ins Kulturcafé gekommen - bei Kaffee oder Kakao.

© SZ vom 14.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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