Schüler auf den Bahngleisen:Gefährliche Mutprobe

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Von Klassenkameraden angestachelt legt sich ein Haarer Schüler in Grafing-Bahnhof auf die Schienen.

Von Helena Ott, Haar/Grafing

Dass Jungenstreiche gefährlich sein können, ist nichts Neues. Aber dass sie mitunter sogar lebensgefährlich sind, hat ein Schüler des Ernst-Mach-Gymnasiums in Haar bewiesen.

Der Siebtklässler befand sich mit seinen Klassenkameraden und der Lehrerin am Dienstag auf einem Schulausflug. Beim Umsteigen in Grafing-Bahnhof (Landkreis Ebersberg), wo neben S-Bahnen auch Regionalzüge halten, mussten die Schüler am Bahngleis warten. Einige von ihnen, so beobachtete es Fahrgast Kurt Lausch, der zu dieser Zeit auf den Meridian nach Rosenheim wartete, liefen ans Ende des Bahnsteigs. "Plötzlich sprang ein Schüler auf das Gleis und legte sich quer über die Schienen", schilderte der Augenzeuge am Mittwoch der SZ, was kurz nach neun Uhr passierte. "Schockiert" habe er nach einer Aufsichtsperson gesucht. Als er die Lehrerin fand, habe diese zunächst nicht reagiert und dann so getan, "als wäre nichts passiert".

Betina Mäusel, die stellvertretende Schulleiterin des Haarer Gymnasiums, bestätigt den Vorfall. Dieser sei von der Lehrerin nach der Rückkehr gemeldet und der Schüler zu seinem Verhalten befragt worden. Nach seiner Aussage habe es sich um eine Art Mutprobe gehandelt, so die stellvertretende Direktorin. Der Schüler sei von Klassenkameraden zu seiner Tat "angestachelt" worden. Die Lehrerin nimmt Mäusel zugleich gegen den Vorwurf, ihre Aufsichtspflicht verletzt zu haben, in Schutz. Die Lehrkraft sei auch nicht alleine mit den 30 Schülern unterwegs gewesen, wie behauptet.

Die Schüler bekommen einen Verweis

"Bei Projekttagen und Ausflügen beaufsichtigen immer zwei oder sogar drei Lehrkräfte eine Klasse", erklärt die stellvertretende Schulleiterin. So sei es auch am Dienstag gewesen. Dass die Lehrerin angeblich gleichgültig reagiert habe, wie es der Zeuge beobachtet haben will, glaube sie zudem nicht. "Ich kenne die Lehrerin schon lange als sehr zuverlässige Pädagogin und kann mir das nicht vorstellen."

Die Kollegin habe den Jungen umgehend auf sein Fehlverhalten hingewiesen und den Vorfall bei der Schule gemeldet. Ein weiterer Schüler musste sich nach ihren Angaben verantworten, weil er so getan habe, als würde er einen weiteren Schüler ins Gleisbett schubsen. "Die Schüler bekommen beide für ihr fremd- und selbstgefährdendes Verhalten einen Schulverweis", teilte Mäusel mit. Außerdem seien sie von den zwei weiteren Projekttagen der insgesamt dreitägigen Exkursion zum Thema Umwelt ausgeschlossen worden. Stattdessen müssten sie helfen, das Schulsommerfest am Ernst-Mach-Gymnasium vorzubereiten.

Augenzeuge Lausch, der wegen des Ereignisses immer noch sehr aufgebracht ist und zunächst mit einer Anzeige gegen die Lehrerin gedroht hatte, will nach einem Gespräch mit der Schulleitung von diesem Schritt Abstand nehmen. Entsetzt ist er jedoch nach wie vor: "So etwas darf sich nicht wiederholen. Es hätte ein Menschenleben kosten können", ist der Kirchseeoner überzeugt.

© SZ vom 26.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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