Hospizarbeit:Kleine wertvolle Momente

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Hospizarbeit muss nicht unbedingt nur traurig sein. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Über ein todkrankes Kind spricht man ungern. Theresa Volk begleitet seit sieben Jahren betroffene Familien durch diese schwere Zeit. Warum diese Aufgabe nicht so traurig ist, wie viele denken.

Von Celine Imensek, Gräfelfing

Gestorben wird erst zum Schluss und bis dahin wird gelebt. Diesen Satz lernte Theresa Volk, als sie sich vor sieben Jahren zur Kinderhospizhelferin beim Malteser Hilfsdienst ausbilden ließ. Seitdem betreut sie ehrenamtlich Familien im Landkreis und in der Stadt München, in denen entweder ein Kind oder ein Elternteil unheilbar krank ist oder im Sterben liegt. Die hauptberufliche Radio-Journalistin kann den Satz aus ihrem Unterricht bestätigen: "In diesen Familien ist ganz viel Glück und Lebensfreude. Kleine Momente sind super wertvoll", sagt Volk. Die Erfahrung in den Familien habe auch ihr eigenes Leben beeinflusst, wodurch die Arbeit als Hospizhelferin nicht so traurig sei, wie man immer glaubt.

Neben dieser falschen gesellschaftlichen Einschätzung beurteilen Beteiligte auch die Scheu vor den Themen Sterben, Tod und Trauer als problematisch. "Der Bereich der Kinderhospizarbeit muss in der öffentlichen Wahrnehmung verankert werden, um diese Tabuthemen anzugehen", sagt Antonia Fundulus. Sie übernimmt gemeinsam mit ihrer Kollegin Stefanie Froehlich die Koordination des ambulanten Hospizdienstes für Kinder und Jugendliche. Dieser sitzt in Gräfelfing, ist aber sowohl für den Landkreis als auch die Stadt München verantwortlich.

Theresa Volk ist seit sieben Jahren als Hospizhelferin tätig. (Foto: privat)

Um das Thema weiter in die Gesellschaft zu tragen, hat der Deutsche Kinderhospizverein 2006 den Kinderhospiztag ins Leben gerufen. Seitdem gehen spezialisierte Organisationen immer am 10. Februar verstärkt mit Informationen an die Öffentlichkeit. Veranstaltungen der Malteser im Landkreis München wird es laut Fundulus nicht geben. Andere Institutionen, etwa palliative Kinderstationen, bieten aber einen Tag der offenen Tür an. "Für uns ist jeden Tag Kinderhospiztag", so Fundulus. Sie geht als Koordinatorin als Erste zu einem Vorgespräch in die Familien.

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Dabei sind häufig nur die Eltern anwesend, um offen über alle Fragen reden zu können und zu besprechen, was sie sich vom Hilfsdienst erhoffen. Anschließend suchen die Koordinatorinnen nach einem passenden Hospizhelfer, der beim zweiten Besuch dabei ist. Dann sind meist die Kinder auch anwesend. Bei diesem Treffen schauen nämlich sowohl die Patienten und Angehörigen als auch die Ehrenamtlichen, ob es zwischen ihnen funktioniert. "Das muss einfach klicken. Man ist da stark in eine intime Zeit des Familienlebens integriert", sagt Volk.

Antonia Fundulus (links) und Stefanie Froehlich koordinieren die Kinderhospizarbeit. (Foto: Stephanie Waldstein)

Ihre Tätigkeiten und auch die Häufigkeit ihrer Besuche richten sich nach den Bedürfnissen der Eltern und Kinder: "Wenn es neben dem kranken Kind noch gesunde Geschwister gibt, bekommen die oft nicht so viel Aufmerksamkeit. Für die ist es dann wichtig, dass man zu ihnen kommt und sagt: Für diese drei Stunden bin ich nur für dich da." In anderen Fällen entlastet Volk den pflegenden Elternteil, damit dieser ein wenig Zeit zum Durchatmen bekommt. Größtenteils sind es die Mütter, die Unterstützung benötigen.

Theresa Volk ist mit 31 Jahren eine der jüngsten Kinderhospizhelferinnen der Malteser in München. Überwiegend kommen Menschen im Rentenalter zu der Hilfsorganisation, um sich im Ruhestand noch ehrenamtlich zu engagieren. Doch laut Fundulus wandelt sich das momentan: "Wir merken, dass die Bereitschaft, etwas Sinnstiftendes zu tun, unter jungen Leuten größer wird." In ihrem nächsten Kurs, der noch im Februar beginnt, sind alle Altersgruppen dabei - vom 20- bis zum 90-Jährigen.

"Jede Familie, ihre Bedürfnisse und Wünsche sind ganz verschieden. Wenn uns dann ein bunter Strauß an Hospizhelfern zur Verfügung steht, ist das einfach wunderbar", sagt Fundulus. Die gelernte Kinderkrankenschwester würde sich allerdings eine höhere Männerquote wünschen. Bei der nächsten Ausbildung sind gerade einmal drei der 17 Plätze mit Männern besetzt. "Wir freuen uns über jeden Bewerber. Aber gerade in den Familien mit Jungs ist es schön, auch einen männlichen Helfer anbieten zu können."

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