Gewerbeansiedlung:Auf den Geschmack gekommen

Lesezeit: 3 min

Bekannte Marken in den Sonnenhöfen: Die Gemeinde Unterhaching begrüßt, dass ein Entwicklungslabor in den Gewerbebau einzieht. (Foto: Claus Schunk)

Zu Develey und Wrigley zieht jetzt auch einer der weltgrößten Lebensmittelkonzerne nach Unterhaching. Mondelez verlagert einen Teil seines Forschungs- und Entwicklungszentrums in die dortigen "Sonnenhöfe"

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Bekannte Marken in den Sonnenhöfen: Die Gemeinde Unterhaching begrüßt, dass ein Entwicklungslabor in den Gewerbebau einzieht. (Foto: Claus Schunk)

Nach Senf, Schokoriegel und Kaugummi nun auch Streichkäse und Salatcreme: Die Gemeinde Unterhaching entwickelt sich offenbar immer mehr zu einem Standort für die Lebensmittelindustrie. Seit vielen Jahren bekannt für Develey und Wrigley hatte kürzlich Mars angekündigt, seine Deutschlandzentrale in die Gemeinde zu verlegen. Jetzt erwägt auch das Unternehmen Mondelez, mit einem Teil seines Forschungs- und Entwicklungszentrums von München nach Unterhaching zu ziehen.

Wie Unternehmenssprecherin Heike Hauerken der Süddeutschen Zeitung am Freitag bestätigte, soll die Sparte Meals, zu der die Marken Philadelphia und Miracel Whip zählen, mit 110 Mitarbeitern zukünftig in dem Gebäude der "Sonnenhöfe" an der Inselkammerstraße angesiedelt werden. Der Umzug vom Standort Perlach nach Unterhaching soll voraussichtlich im Sommer 2018 erfolgen.

Das US-amerikanische Unternehmen Mondelez zählt zu den weltweit größten Lebensmittelkonzernen. Hervorgegangen ist es aus dem 1903 von dem Farmersohn James Lewis Kraft als Kraft Food gegründeten Unternehmen, das mit Käse handelte. Mit dem Schmelzkäse Velveta wurde die Firma in den Vierzigerjahren bekannt, die beiden Marken Miracoli (2012 verkauft) und Philadelphia kamen 1960 dazu, Miracel Whip gibt es seit den Siebzigerjahren. Später übernahm Kraft unter anderem den Schokoladenhersteller und Kaffeeröster Jacobs Suchard und zählt seither so bekannte Süßigkeiten wie die Milka-Schokolade, Toblerone, Oreo-Kekse und Tuc-Cracker sowie Jacobs Kaffee zu seinem Produktportfolio. Im Jahr 2012 spaltete sich der Konzern in zwei unabhängige Gesellschaften, die Kraft Food Group für Lebensmittel in Nordamerika und die Mondelez International, weltweit für Snacks und Süßigkeiten zuständig.

Die Produkte werden in 165 Ländern auf der Welt verkauft

Anders als er Name Kraft, der ja auf den Firmengründer zurückgeht, stammt die Bezeichnung Mondelez aus der Zusammensetzung der Wörter Mondo (Welt) und deliziös. Präsent ist er bei den Verbrauchern weniger, die bekannten Markennamen wie Milka und Philadelphia blieben bestehen. Der Konzern verkauft seine Produkte eigene Angaben zufolge in 165 Ländern, 38 Prozent seines Umsatzes macht er in Europa. Hauptsächlich verkauft Mondelez Kekse (41 Prozent) und Schokolade (30 Prozent), 15 Prozent sind Kaugummis und Bonbons, Käse und Lebensmittel machen acht Prozent aus und Getränke sechs Prozent.

Hauptsitz des Unternehmens in Deutschland ist Bremen. In München ist das Forschungs- und Entwicklungszentrum angesiedelt. Derzeit noch sowohl für Schokoladen und Snacks sowie den Lebensmittelbereich (Meals). Kernaufgaben des weltweit arbeitenden Forschungs- und Entwicklungszentrums seien die Beobachtung von Konsumentenbedürfnissen und Trends, die Entwicklung von Neu-Produkten, die Optimierung bestehender Produktrezepturen sowie sensorische Konsumentenstudien. Dazu stehen in München sowohl Forschungs- als auch analytische Labore zur Verfügung. Wie Unternehmenssprecherin Hauerken mitteilt, soll die Entwicklung der Süßigkeiten zukünftig auf andere Standorte verteilt werden. "Wir beabsichtigten, unser Zentrum in München umzustrukturieren und einige Positionen des Geschäftsbereiches Snacks in unsere neun weltweiten Forschungs- und Entwicklungszentren zu verlegen", so die Sprecherin. Als mögliche Standorte nennt sie Polen und Großbritannien. Dies habe zur Folge, dass der heutige Standort in der Unterbibergerstraße in München-Perlach allein für die Forschung und Entwicklung der Meals-Sparte "deutlich zu groß" sein werde. Wie viele Mitarbeiter in Perlach derzeit für Mondelez tätig sind, wollte das Unternehmen nicht mitteilen.

Auch andere Unternehmen interessieren sich für Unterhaching

Auf der Suche nach kleineren Räumlichkeiten in der Region München ist der Konzern offenbar in den Sonnenhöfen in Unterhaching fündig geworden. "Es handelt sich um einen Vorvertrag, wir haben das vor", gibt sich Konzernsprecherin Hauerken vorsichtig. Unterhaching biete eine gute Infrastruktur, sei gut zu erreichen und unweit des aktuellen Standorts, zählt sie die Vorteile für die Ansiedelung in der Gemeinde auf. Man würde sich über ein zukünftiges Mietverhältnis freuen.

In den Unterhachinger "Sonnenhöfen" gegenüber dem Hotel Holiday Inn nahe dem Gewerbegebiet Grünwalder Weg sind durch den Auszug von Nefma, einer Gesellschaft der Nato, etwa 10 000 Quadratmeter Gewerbefläche frei geworden. Die Bayerische Hausbau, eine Immobiliengesellschaft der Schörghuber-Unternehmensgruppe, hat bereits ihren Einzug verkündet, nun steht also ein zweites bekanntes Unternehmen auf der Matte.

"Wir freuen uns natürlich über Zuwachs in den Sonnenhöfen", sagt Unterhachings Rathaussprecher und Wirtschaftsförderer Simon Hötzl. Dies zeige, dass das Konzept in dem Gebäudekomplex funktioniere. "Es wird hoffentlich noch weitere prominente Namen anziehen." Laut Hötzl interessieren sich viele Unternehmen aktuell für Unterhaching. Namen könne er zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht nennen.

© SZ vom 11.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Unterhaching
:Wrigley zieht es nach London

Der Kaugummi-Hersteller verlegt seine Europazentrale von Unterhaching nach England. Auch wenn der Standort im Münchner Süden erhalten bleiben soll, werden Arbeitsplätze abgebaut.

Von L. Brunckhorst, M. Kläsgen und G. Passarge

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: