Geothermie:Grenzenlose Kooperation

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Als Wohlfühlwärme bezeichnen die Pullacher ihre Geothermie. (Foto: Claus Schunk)

Die Gemeinde Pullach und die Stadtwerke München wollen ihre Wärmenetze verbinden und eine neue Geothermie-Gesellschaft gründen.

Von Michael Morosow, Pullach

Mit kleinen Schritten waren die Pullacher vor 13 Jahren ins geothermische Abenteuer gestartet, als sie Bohrmeißel mit nur geringem Durchmesser ins Erdreich treiben ließen. Und sie bereuten es denn auch sehr bald, das Projekt nicht größer angelegt zu haben. Von diesem Geburtsfehler ist heute keine Rede mehr. Nicht nur, dass Innovative Energie für Pullach (IEP) 2011 mittels einer dritten, viel mächtigeren Bohrung nachgelegt hat und inzwischen etwa tausend Haushalte an ein 35 Kilometer langes Fernwärmenetz angeschlossen sind. Jetzt will die IEP ihrer Erfolgsgeschichte eine weiteres Kapitel anhängen. Am Freitag haben die IEP und die Stadtwerke München (SWM) eine Absichtserklärung zu einer künftigen Kooperation unterzeichnet.

Im Beisein der Pullacher Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) haben sich IEP-Geschäftsführer Helmut Mangold und der technische Geschäftsführer der SWM, Helge-Uve Braun, darauf geeinigt, die künftige Zusammenarbeit in Form eines "letter of intent" auf den Weg zu bringen. Unter anderem wollen beide Partner ihre Wärmenetze verbinden und eine gemeinsame Gesellschaft zur Aufsuchung von weiterem Thermalwasser südlich von Pullach gründen. Schon Anfang 2018 werden Spezialfahrzeuge für ein seismisches Untersuchungsprogramm mit mächtigen Rüttelplatten die Straßen entlang fahren. Wenn neue Thermalwasserquellen gefunden werden, "könnten weitere Bohrungen durchgeführt werden", heißt es seitens der Stadtwerke.

Was für andere Betreiber von Geothermieanlagen im Landkreis interessant sein dürfte: Die geplante Kooperation zwischen Pullach und München steht grundsätzlich auch anderen Kommunen offen. Mangold und Braun betonten, dass die angestrebte Kooperation grundsätzlich auch anderen Kommunen offenstünde. "Der Klimawandel ist grenzenlos, also sollten auch die Anstrengungen für den Klimaschutz grenzenlos sein", so Mangold. "Die interkommunale Zusammenarbeit im Raum München biete sich durch die Vielzahl der Projekte und der Entwicklungsmöglichkeiten sowie das mittlerweile reichlich vorhandene Knowhow geradezu an.

Geothermie-Geschäftsführer Helmut Mangold (links) im Mai bei der 100-Grad-Feier gemeinsam mit Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund und Aufsichsratsvorsitzenden Andreas Most. (Foto: Angelika Bardehle)

Man rechnet mit Fördertemperaturen von über 120 Grad

Für SWM-Geschäftsführer Braun bedeutet diese Zusammenarbeit "einen weiteren Schritt hin zu unserem Ziel, München bis 2040 zur ersten deutschen Großstadt zu machen, in der Fernwärme zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien gewonnen wird." Dass die Münchner lieber im südlichen Umland in die Tiefe bohren wollen, ist verständlich: Da Thermalwasser pro hundert Meter zusätzlicher Tiefe um etwa drei Grad heißer werde und die Vorkommen südlich von Pullach deutlich tiefer lägen als unter dem Stadtgebiet München, rechne man im zu untersuchenden Gebiet mit Fördertemperaturen von über 120 Grad - im Gegensatz zu etwa 90 Grad in München, schreiben die Stadtwerke. "Bei vergleichbaren Bohrkosten würde diese Temperaturdifferenz etwa die doppelte Energieausbeute einer Bohrung in München liefern und die Partner damit auf dem Weg zur Energiewende weiter voranbringen", sagte Helge-Uve Braun. Mit einer sehr guten Wirtschaftlichkeit."

Ökonomische Vorteile sieht auch Helmut Mangold: "Neben der steigenden Versorgungssicherheit durch weitere Bohrungen würden diese den Betrieb unserer Geothermieanlage noch wirtschaftlicher machen und die Investition der Gemeinde über Generationen hinweg absichern."

© SZ vom 18.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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