Gemeinde Haar:Gemeinschaftsgärten auf dem Dach

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Haars Bürgermeister Andreas Bukowski möchte, dass mehr Menschen am Ort vom Leben in genossenschaftlich organisierten Wohnanlagen profitieren. Ein mit Gemeinderäten besetzter Initiativkreis soll Genossenschaften stärken und Neugründungen fördern

Von Bernhard Lohr, Haar

Wohnen für sechs oder sieben Euro Miete pro Quadratmeter, praktisch unkündbar und ohne Angst, dass der Mietzins irgendwann in die Höhe schnellt: Das Leben in einer genossenschaftlich organisierten Wohnanlage bietet im Großraum München große Vorteile. Haars Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) möchte, dass in der Gemeinde mehr Menschen von diesen profitieren. Er will Genossenschaften fördern, stärken und vielleicht erreichen, dass sich eine neue Genossenschaft gründet. Ein mit Gemeinderäten besetzter Initiativkreis wurde dazu ins Leben gerufen. Christian Stupka von der Mitbauzentrale München machte in der jüngsten Gemeinderatssitzung Mut: Die Gründung einer Genossenschaft, sagte er, "ist gar nicht so schwierig."

19 Mal hat es in München jedenfalls seit Gründung der Mitbauzentrale im Jahr 2014 und mit deren Beistand geklappt, wie Stupka sagte. Er pries die Vorteile des genossenschaftlichen Wohnens, die im übrigen nicht weit von Haar entfernt in der Messestadt Riem zu beobachten sind, und wo der Haarer Gemeinderat in der Vergangenheit sich auch schon mal ein Bild vom Leben in einer Genossenschaft gemacht hat. Stupka berichtete von bestimmten Zielrichtungen, die sich Genossenschaften geben könnten - wie etwa Wohnen im Alter. Ein großer Bedarf entstehe bei den Senioren, die oft in zu großen Häusern lebten und in Mehrgenerationenhäusern besser versorgt sein würden.

Die Vorteile liegen laut Stupka auf der Hand: Wer sich mit einer Geldeinlage einbringt, wird Genosse und Teil einer Gemeinschaft, die Wohnraum ohne Druck zur Gewinnmaximierung organisiert. Es gibt Gästeappartements, Gemeinschaftsräume und oft Gemeinschaftsgärten. "Der schönste Platz ist in der Regel Gemeinschaftseigentum", so Stupka. Oft würden auf Dächern Gärten für alle geschaffen. Bis solch ein Wohnort geschaffen ist, muss indes einiges geschehen. Die richtigen Leute müssen zusammenfinden, welche die gleiche Ziele verfolgen, und es muss ein Grundstück dafür vorhanden sein. Die Gemeinde spielt bei letzterem eine wichtige Rolle.

So erklärte Stupka, dass die Gemeinde Grundstücke unter Vorgabe genau beschriebener Vergabekriterien ausschreiben könne. Es müsse ja nicht immer der zum Zug kommen, der das meiste Geld auf den Tisch lege. Bei einer "Konzeptvergabe" könne die Gemeinde ökologische oder soziale Aspekte aufnehmen. Auf die Frage von Mike Seckinger (Grüne), ob sich die Gemeinde in einer Genossenschaftsanlage ein Vergaberecht auf einen Teil der Wohnungen sichern könne, riet Stupka, so etwas nur genau geregelt und dosiert zu machen. "Genossenschaften mögen das Reinregieren in der Regel nicht", sagte er. Aber es sei schon Praxis, bis zu einem Viertel der Wohnungen kommunal zu vergeben. Auch Seckingers Frage, ob man mit Eigenleistung einen Teil der Genossenschaftsanteile erwerben könne, bejahte Stupka mit Einschränkungen. Diese "Muskelhypothek", wie das im Volksmund heiße, gebe es, werde aber bei den komplexen Gewerken moderner Bauvorhaben kaum noch eingebracht.

© SZ vom 09.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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