Garching:Heimstätte für den Motorsport

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Vor der Entscheidung der Stadträte macht sich der ADAC für eine Kartbahn in Hochbrück stark. Dort könnte der Rennnachwuchs herangezogen werden. Die TU sähe noch ganz andere Vorteile.

Von Gudrun Passarge, Garching

Für Fritz Schadeck vom ADAC Südbayern ist die Sache klar: "Wir brauchen ganz, ganz dringend eine Motorsportstrecke im Raum München." Für die Garchinger Stadträte ist es aber nicht so klar, ob dieser Wunsch in Hochbrück umgesetzt werden sollte. Beantragt ist derzeit, den Nachfolger der Kartbahn Hochbrück in einer ehemaligen Kiesgrube hinter dem Gewerbegebiet unterzubringen. Der Bauausschuss soll am Donnerstag zunächst eine Grundsatzentscheidung fällen, ob so eine Bahn überhaupt gewollt ist oder nicht.

Beantragt ist derzeit, den Nachfolger der Kartbahn Hochbrück in einer ehemaligen Kiesgrube hinter dem Gewerbegebiet unterzubringen. (Foto: Florian Peljak)

In der Diskussion hatte sich gezeigt, dass einige Stadträte Vorbehalte gegen die Bahn haben. Sie führten Lärmprobleme und auch naturschutzrechtliche Bedenken an, denn in der Nähe des Geländes soll die Feldlerche ein Brutgebiet erhalten. Die Antragsteller haben allerdings ein Gutachten des TÜV-Süd vorgelegt, wonach die Lärm-Grenzwerte nicht überschritten werden, ein spezielles Gutachten zu Naturschutzbelangen müsste nachgeliefert werden.

Die Kartbahn soll die alte ersetzen, die schließen musste, weil BMW jetzt dort Autos abstellt. Auf 30 000 Quadratmetern Fläche in 3,5 Metern Tiefe unweit der alten Bahn soll eine 1100 Meter lange Strecke für die Karts entstehen. Geplant sind ein Vereinsheim mit Büro und Bistro, ein Shop sowie eine Werkstatt mit Lager sowie 30 Garagen. Auf der Strecke sind 15 Leihkarts mit Vier-Takt-Motoren oder 15 Rennkarts (Zweitakter) unterwegs. Bei Rennen können bis zu 25 Rennkarts starten, was im Jahr etwa dreimal vorkomme, plus einem Rennen mit bis zu 34 Teilnehmern, das einmal im Jahr stattfindet. Auf die Forderung der Grünen, die Anlage nur mit Elektrokarts zu genehmigen, antwortete der Antragsteller, Elektrokarts seien nicht serienreif für die Nutzung draußen. Bisher würden solche Gefährte nur in der Halle gefahren. Die Betreiber sicherten zu, alle Vorkehrungen, etwa Photovoltaikanlagen und Stromtankstellen einzuplanen, um sofort auf E-Karts umstellen zu können, wenn diese verfügbar seien. Erschlossen werden soll das Areal über die Lilienthalstraße.

An der Lilienthalstraße könnte die Zufahrt zur Kartbahn entstehen. (Foto: OH)

Momentan ist das Gelände von einer frostigen Schneeschicht überzogen. In einiger Entfernung sind Gebäude im Gewerbegebiet Hochbrück zu sehen. Es ist sehr ruhig dort draußen, nur das Rauschen der Autobahn liegt in der Luft. Noch gehört viel Fantasie dazu, sich hier Verfolgungsrennen mit Karts vorzustellen.

Eine Outdoor-Kartbahn in Hochbrück wäre die einzige im Raum München. "Es wäre eine Möglichkeit, die motorsportliche Grundversorgung zu bieten", sagt Fritz Schadeck, zuständig für Jugend- und Motorsport beim ADAC-Südbayern. Etwa 30 000 Kartrennfahrer gebe es in Deutschland. Wer hier im Münchner Raum trainieren wolle, müsse allerdings bis Ampfing, Straubing oder Wackersdorf fahren. Das gilt zumindest für die Rennstrecken. Schadeck erinnert daran, dass die Karriere aller großen Rennfahrer im Kartsport begonnen habe. Wer den Anschluss an die Spitze nicht verlieren wolle, müsse der Jugend Trainingsmöglichkeiten bieten, sagt Schadeck. Außerdem könne der ADAC auch Fahrsicherheitstrainings auf dem Parkplatz der Bahn abhalten und den Platz für die Verkehrserziehung nutzen.

Der ADAC ist nicht der einzige Fürsprecher der Bahn. Markus Lienkamp, Professor am Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik an der TU, gehört auch dazu. Er hat sich das Vorhaben angeschaut und festgestellt, mit einer kleinen Erweiterung wäre es als Testgelände für seinen Lehrstuhl geeignet. Das würde einen großen Mangel beheben, denn für die Fahrzeugtechniker sei es nicht leicht, Teststrecken zu finden, sagt Lienkamp. Und der Bedarf ist da. "Es gibt 1000 Dinge, wofür man mal so ein kleines Prüfgelände um die Ecke brauchen könnte." Lienkamp hat deswegen auch an Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) geschrieben, er möge sich das Projekt noch einmal anschauen, auch im Hinblick auf die Nutzungsmöglichkeiten der TU.

© SZ vom 28.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Garching
:Kart-Bahn stößt auf Vorbehalte

Die Garchinger Stadträte bezweifeln, dass die Pläne für eine Kart-Anlage in einer ehemaligen Kiesgrube bei Hochbrück mit dem Naturschutz vereinbar sind. Die Grünen allerdings sind dafür - wenn ausschließlich Elektrofahrzeuge genutzt werden.

Von Gudrun Passarge

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