Fotografie:Kunst im Kasten

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Tanja Römer aus Neubiberg stellt vom 20. Januar an überraschende und inspirierende Fotos in Schaukästen in der Gemeinde aus und ermöglicht so für alle Spaziergänger individuell erkundbaren kulturellen Genuss

Von Daniela Bode, Neubiberg

In Zeiten der Pandemie muss man neue Wege gehen, neu denken. Das tut nun auch die Neubiberger Künstlerin Tanja Römer. Eigentlich wollte sie im Januar Werke im Haus für Weiterbildung ausstellen. Da dies aber wegen der aktuellen Lockdown-Vorgaben nicht möglich ist, weicht die 54-Jährige auf die Schaukästen der Gemeinde aus. Vom 20. Januar bis zum 27. Februar zeigt sie dort unter dem Titel "Kunst im Kasten" Fotografien, die sie in den vergangenen zwei Jahren angefertigt hat. Eine schöne Idee, um in Zeiten, in denen Museen und Galerien geschlossen sind, doch ein wenig Kunstgenuss zu ermöglichen und die Menschen zu inspirieren, Dinge unter einem anderen Blickwinkel zu sehen. Jederzeit und jeder für sich.

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Mal anders hinsehen: Ausbesserungen im Teer erinnern an chinesische Schriftzeichen und werden bei Künstlerin Tanja Römer zur "Teermalerei II".

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Gelbe Fransen in Bewegung nennt die Neubibergerin "Gelber Tanz". Bei ihren Fotografien betrachtet Römer ihre Umgebung genau, sieht auch die kleinen Dinge unter einem anderen Blickwinkel und inspiriert mit ihren Werken ihre Betrachter dazu, sich auch die Zeit dafür zu nehmen.

Denn genau das ist es, was die Künstlerin bei ihren Aufnahmen tut. Sie schaut sich ihre Umgebung genau an und hilft dem Betrachter, sie anders zu sehen. Sie wird beispielsweise Fotos aus ihrer Reihe "Heimatplanet Irgendwo" zeigen. Motive aus der Umgebung, "die viele sicher kennen, die aber gar nicht wissen, dass sie sie kennen", sagt die Künstlerin. Ein Foto hat den Titel "Lagune I". Es zeigt kleine weiße Flecken und blaue Wischspuren. "Wenn jemand mit offenen Augen durch die Gegend geht, denkt er sich vielleicht, ach, jetzt habe ich die Lagune gefunden", sagt Römer. Ein anderes Bild zeigt gelbe Fransen, die in Bewegung sind. Die Künstlerin hat es "Gelber Tanz" genannt. Vielleicht die Fransen an einem Lappen in einer Waschanlage? Wer weiß. Genauso gerne überrascht Römer. Ein Foto lässt den Betrachter auf den ersten Blick an weiße Eiskristalle denken. Doch es sind Fraßspuren einer Schnecke auf einem Auto zu sehen, auf dem sich schon Algen bildeten, weil es so lange am gleichen Ort stand. "Es sieht einfach wunderschön aus", sagt Römer. Ausbesserungen auf dem Teer der Landebahn werden in einer Aufnahme von Römer zu "Teermalerei". Wie passend, denn sie erinnern beim genauen Hinsehen an chinesische Schriftzeichen.

Tanja Römer zeigt am liebsten Objekte und Installationen, dazu braucht es aber Platz. Ihre oft malerischen Fotografien kann sie auch in so kleinen Räumen wie Schaukästen in der Gemeinde präsentieren. (Foto: N/A)

Fotografien, die neugierig machen und einen zu anderen Gedanken anregen. Was für ein guter Einfall in dieser ereignisarmen Zeit. "Ich dachte mir im Zuge des Lockdowns, in dem man nicht reisen kann, dass man hier vielleicht auch etwas finden kann, was einen inspiriert, begeistert oder überrascht", sagt die Künstlerin. Noch dazu, was ein Ansteckungsrisiko angeht, ungefährlich, da jeder für sich an der frischen Luft bei einem Spaziergang die Schaukästen erkunden und die Fotografien betrachten kann. Ein Glück auch, dass die gebürtige Allgäuerin, die Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Sir Eduardo Paolozzi und James Reineking sowie ein Semester am Edinburgh College of Art in Schottland studiert hat, sich noch das Medium Fotografie angeeignet hat. Die bunten Ablichtungen haben auch Platz in einem etwas begrenzten Ausstellungsraum.

In etwa 15 Schaukästen in Neu- und Unterbiberg werden Römers Fotografien hängen, unter anderem am Rathausplatz, an der Hauptstraße und beim Sportzentrum in Unterbiberg. Die genauen Standorte finden sich zur Zeit der Ausstellung auf der Homepage der Gemeinde unter www.neubiberg.de. Römer freut sich, dass die Ausstellung nun auf diese Weise stattfinden kann, auch, dass Andrea Braun, Leiterin des Kulturamts - Veranstalter der dezentralen Aktion -, gleich offen für die Nutzung der Schaukästen war. Nun hofft die Künstlerin auf viele Betrachter, vielleicht auch ein paar Münchner.

© SZ vom 15.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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