Finanzen:Brunnthal rutscht in die Miesen

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Die Gemeinde kann wegen des Ortsmitte-Großprojekts den Haushalt nicht ausgleichen

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Der Brunnthaler Gemeinderat hat in außergewöhnlichen Zeiten einstimmig den Haushalt 2018 verabschiedet. Diskussionen gab es über das Zahlenwerk nicht. Am spannendsten war noch eine Auseinandersetzung zwischen Hilde Miner (Grüne) und Bürgermeister Stefan Kern (CSU) darüber, ob Kern der CSU-Fraktion Haushaltsdaten eine Woche vor den anderen Fraktionen hat zukommen lassen. Wer recht hat, blieb zunächst offen. Klar ist dafür mittlerweile, dass für die Planung der neuen Mehrzweckhalle relativ bescheidene Mittel in den nächsten Jahren vorgesehen sind. Dafür wird an anderer Stelle tief in die Tasche gegriffen.

Brunnthal ist grundsätzlich eine Gemeinde mit soliden Finanzen. Seit 1993 ist man schuldenfrei. Und die Ergebnisrücklage, als die man in der in Brunnthal angewendeten doppischen Haushaltsrechnung die Ersparnisse bezeichnet, beliefen sich Ende 2017 auf 17,5 Millionen Euro. Das Plus auf dem Konto führte dazu, dass sich die Gemeinde auf das wohl größte finanzielle Abenteuer ihrer Geschichte eingelassen hat. Eben erst war Richtfest in der neuen Ortsmitte, wo die Gemeinde einen Gasthof mit Hotel, Geschäfts- und Wohngebäude errichtet. Kämmerer Andreas Haßelbacher muss sehen, dass finanziert wird, was mittlerweile klar im zweistelligen Millionenbereich angesiedelt wird. Heuer sind 5,5 Millionen Euro eingeplant, und 3,1 Millionen Euro im Folgejahr.

Das Haushaltsvolumen aus Ergebnis- und Finanzhaushalt beläuft sich in der etwa 5900 Einwohner zählenden Gemeinde auf 14,6 Millionen Euro aus Verwaltungstätigkeit und 12,2 Millionen Euro an Investitionen und Abschreibungen. Die Summen zeigen die über dem Landesdurchschnitt liegende Finanzkraft der Gemeinde. Andererseits stehen die 14,6 Millionen Euro an Ausgaben für das größte Problem, das die im Grunde ja solvente Gemeinde hat. Den Ausgaben im Ergebnishaushalt stehen etwa 850 000 Euro niedrigere Einnahmen gegenüber. Kämmerer Haßelbacher sagt: "Wir planen 850 000 Euro Miese." Ein echtes Novum in Brunnthal.

Das heißt: Die Gemeinde kann ihren Haushalt nicht ausgleichen und wird es bis 2021 zeitweise nicht können, wobei davon ausgegangen wird, dass der Tiefpunkt 2018 erreicht wird. Die dauerhafte Zahlungsfähigkeit ist dank liquider Mittel gegeben. Doch sparen muss Brunnthal, was sich in den vergangenen Monaten in politischen Debatten im Gemeinderat niederschlug. Auch die Forderung des TSV Brunnthal nach einer Mehrzweckhalle wurde zuletzt von Bürgermeister Kern abmoderiert. Überlegungen, für das laufende Jahr 100 000 Euro an Planungskosten für eine Halle einzukalkulieren, wurden revidiert. Jetzt sind Planungskosten auf vier Jahre bis 2021 mit je 25 000 Euro gesplittet.

Unter der Rubrik "eventuell bzw. später" sind Baukosten in Höhe von zehn Millionen Euro für die Halle vorgesehen. Erstmals nach langer Zeit wird Brunnthal 2018 und 2019 Kredite aufnehmen - jeweils 560 000 Euro als zinslose Darlehen zur Schaffung von Wohnraum für Einheimische.

© SZ vom 24.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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