Fasching:Mut zur Perücke

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Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (links mit Ritter) hat erst spät ihre Liebe zum Fasching entdeckt. (Foto: Claus Schunk)

Ein Kostüm gilt vielen als albern oder peinlich. Andere verkleiden sich jedes Jahr mit großer Lust. Drei prominente Fans der närrischen Zeit aus dem südlichen Landkreis erzählen warum.

Von Claudia Wessel

Fasching? Ja, so a Schmarrn, sagen viele. Verkleiden? Noch schlimmer. Es gibt aber auch Menschen, die beides lieben und pflegen. Manche auch ein bisschen ihrer Funktion wegen. Wir stellen drei von ihnen vor.

Kostüm-Recycling

Stefan Schelle, Bürgermeister von Oberhaching, findet es "grundsätzlich gut, wenn sich Menschen treffen und Gemeinschaft erleben", natürlich auch im Fasching und natürlich auch in Verkleidung. "Das gehört dazu", sagt der CSU-Politiker. "Ich find's lustig." Vor allem originelle Kostüme haben es ihm angetan: "Wenn sich die Leute ganz viel Mühe damit geben, das bewundere ich." Er selbst braucht für eine Maskierung nur "eine Viertelstunde". Dazu benutzt er alles Mögliche, was sich im Lauf der Jahre in seinem Schrank angesammelt hat und "was von meinen Kindern so übrig bleibt". Diese sind 18, 16 und zwölf Jahre alt und teilen ihre Schminkfarben und Kleidungsstücke auch mal gerne mit Papa. "So einen Mexikanerhut kann schließlich jeder brauchen", sagt Schelle. Als was er so geht? "Vom Punker bis zum Holzhacker." Dabei versucht er natürlich, bei jedem (Pflicht-)Termin in anderem Gewand zu erscheinen. Auch seine Frau Tanja schlüpft gerne einmal in eine Faschingsverkleidung und begleitet ihren Mann auf einen Faschingsball. Dabei hat sie Glück, denn er sagt: "Tanzen ist okay." Der Fasching in Oberhaching wird übrigens streng bayerisch begangen, das heißt ohne die rheinische Unsitte, den Schlüssel des Rathauses an Narren abzugeben.

Schelles Faschings-Highlight: Der Sänger- und Musikantenfasching "Ruaßiger Freitag" am 9. Februar, 20 Uhr, in der Gaststätte Weißbräu, Hubertusplatz 5, Deisenhofen.

Fundus im Schrank

Thomas Lindbüchl, Vorsitzender der Freunde Grünwalds, war schon immer gerne beim Fasching unterwegs, wie er erzählt. Natürlich mit Verkleidung, da hat er einen ganzen Fundus in seinem Schrank. "Früher war ja vom Unsinnigen Donnerstag bis zum Faschingsdienstag immer etwas los." Vor sehr langer Zeit gab es sogar in Grünwald einen Faschingsumzug, erinnert er sich. Den Fasching liebt Lindbüchl nicht zuletzt, weil er gerne tanzt. Im Faschingstheater hat Lindbüchl diesmal die Rolle des heiratswilligen Mannes in dem Stück "Der Hochzeiter" von Eduard Stemplinger übernommen. Nach so einem Auftritt, der ja immer auch aufregend ist, in sein Hippiekostüm zu schlüpfen und dann noch eine zünftige Faschingsparty zu feiern, gefällt Lindbüchl besonders gut.

Ein Fan bunter Kostüme: Thomas Lindbüchl von den Freunden Grünwalds. (Foto: Privat)

Lindbüchls Faschings-Highlight: "Theater am Rosenmontag" der Freunde Grünwalds am 12. Februar von 19.30 Uhr an im Hubertus-Lindner-Saal im Bürgerhaus Römerschanz, Dr. Max-Straße 1, Grünwald. Grünwalder Promis - etwa Ex-Wiesnwirt Richard Süßmeier - und Gemeinderäte spielen die drei Stücke "Der Hochzeiter" von Eduard Stemplinger, "Der gute Rat" von Zenta Steinfest und "Das Bienenhaus" aus dem Königlich Bayerischen Amtsgericht von Georg Lohmeier. Im Anschluss an die Vorstellung spielt Charly's Band aus München .

Jedes Jahr kreativer

"Eigentlich bin ich ein ausgeprägter Faschingsmuffel", sagt Susanna Tausendfreund, Bürgermeisterin von Pullach. Ja, sie war früher schon ab und zu mal mit ein wenig bunter Kleidung bei Faschingsveranstaltungen, aber sehr selten. Erst seit sie die Faschingssaison als Bürgermeisterin von Pullach miterlebt, also seit 2014/15, nimmt sie die Sache wirklich ernst. "Ich finde, das gehört zum Amt der Bürgermeisterin dazu", sagt die Grünen-Politikerin. Sie gab sich schon 2015 große Mühe mit einem Outfit, seinerzeit bestand es aus bunter Perücke und farbiger Kleidung. 2016 baute sie ihren Auftritt aus und kam als Pippi Langstrumpf, die bekanntlich "macht, was sie will". Auch 2017 trat sie noch in Zöpfen und Ringelstrümpfen auf. In dieser Saison aber hat die Bürgermeisterin ihr Kostüm gewechselt. Sie wird als Robin Hood erscheinen. Dass beide Figuren sehr freiheitsliebend sind, sei kein Zufall, versichert sie. Auch für die nächsten Jahre hat Tausendfreund bereits Kostümideen, sie ist also nun richtig in Fahrt gekommen. Die werden natürlich noch nicht verraten.

Susanna Tausendfreund als Robin Hood. (Foto: Angelika Bardehle)

Tausendfreunds Faschings-Highlight: Am Rosenmontag, 12. Februar, stürmen voraussichtlich wieder die Schwanecker Rittersleit gegen 15 Uhr das Rathaus. Dann muss die Bürgermeisterin einen riesigen Rathausschlüssel und eine Amtskette herausrücken. Am Faschingsdienstag, 13. Februar, bekommt sie beides beim Faschingstreiben auf dem Kirchplatz, Beginn 14 Uhr, zurück.

© SZ vom 25.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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