Energie:Unterschleißheim baut Versorgung mit Erdwärme aus

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Die Stadt leiht dem kommunalen Geothermie-Unternehmen zwei Millionen Euro zur Erweiterung des Netzes

Von Gudrun Passarge, Unterschleißheim

Wärme aus der Tiefe ist in Unterschleißheim ein wachsender Geschäftsbereich. Aktuell hat der Stadtrat einstimmig entschieden, der Geothermie Unterschleißheim (GTU), einer hundertprozentigen Tochter der Stadt, ein Darlehen über zwei Millionen Euro zu gewähren, damit der Netzausbau voranschreitet. Die GTU versorgt bereits jetzt circa 31 Prozent der Haushalte der Stadt sowie etliche Gewerbebetriebe und öffentliche Gebäude. 2016 hat das Unternehmen 51 806 Megawattstunden Wärme verkauft, es machte einen Gewinn von 266 539 Euro.

Das im Jahr 2000 gegründete Geothermie-Unternehmen machte damit bereits im dritten Jahr hintereinander Gewinn, wie der geschäftsführende Vorstand Thomas Stockerl erläutert. Und auch für 2017 - das Geschäftsjahr ist noch nicht abgeschlossen - zeichne sich ein gutes Jahr ab. Diese Entwicklung sei so nicht vorhersehbar gewesen, ein Business-Plan habe erst 2028 schwarze Zahlen prognostiziert. Stockerl macht dafür drei Faktoren verantwortlich. Ein wichtiger Grund sei, dass die Stadt der GTU 15,9 Millionen als Eigenkapital zur Verfügung gestellt hat. So sei es 2012/13 gelungen, Bankendarlehen zurückzuzahlen, was den Betrieb von der Zinslast befreit habe. Positiv sei aber auch die Nachfrage zu bewerten. Und schließlich legt Stockerl Wert darauf, dass es sich bei der Geothermie um ein Klimaschutzprojekt handelt - "und Klimaschutz kostet". Der Vorstand hat auch Zahlen parat, was durch den Einsatz des heißen Wassers an Kohlendioxid eingespart wurde: Seit der Betriebsaufnahme 2003 sind es 101 950 Tonnen.

Die langfristigen Prognosen gehen davon aus, dass der Betrieb in der Gewinnzone bleibt, "wenn nichts Unvorhergesehenes passiert", wie Stockerl sagt. Konkret erinnert er an den Pumpenausfall 2004, der erhebliche Kosten verursacht habe. Der Rechtsstreit mit dem Verursacher sei immer noch nicht abgeschlossen, aber die Stadt habe den Schaden kompensiert. "Es ist schon eine Freude, es mit einem Gesellschafter zu tun zu haben, der sehr engagiert und aufgeschlossen ist", sagt Stockerl.

Bereits jetzt durchziehen 12 809 Meter Hauptleitungen den Ort, um Bewohner und Betriebe mit Hilfe des circa 80 Grad warmen Wassers mit Wärme zu versorgen. Insgesamt sind 242 Häuser mit 4004 Wohnungen angeschlossen sowie elf Büro- oder Gewerbegebäude und 14 kommunale Einrichtungen. Unter sonstige Gebäude wird etwa auch die evangelische Kirche aufgeführt. An Schulden listet der Bericht 5,3 Millionen Euro auf. Die Auslastung der Anlage liegt aktuell bei 37,62 Megawatt, 42 Megawatt ist die Zielgröße für die nächsten Jahre. Schätzungsweise wird dieser Wert 2020 erreicht. Für den geplanten Netzausbau will die GTU das Darlehen der Stadt in Anspruch nehmen, das sie flexibel abrufen kann und zu marktüblichen Zinssätzen zurückzahlt. Bürgermeister Böck (SPD) findet diesen Deal nicht schlecht, schließlich müsste die Stadt bei der Bank Strafzinsen für ihr Geld bezahlen.

Das Wachstum hat Folgen. Die Kapazitäten der Anlage werden dann ausgereizt sein, wenn die 42 Megawatt Leistung erreicht werden. Spätestens dann sei "eine weitere Anlage zur Wärmeerzeugung notwendig", sagt Stockerl. Möglich ist etwa eine zweite Förderbohrung, ein Wärmespeicher oder die Senkung der Rücklauftemperaturen im Fernwärmenetz. Momentan werde das Wasser mit 59 Grad wieder in den Boden zurückgepumpt. Die Varianten würden gerade in einer Machbarkeitsstudie untersucht. Das Ergebnis wird Anfang Dezember im Aufsichtsrat der GTU besprochen.

© SZ vom 30.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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