Dünger für den Balkon:Kompost, der nicht stinkt

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Christine Nimmerfall ist Kräuterpädagogin und Umweltberaterin. (Foto: privat)

Wer keinen Garten hat, kann seine Küchenreste mit Mikroorganismen einsprühen und zu Bokashi fermentieren. Kräuterpädagogin Christine Nimmerfall erklärt, wie das funktioniert.

Von Angela Boschert, Oberhaching

Gemüse und Obst aller Art gibt es bei uns nahezu das ganze Jahr über. Selbstgezogenes schmeckt jedoch am allerbesten. Doch was tun, wenn man keinen Garten hat? Dann kann man Radieschen, Cocktailtomaten oder sogar Pflücksalate im Balkonkasten ziehen. Wie man für sie einen hochwertigen Dünger aus Küchenresten herstellt, erklärt die Kräuterpädagogin und Umweltberaterin Christine Nimmerfall am Dienstag im Webinar des Verkehrs- und Gartenbauvereins Oberhaching unter dem Titel "Küchen-Bokashi - wertvoller Dünger für Ihre Kübel, Tröge und den Garten".

"Die Sache ist sehr speziell", sagt Nimmerfall und erzählt spannend und kurzweilig über "Bokashi", was so viel bedeutet wie "allerlei fermentiertes organisches Material": Dabei werden im Haushalt anfallende Küchenabfälle mit einer speziellen Mikrobenmischung fermentiert und nach einer Vererdungsphase vielseitig in Pflanzgefäßen oder im Garten als hochwertiger Dünger eingesetzt. "Bokashieren ist ein Fermentieren, ähnlich wie bei Sauerkraut, das ebenfalls anaerob hergestellt wird", sagt Nimmerfall.

Man benötigt nur einen luftdicht verschließbaren Eimer mit Siebeinsatz und eine kleine Sprühflasche für die Mikrobenmischung, die in der Fachsprache als "aktive effektive Mikroorganismen" (EMa) bezeichnet wird und im Fachhandel erhältlich ist. Man braucht auch etwas Geduld. Denn bis aus Kartoffel-, Obst- und Gemüseschalen oder auch Kaffeesatz Dünger wird, dauert es etwa fünf bis sechs Wochen . Wichtig sei, so Nimmerfall, die anfallenden Küchenreste sofort mit der Mikrobenmischung zu besprühen.

Auch dürfe man das schöne, weiße Pelzchen, das sich im Zuge des Bokashierens obenauf bildet, nicht für Schimmel halten. Es bilde sich aus fermentaktiven Pilzen und Hefen und zeige, dass die Fermentierungsphase abgeschlossen sei. Doch sei das Bokashi jetzt vom Milieu her noch sehr sauer und dürfe erst nach einer etwa dreiwöchigen Vererdungsphase als Dünger verwendet werden. "Man gießt ja auch nicht mit Essig", warnt Nimmerfall. Dafür könne man mit dem fertigen Bokashi seine Blumen hochwertig düngen und sogar vorhandene Blumentopferde aus dem Vorjahr auffrischen, erklärt die 60-jährige Gartenexpertin.

"Das Schöne am Bokashi ist, dass man sich als Gärtner damit auf kleinen Flächen eigenen hochwertigen Kompost aufbauen kann, und es nicht stinkt. Auch weiß ich, welcher Art meine Küchenabfälle sind. Kaufe ich nur Bioprodukte ein, schaffe ich mit Bokashi einen 1a-Biodünger". Es ist eine spezielle Methode, die per Zufall entdeckt wurde: Als der japanische Agrarwissenschaftler Teruo Higa Anfang der Achtzigerjahre erforschte, welche Kreisläufe mit Mikroorganismen im Boden stattfinden, entdeckte er, wie bestimmte Milchsäure-und Photosynthesebakterien, Hefen und fermentaktive Pilze zusammenwirken und stellte eine Multimikrobenmischung her, die ihn zum Erfinder der "Effektiven Mikroorganismen" machte. Das platzsparende Bokashieren fand in Japan rasch Verbreitung. Nimmerfall möchte es auch im Landkreis München bekannt machen.

Den Link zum Zoom-Webinar des Gartenbauvereins Oberhaching am Dienstag, 8. Februar, von 18 bis circa 18.45 Uhr erhält, wer sich unter info@vg-oberhaching.de anmeldet und nötigenfalls den Mitgliedsantrag auf der Homepage https://www.vg-oberhaching.de/Mitgliedschaft/ ausfüllt. Für 14 Euro Beitrag im Jahr gibt es viele Vorträge und Tipps.

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