Diskussion mit Anton Hofreiter:Gymnasiasten wollen alles wissen

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Gefragter Mann: Anton Hofreiter, Fraktionschef der Grünen im Bundestag, im Gespräch mit Ottobrunner Gymnasiasten. (Foto: Claus Schunk)

Der Fraktionschef der Grünen im Bundestag diskutiert mit Schülern beim Europatag in Ottobrunn.

Von Sophie Kobel, Ottobrunn

"Das Gespräch hat uns Toni Hofreiter ja quasi noch geschuldet", sagt Chiara Voegt, 17, und lacht. Gemeinsam mit ihren Klassenkameraden sitzt sie in der Aula des Gymnasiums Ottobrunn, hier werden sie nächstes Jahr um diese Zeit Abitur schreiben. 140 Stühle stehen vor der kleinen Bühne, es ist heuer ein besonderer Europatag für die Schule: Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Toni Hofreiter, beantwortet in einer Podiumsdiskussion Fragen der Elftklässler zu Europa und der EU. Eigentlich hätte das Gespräch 2017 stattfinden sollen, als die Jahrgangsstufe in Berlin war. Aber Hofreiter hatte damals keine Zeit, als Entschädigung kommt der in Sauerlach aufgewachsene Politiker zu Besuch nach Ottobrunn.

Der Schulgong ertönt. Sechs Schüler nehmen auf der Bühne Platz, in ihrer Mitte sitzt Hofreiter. Verbale Berührungsängste hat die Q11 von Anfang an nicht. Dafür sind sie viel zu neugierig. "Welche Sanktionen des Vereinigten Königreiches betreffen uns als zukünftige Abiturienten in Sachen Reisen, Studieren und Ausbildung?", fragt Oliver Steinbeck, 17, der für das Themengebiet Brexit zuständig ist. Eine konkrete Antwort gebe es derzeit nicht auf diese Frage, meint Hofreiter: "Das Kabinett ist zerstritten, es ist unklar, was Großbritannien will. Je härter der Brexit aussehen wird, desto schwieriger wird es sein, dort zu arbeiten und zu studieren."

Jetzt ist Chiara Voegt an der Reihe: "Macron hat seine politischen Pläne für die EU vorgestellt, was erhoffen Sie sich von Deutschland? Und wie geht es in der Zukunft weiter?" Er hoffe auf eine baldige Antwort der Bundesregierung, mache sich aber Sorgen um die europäische Banken, vor allem um die Italiens. Das junge Publikum lacht, als Hofreiter versucht, die Dimensionen des Problemes anschaulich zu erläutern: "Für die EU ist die Pleite eines kleinen Landes, wie zum Beispiel Griechenland, als ob in Deutschland Bremen pleite gehen würde. Stürzt aber Italien ein, wäre es mit einem Bankrott Bayerns vergleichbar." Chiara ist positiv überrascht von dem Nachmittag: "Ich dachte, dass es sich mehr anfühlen würde wie Wahlkampf, aber ich fand seine Einstellung eigentlich sehr neutral. Es war angenehm, dass er meistens als Abgeordneter, manchmal aber auch als Privatperson geantwortet hat."

Die Themen sind breit gestreut

Die Themen, mit denen sich die Kollegstufe in Sozialkunde für das Treffen auseinandergesetzt hat, sind breit gestreut: "Ist die allgemeine Angst, dass deutsche Arbeitskräfte ersetzt werden, berechtigt?", "Wie wird es mit den Grenzen weitergehen?", "Hätte die Bundesregierung beim Abgasskandal anders reagieren sollen?". Die Fragen aus dem Publikum hören nicht auf, nach anderthalb Stunden ertönt das zweite Mal der Schulgong. Chiara und ihre Klassenkameradin Liv Imming, 17, steigen von der kleinen Bühne. Ihr Fazit? Beide wünschen sich mehr als 45 Minuten Sozialkunde in der Woche. "Beruflich möchte ich zwar nicht in eine politische Richtung gehen, aber nebenbei engagieren werde ich mich auf jeden Fall", da ist sich Liv sicher. Chiaras Interesse wurde besonders in der EU-Politik durch die Wochen vor den Veranstaltungen zunehmend geweckt. "Es ist einfach schön zu sehen, dass sich Lehrer und Politiker so sehr für unsere Meinung interessieren."

© SZ vom 11.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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