Denkmalschutz:Verjüngungskur für die Alte Apotheke

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Die einstige Apotheke in Siegertsbrunn steht unter Denkmalschutz. (Foto: Sebastian Gabriel)

Das leer stehende gemeindliche Gebäude in Siegertsbrunn wird vorsichtig ausgeräumt, entkernt und umgebaut. Anschließend soll es wieder als Treffpunkt dienen - zum Teil mit dem Original-Inventar

Von Patrik Stäbler, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Diese Woche sind gewissermaßen die Möbelpacker angerückt vor der Alten Apotheke in Siegertsbrunn. Anders als bei üblichen Umzügen sind hier jedoch nicht Kraft und Schnelligkeit gefragt, sondern Feingefühl und Sorgsamkeit. Denn in dem seit Jahren leer stehenden Gebäude in der Bahnhofsstraße wird ein Schreiner zunächst das historische Interieur im Erdgeschoss ausbauen - also sämtliche Schubläden, Glasvitrinen und anderes Mobiliar. All dies werde eingelagert, restauriert und "ganz zum Schluss" wieder an alter Stelle eingebaut, erklärt Stefan Piehlmaier, der sich im Bauamt des Rathauses federführend um die Sanierung des Gebäudes kümmert, sodass der Offizin genannte Werkraum seine frühere Anmutung zurückerhält.

Bis es so weit ist, wird jedoch noch einige Zeit verstreichen. Denn nachdem die denkmalgeschützte ehemalig Apotheke leer geräumt ist, stehen umfangreiche Renovierungs- und Umbauarbeiten an. "Das Gebäude wird ziemlich komplett entkernt", sagt Piehlmaier. Im hinteren Bereich solle aus Brandschutzgründen ein neues Treppenhaus eingebaut werden. Zudem bekomme der niedrige Keller des Gebäudes etwas mehr Höhe, um dort künftig die Sanitäranlagen unterzubringen. "Das ist eine sehr aufwendige Arbeit, auch weil man im Keller keine großen Maschinen wie einen Bagger einsetzen kann", sagt der Bauamtsmitarbeiter. Eine weitere Herausforderung stellt der Denkmalschutz dar. "Das bedeutet mehr Aufwand, mehr Zeit und mehr Geld", sagt Piehlmaier. Jedoch gibt er sich überzeugt, dass nach dem Abschluss der Bauarbeiten im Frühjahr 2022 "ein sehr schönes Gebäude" die Bahnhofsstraße schmücken werde.

Die Sanierungskosten schätzt das Rathaus auf circa 2,1 Millionen Euro; allerdings rechnet die Gemeinde mit stattlichen Zuschüssen. "Wir haben Förderanträge bei fünf Institutionen gestellt", berichtet Stefan Piehlmaier. Und schon jetzt gebe es "erste Andeutungen, dass da was kommt". Ist die Sanierung einmal abgeschlossen, wird die Gemeinde die Wohnung im zweiten Stock des Gebäudes vermieten.

Ins erste Obergeschoss soll die Elterninitiative Zwergerlstube zurückkehren, sagt Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD). Die Einrichtung bietet bisher Eltern-Kind-Gruppen und einen Spielkreis an, könnte künftig aber zur Großtagespflege ausgebaut werden. Die Zwergerlstube war bis 2014 in der Alten Apotheke beheimatet, ehe sie aus Brandschutzgründen ausgelagert werden musste. Seither steht das historische Gebäude leer, dessen Sanierungsbedarf bereits von außen deutlich erkennbar ist.

Erbaut wurde das Gebäude als zweistöckiges Wohnhaus im Jahr 1911, und zwar von dem Münchner Schreinerehepaar Benedikt und Magdalena Ahorner, nach denen später die Ahornstraße benannt wurde. Gut zwanzig Jahre danach erfolgte ein größerer Umbau im Innern, ehe 1956 im Erdgeschoss die "St. Leonhards Apotheke" eröffnete - die erste in Höhenkirchen und Siegertsbrunn. 1990 zog das Geschäft aus Platzgründen in das neue Sparkassengebäude schräg gegenüber um, worauf die Gemeinde das Haus zunächst anmietete und 2013 erwarb. Während die Räume im Obergeschoss zu Wohnzwecken vermietet wurden, fanden im einstigen Verkaufsraum im Parterre verschiedene Vereine und Gruppen eine Heimat, etwa der Literaturkreis, der Frauentreff und das Café Lichtblick.

Kurzum: Die ehemalige Apotheke war in jenen Jahren ein beliebter Treffpunkt in Siegertsbrunn - und das soll das Gebäude nach der Sanierung wieder werden. Hierfür entstehen im Parterre ein Mehrzweckraum für Versammlungen und Vorträge sowie im früheren Offizin ein sogenanntes Bürgercafé, das von Vereinen und für Veranstaltungen genutzt werden kann.

Dort gebe es zur Bahnhofstraße hin auch einen erhöhten Freiplatz, der bestuhlt werden könne, sagt Stefan Piehlmaier. Insgesamt solle im Außenbereich "eine Art Platzcharakter" entstehen - auch mit Blick auf das Nachbargrundstück, wo die Gemeinde die Errichtung eines Familienzentrums plant, sagt Bürgermeisterin Konwitschny. Um dieses Projekt ringt die Lokalpolitik seit Jahren; ein konkreter Termin für den Baubeginn ist noch nicht absehbar. "Der Wille, dass das mal angepackt wird, ist da", bekräftigt die Rathauschefin. "Aber aktuell gibt noch größeren Diskussionsbedarf." Noch in diesem Jahr, kündigt Konwitschny an, wolle man sich auf das weitere Vorgehen verständigen.

© SZ vom 04.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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